Hamburg. 1,8 Millionen Euro investierten die Hamburger in den Mittelfeldspieler, der in Bielefeld erstmals zeigte, was wirklich in ihm steckt.

Laszlo Bénes dokumentierte nach dem 2:0-Sieg des HSV bei Arminia Bielefeld seine Gefühlslage dort, wo es Profifußballer gerne machen. In den sozialen Netzwerken. "All 3 Points are coming home. Glad to score my first goal of the Season", schrieb er auf Englisch. In den Kommentaren gratulierten mehr als 100 Personen, darunter die Mitspieler Ludovit Reis und Miro Muheim sowie Lebensgefährtin Viktoria, die einfach nur zwei Herzen unter das Foto von Bénes postete.

HSV: Bénes widmete Traumtor seiner Lebensgefährtin Viktoria

Viel Liebe steckte "Laci", wie ihn die Kollegen beim HSV nennen, auch in seinen ersten Torjubel für den HSV. Erst brüllte er seine Freude raus, zeigte mit dem Finger in Richtung Ersatzbank, ehe er sich von einem Balljungen ein Spielgerät reichen ließ, um es anschließend unter sein Trikot zu stecken und parallel dazu am Daumen zu nuckeln. "Meine Freundin Viktoria und ich erwarten ein Baby. Daher habe ich mit meinem Daumen-Jubel ihnen das Tor gewidmet", erklärte Bénes freudestrahlend.

Für Bénes war das sehenswerte Weitschusstor aus knapp 23 Metern eine Befreiung. Der für 1,8 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtete Mittelfeldspieler blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Im Spiel bei Eintracht Braunschweig (2:0) und bei der Heimpremiere gegen Hansa Rostock (0:1) stand der Nationalspieler in der Startelf, wurde aber jeweils nach schwacher Leistung als erster Profi ausgewechselt.

Beim DFB-Pokal-Spiel gegen die SpVgg Bayreuth (3:1 nach Verlängerung), beim 1:0-Sieg gegen Heidenheim und eben jetzt in Bielefeld saß der 24-Jährige, der den Stammplatz an Maximilian Rohr verloren hat, nur auf der Bank. Es wirkt so, als würde Bénes mit der anspruchsvollen Spielweise von Trainer Tim Walter, für den er bereits ein halbes Jahr bei Holstein Kiel spielte, noch fremdeln. "Die Spielidee kenne ich, die Mitspieler, ihre Laufwege und viele weitere Dinge aber sind neu. Ich weiß selbst, dass ich besser spielen kann. Es geht immer besser – und daran arbeite ich", erklärte Bénes in der vergangenen Woche im Abendblatt-Interview.

HSV: War das Traumtor die Wende zum Guten für Bénes?

Bei dem Tor in Bielefeld zeigte Bénes seine große Stärke. Sein linker Fuß, das wussten sie bereits bei Borussia Mönchengladbach, kann eine fußballerische Waffe sein. Gute Schusstechnik, filigrane Ballbehandlung, starke Standardsituationen, all das sorgte dafür das der ehemalige Mönchengladbacher Sportvorstand Max Eberl den HSV-Profi einst als ein absolutes Toptalent betitelt hatte. Der Durchbruch wollte Bénes bei den "Fohlen" aber nicht gelingen, vor allem auch deshalb, weil der Offensivspieler in Phasen, in denen es nicht so gut lief, zu phlegmatisch auftrat.

Beim HSV glaubt man trotz der Anlaufschwierigkeiten an den offensiven Mittelfeldspieler. Trainer Walter machte nie einen Hehl daraus, dass man Bénes nicht als Sofortverstärkung einordnen soll. In den vergangenen Monaten hatte der Techniker kaum Spielpraxis, was man ihm auch anmerkt. Seine Mitspieler glauben, dass der wunderschöne Treffer gegen Bielefeld der Wendepunkt seiner bisher wenig zufriedenstellenden Zeit beim HSV sein kann. "Überragender Ball von Laci. Wir wissen, was er für eine Qualität hat. Ich gönne es ihm sehr, dass er so einen Befreiungsschlag gesetzt hat. Das war ein Traumtor", lobte Torhüter Daniel Heuer Fernandes, der Zustimmung von HSV-Kapitän Sebastian Schonlau erhielt. "Laci hat sich ein Herz genommen und den Ball reingehauen. Das war ein phänomenales Tor", schwärmte der 28-Jährige.

Vor allem war es ein Treffer, der bei Laszlo Bénes große Gefühle auslöste. Und das gleich im doppelten Sinne.