Hamburg. Der HSV hatte gegen St. Pauli mit zehn Mann weitergespielt wie zuvor mit elf. Beim DFB-Pokal in Leipzig wird der Trainer aber umstellen.
Natürlich hat Tim Walter am Sonnabend das Bundesligaspiel zwischen RB Leipzig und Hertha BSC gesehen (3:2). In der zweiten Halbzeit konnte er sehen, wie sein HSV am Dienstag (18 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) in der zweiten Runde des DFB-Pokals zu einem Überraschungserfolg beim Titelverteidiger kommen könnte – Hertha holte zwei Tore auf und kam dem dritten ganz nahe.
In der ersten Halbzeit, in der die Berliner mit 0:3 untergingen, konnte Walter sehen, wie man es besser nicht tun sollte. „Wir müssen schon den Ball haben wollen und mit Mut und Intensität dagegenhalten, sonst kann es am Dienstag schnell genauso aussehen“, sagte Walter am Sonntag.
HSV-Trainer Walter verteidigt Taktik im Derby beim FC St. Pauli
Aber seine Mannschaft könne ja sowieso nicht anders. Immer gewinnen zu wollen, das sei „die DNA“ dieses HSV: „Das ist eine unserer Lehren aus der Vorsaison, in der wir zu viele Unentschieden hatten.“
Und das sei auch der Grund, warum der HSV am Freitag im Stadtderby beim FC St. Pauli nach dem frühen Platzverweis für Kapitän Sebastian Schonlau so weitergespielt hat, als stünde er noch immer zu elft auf dem Platz.
Walter hatte darauf verzichtet, die Mannschaft umzustellen und den Innenverteidiger zu ersetzen – und sich damit vercoacht, wie Kritiker meinen?
Tatsache ist: Der HSV bot St. Pauli in der Defensive Lücken an und ging am Ende mit 0:3 unter. Es war im 108. Derby die höchste Niederlage des nicht mehr ganz so großen Rivalen gegen den nicht mehr ganz so kleinen.
Der Trainer verteidigte seine Sturheit auch mit zwei Tagen Abstand: „Wir waren trotzdem auch danach noch aktiv. Der Glaube daran, auch mit zehn Mann zu gewinnen, ist da, darum musst du so agieren. Wir halten daran und lassen uns nicht unterkriegen. Zu sagen: Nur nicht verlieren – das sind wir nicht.“
HSV-Trainer Walter gibt David Startelfgarantie für DFB-Pokal
So viel immerhin gab Walter zu: Die Rote Karte sei „ein Knackpunkt“ in der Partie gewesen. „Dass wir bis zu dem Zeitpunkt nicht alles richtig gemacht haben, ist klar. Aber wir waren ganz gut in der Partie, hatten ein paar Standards, hatten eigentlich alles im Griff. Durch eine Unachtsamkeit dezimiert zu sein darf uns so nicht passieren, ist uns aber passiert.“ Schonlau hatte St. Paulis Etienne Amenyido entwischen lassen und sich dann als letzter Mann nur mit einem regelwidrigen Schubser zu helfen gewusst.
Am Dienstag in Leipzig dürfte der Kapitän trotzdem spielen. Ob er es auch darf, ließ Walter am Sonntag offen. Dafür gab er Ersatzmann Jonas David eine überraschende Startelfgarantie, „weil ich von ihm überzeugt bin. Er hätte auch ohne die Rote Karte in Leipzig gespielt.“
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Ein leichtes Fragezeichen stehe noch hinter dem Einsatz von Robert Glatzel, den Stürmer plagen weiterhin Rückenbeschwerden. Walter vertraut da ganz auf Glatzels Körpergefühl: „Bobby ist so reflektiert, dass er genau weiß, wann er uns hilft und was nicht.“