Hamburg. Der 28-Jährige freut sich auf das nächste Wiedersehen mit seinem Ex-Club Holstein Kiel – und erklärt, warum er Busquets gerufen wird.

Am späten Sonnabend stand der Weltstar plötzlich im Bauch des Volksparkstadions – und stand nach dem 1:0 des HSV gegen den Karlsruher SC Rede und Antwort: Sergio Busquets. 133 Länderspiele für Spanien, 451 Pflichtspiele für den FC Barcelona. Ohne Frage einer der besten defensiven Mittelfeldspieler dieses Planeten. Und dieser Busquets musste nun erklären, warum er sich nach 100 Prozent Passquote in der Vorwoche diesmal vier Fehlpässe gegen den Karlsruher SC erlaubt hatte.

Busquets war natürlich nicht der echte Busquets. Sondern Jonas Meffert. Doch als HSV-Co-Trainer Merlin Polzin an dem auskunftsfreudigen Mittelfeldmann vorbeiging, raunte er ihm ein anerkennendes „Busquets, Busquets“ zu. Es ist Mefferts inoffizieller Spitzname – und das hat gleich zwei Gründe: Zum einen ist der gebürtige Kölner bereits seit seiner Kindheit ein großer Fan der spanischen Passmaschine. Und zum anderen hat er selbst vor zwölf Tagen das Kunststück vollbracht, beim 2:0-Sieg des HSV in Nürnberg ein perfektes Spiel absolviert zu haben – also eine Partie ohne einen einzigen Fehlpass.

HSV News: Meffert machte das Unmögliche möglich

„100 Prozent sind eigentlich unmöglich“, sagt Meffert am Dienstagmorgen, als er in der Redaktion des Abendblatts am Großen Burstah im Podcast „HSV – wir müssen reden“ zu Gast ist. Dass er aber vor anderthalb Wochen das Unmögliche möglich gemacht hat, macht ihn schon ein wenig stolz. „Ich habe das erst später nach dem Abpfiff realisiert. Das war dann schon ziemlich cool“, sagt Meffert. „Ich habe gegen Nürnberg ja auch nicht nur nach hinten gepasst, sondern beide Tore mit eingeleitet. Für mich war das schon ein besonderes Spiel.“

Besondere Spiele sind derzeit bei Meffert an der Tagesordnung. Erst das unmögliche 100-Prozent-Spiel in Nürnberg, das er und der HSV 2:0 gewannen. Dann der 1:0-Sieg gegen seinen Ex-Club aus Karlsruhe, den er am späten Abend noch mit seiner Schwester, seiner Mutter, seiner Freundin, Kapitän Sebastian Schonlau und dessen Freundin in einer Bar in Ottensen begoss und dann auch noch in seinen 28. Geburtstag reinfeierte. Und nun folgt am kommenden Freitag auch noch die nächste Ex – das Duell mit Holstein Kiel, wo er vor seinem Wechsel zum HSV drei Jahre lang gespielt hatte.

HSV News: Meffert fährt regelmäßig nach Kiel

„Ich habe noch immer eine sehr besondere Verbindung nach Kiel“, sagt Meffert, der zwar sehr gerne in Hamburg-Ottensen wohnt, aber noch immer mindestens einmal die Woche nach Kiel fährt. Dort trifft er oft ehemalige Mannschaftskollegen wie Stephan Tesker, Hauke Wahl, Aleksandar Ignjovski oder Fabian Reese. Nahezu immer trifft er aber Holsteins Physiotherapeuten Tim Höper, neben dem er in seiner Kieler Zeit wohnte.

„Die Höpers wurden in meiner Holstein-Zeit zu einer Art Ersatzfamilie für mich“, sagt Meffert, der im Abendblatt-Podcast berichtet, wie er gerade zu Corona-Zeiten fast täglich zu seinen Nachbarn rübergegangen ist. „Ich habe dann mit den Töchtern oder mit den Hunden im Garten gespielt, wir haben zusammen gegessen. Es war einfach eine sehr familiäre Atmosphäre“, sagt Meffert.

