Hamburg. Nach Bilbija soll mit Königsdörffer ein weiterer gebürtiger Berliner unterschreiben. Noch fehlt aber das Transferbudget.

Wer zwei Wochen nach der verlorenen Relegation noch einen Nachweis brauchte, dass der HSV sein Hertha-Trauma überwunden hat, der musste nur ganz genau bei den bisherigen Transferaktivitäten und -plänen aufpassen. So wurde zunächst der gebürtige Berliner Filip Bilbija ablösefrei verpflichtet, ehe man sich nun vor allem um Ransford-Yeboah Königsdörffer, ebenfalls in der Hauptstadt geboren und aufgewachsen, kümmert. Mehr Berlin geht nicht.

Der Berliner Nummer eins (Bilbija) absolvierte bereits am Freitag seinen Medizincheck im UKE Athleticum und unterschrieb danach seinen Vierjahresvertrag. „Ich möchte mich unbedingt weiterentwickeln“, sagte Bilbija, der von Tennis Borussia und Hertha 03 Zehlendorf in der Hauptstadt ausgebildet wurde, ehe ihm beim FC Ingolstadt der Durchbruch zum Profi gelang.

Beim Berliner Nummer zwei (Königsdörffer), der als Kind beim SC Minerva 93 und SC Charlottenburg spielte, ehe er als 13-Jähriger in den Hertha-Nachwuchs wechselte, muss man dagegen noch ein wenig Geduld haben. Anders als von Sky berichtet, liegt noch keine Beschlussvorlage für den bulligen Flügelflitzer vor, der in der Jugend die 30 Meter in 3,8 Sekunden sprintete. Zum Vergleich: Weltrekordler Usain Bolt war nur zwei Hundertstelsekunden schneller.

Das ist der HSV-Stand bei Königsdörffer

Nach Abendblatt-Informationen hat der HSV mittlerweile aber Königsdörffers Management (AKA Global GmbH) kontaktiert, auch mit Dynamo Dresdens Sportchef Ralf Becker hat es einen ersten Austausch gegeben. Beim HSV hofft man, bis zum geplanten Österreich-Trainingslager (voraussichtlich vom 26. Juni bis zum 3. Juli) Nägel mit Köpfen zu machen. Allerdings hat Becker keine Eile, weil er zunächst einmal einen neuen Trainer für den Zweitliga-Absteiger verpflichten möchte, mit dem er dann final die Personalie Königsdörffer besprechen will.

Und auch beim HSV könnte es noch ein paar Tage dauern, da es auch zwei Wochen nach dem Saisonfinale noch kein vom Aufsichtsrat offiziell abgestimmtes Transferbudget gibt. Im Fall von Bilbija war das kein Problem, weil der 22-Jährige ablösefrei aus Ingolstadt verpflichtet wurde. Königsdörffer dürfte dagegen trotz Dynamos Abstieg teuer werden. Der frühere HSV-Sportvorstand Becker soll auf eine Ablöse von einer Million Euro für den 20-Jährigen hoffen. Zur Erinnerung: Genauso viel hat auch Toptorjäger Robert Glatzel (28), der gerade seinen Vertrag zu stark verbesserten Bezügen verlängert hat, gekostet.

Hertha glaubte nicht an Königsdörffer

Kurioserweise dürfte sich ausgerechnet Hamburgs Relegationsgegner Hertha über die Personalie Königsdörffer ärgern. Nicht, weil der Deutsch-Ghanaer möglicherweise zum HSV wechselt. Sondern, weil die Berliner dem Eigengewächs eine derartige Entwicklung nicht mehr zugetraut hatten. Vor drei Jahren ließ man den Vertrag des Offensivwirblers nach zwei Knieoperationen sogar bewusst auslaufen. Die Sorge, dass sein Knie nicht halten würde, war groß. Doch die Sorge war unbegründet.

Allein in der vergangenen Saison hat der U-20-Nationalspieler 30 Zweitligaspiele für Dresden gemacht, dabei fünf Tore erzielt und vier vorbereitet. „Ich habe nicht gedacht, dass die Profikarriere überhaupt noch klappt“, hatte Königsdörffer, dessen Vater genau wie HSV-Legende Anthony Yeboah aus Ghana stammt, sogar in einem Interview verraten. „Aber ich habe mich nicht aufgegeben.“ Nächster Karrierestopp: Nicht Berlin, aber womöglich Hamburg.