Hamburg. Viele in der Relegation unterlegene Zweitligisten erlitten im Anschluss ein schweres Schicksal. Ein Vergleich mit dem HSV.

Für Zweitligisten ist die Relegation selten ein Grund zur Freude. In den 14 Duellen seit Wiedereinführung der beiden Bonusspiele im Jahr 2009 setzte sich elfmal der Erstligist durch. Für die meisten der unterlegenen Zweitligavereine hatte die Niederlage auch darüber hinaus weitreichende Folgen. Man könnte sogar von einer Art Relegationsfluch sprechen.

HSV kämpft gegen Relegationsfluch

Denn von den elf Zweitligisten, die den Aufstieg verpassten, konnte nur ein Club seine Leistung in der kommenden Saison bestätigen – beziehungsweise sogar verbessern. 2010 verlor Augsburg die Relegation gegen Nürnberg, feierte allerdings bereits im Jahr darauf als Zweiter den Aufstieg und ist seitdem dauerhaft Erstligist. Eine Erfolgsgeschichte, die von keiner anderen Mannschaft wiederholt wurde.

Die meisten Vereine brauchten Zeit, um den Misserfolg in der Relegation zu verarbeiten. Am härtesten erwischte es Eintracht Braunschweig. Ein Jahr nach der Relegationspleite gegen den VfL Wolfsburg stiegen die Niedersachsen 2018 in die Dritte Liga ab. Den Karlsruher SC erwischte es ein Jahr zuvor – zwei Jahre nach dem Relegations-K.-o. gegen den HSV.

Relegation: Danach ging es bergab

Es gibt noch weitere Beispiele von Zweitligisten, die in der Relegation noch vom Aufstieg in die Bundesliga träumten – und plötzlich die Dritte Liga vor Augen hatten.

  • 2011 wurde Bochum in der Relegation von Borussia Mönchengladbach besiegt, wurde in der folgenden Saison nur Elfter und blieb schließlich elf Jahre Zweitligist, ehe der Gang in die Bundesliga vor einem Jahr gelang.
  • 2013 erwies sich Hoffenheim als zu starker Gegner für den Traditionsclub Kaiserslautern, der zuletzt vier Jahre drittklassig war, nun aber zumindest wieder in die Zweite Liga zurückkehrt.
  • 2014 scheiterte Fürth nach zwei Unentschieden wegen der Auswärtstorregel am HSV. In der anschließenden Saison geriet das Kleeblatt in akute Abstiegsnöte, rettete sich aber als 14.
  • Nach der verlorenen Relegation gegen Frankfurt wurde Nürnberg in der Saison 2016/17 nur Zwölfter.
  • Auch Holstein Kiel, Relegationsteilnehmer im Jahr 2021, hat eine schwierige Saison inklusive eines Trainerwechsels hinter sich. Die Störche rangierten mehrere Spieltage auf einem Abstiegsplatz, stabilisierten sich dann aber in der Rückrunde und schlossen die holprige Spielzeit zumindest als Neunter ab.

Relegationsfluch? Was dem HSV Hoffnung macht

Erleidet der HSV ein ähnliches Schicksal? Dagegen spricht, dass die Hamburger ihre Mannschaft weitestgehend zusammenhalten werden. Ein ernsthafter Verkaufskandidat ist lediglich Josha Vagnoman, der eine Ablöse im Bereich um die sieben Millionen Euro in die leeren Kassen spülen soll.

Fest stehen bislang die Abgänge von Faride Alidou (Eintracht Frankfurt), Manuel Wintzheimer (1. FC Nürnberg), Gent-Leihgabe Giorgi Chakvetadze und Jan Gyamerah, der bei Fortuna Düsseldorf im Gespräch ist. Ob Leihstürmer Mikkel Kaufmann eine weitere Saison von Kopenhagen ausgeliehen werden kann, ist noch offen.

Zudem soll David Kinsombi den HSV bei einem passenden Angebot verlassen. Eine nennenswerte Ablöse dürfte der einst drei Millionen Euro teure Königstransfer allerdings kaum einspielen.

Nach Relegations-K.o.: HSV will aufsteigen

Verlassen werden den HSV also lediglich Spieler, die zumindest einen Großteil der Saison keine Leistungsträger waren. Dies ist der vielleicht größte Unterschied zu den bisherigen Relegationsteilnehmern aus der Zweiten Liga, die im Anschluss stets ihre besten Spieler, teilweise sogar ihren Trainer und Manager verloren.

Wie es mit HSV-Manager Jonas Boldt weitergeht, ist zwar noch offen. Doch das Spielerpersonal – so viel steht fest – wird weitestgehend zusammenbleiben und in der kommenden Spielzeit einen neuen Anlauf nehmen, in die Bundesliga aufzusteigen.

„Wir werden einer der Favoriten sein. Mit Schalke und Bremen sind zwei Hochkaräter hochgegangen und mit den Absteigern Fürth und Bielefeld sind berechenbare Mannschaften hinzugekommen“, sagte kürzlich Vorstand Thomas Wüstefeld, der den Aufstieg bereits offiziell als Ziel ausgegeben hat. „Wir sollten sehr schnell und sehr klar Signale senden, wo wir hinwollen.“