„Hamburg ist schon eine fantastische Stadt“

Diese Art der Nachbarschaft vermisse er in Ottensen. Einerseits. Andererseits genießt es Meffert auch, es sich mit seiner Freundin in den Cafés in Altona gutgehen zu lassen, mit Mops Mia an die Elbe zu gehen und im Fischers Park Basketball zu spielen. „Hamburg ist schon eine fantastische Stadt“, sagt Meffert.

Eine fantastische Stadt mit einem Club, der in der Zweiten Liga aber noch nie gegen Holstein Kiel gewinnen konnte. „Das ist schon ein wenig komisch“, sagt Meffert, der aber auch einen Erklärungsansatz hat. „Für Holstein ist das Spiel gegen den HSV das größte Spiel der Saison. Das Stadion wird ausverkauft sein, die ganze Stadt will dann Karten“, so Meffert. „Als Kieler ist es nicht möglich, gegen den HSV nicht alles zu geben.“

„Jeder Spieler in der Zweiten Liga will zum HSV“

Ohnehin sei der HSV etwas Besonderes. Sagt Meffert. Als Gegner. Aber auch als Sehnsuchtsziel. „Jeder Spieler in der Zweiten Liga will zum HSV“, sagt der Ex-Kieler-Ex-Karlsruher. Das sei bei ihm nicht anders gewesen, obwohl auch der Faktor, dass der frühere Holstein-Trainer Tim Walter im vergangenen Jahr beim HSV unterschrieben hatte, eine große Rolle gespielt habe.

Ihn habe er nur einen Tag nach der verlorenen Relegation mit Kiel gegen den 1. FC Köln durch Zufall in einem Kieler Restaurant am Strand getroffen, als er mit Ersatzfamilienpapa Tim Höper essen war. Walter habe ihn nach der verlorenen Relegation bemitleidet und dann gesagt, „dass wir es ja nächste Saison gemeinsam besser machen könnten. Er meinte das auch ernst.“ Allzu lange musste Meffert über Walters Angebot nicht nachdenken. „Ich habe ihm dann den Tipp gegeben, dass ich ja eine Ausstiegsklausel habe.“ Wenige Tage später stand der Wechsel von Meffert zum HSV fest.

Meffert in Hamburg der Führungsspieler

Bereut hat er seinen Wechsel nicht. In Hamburg ist Meffert unumstrittener Führungsspieler – und hat sich auch zur Aufgabe gemacht, für ein gewisses Wohlfühlklima in der Mannschaft zu sorgen. Als beispielsweise Giorgi Chakvetadze im Winter zum HSV wechselte, nahm sich Meffert des introvertierten Georgiers, der weder Deutsch noch Englisch sprach, an.

Der Rheinländer verabredete sich mit Chakvetadze zum Tennis und zum Basketball – und zeigte dem Neuzugang sogar den Kiez. Am Ende wurden aus den Kollegen echte Freunde. „Mir ist wichtig, dass sich jeder wohl fühlt in der Mannschaft“, sagt Meffert. „Ich hätte mich am meisten gefreut, wenn Giorgi geblieben wäre.“

HSV News: Meffert will gegen Kiel siegen

Nun muss der HSV am Freitag (18.30 Uhr) ohne Chakvetadze bei Holstein Kiel antreten – dafür aber wieder mit Sergio Busquets-Meffert. Das heimliche Ziel des Tiki-Taka-Hamburgers: Erstmals in der Zweiten Liga gegen Kiel gewinnen – und noch einmal die 100 Prozent schaffen.

Stürmer Ransford Königsdörffer (20) und der zum KSC verliehene Innenverteidiger Stephan Ambrosius (23) wurden erstmals für die Freundschaftsspiele Ghanas gegen Brasilien (23.9.) und Nicaragua (27.9.) nominiert.