Hamburg. Nach dem Pokalcoup gegen Dortmund richten sich die Augen beim FC St. Pauli bereits voll auf den HSV – inklusive einem Partyversprechen.

Eine Nacht freuen, dann in den Derbymodus schalten: Die Pokalhelden vom FC St. Pauli haben nach der Sensation gegen den gestürzten Titelverteidiger Borussia Dortmund kaum Zeit zu feiern.

„Jetzt steht am Freitag das Derby an und da wollen wir mindestens so eine gute Leistung zeigen“, sagte Trainer Timo Schultz nach dem 2:1 (2:0) gegen den BVB und blickte dabei schon auf die Zweitliga-Partie beim HSV an diesem Freitag (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) voraus: „Da müssen wir auch wieder voll da sein, denn der Stadtrivale ist auch gut drauf.“

FC St. Pauli: Kein freier Tag vor dem HSV-Derby

Daher wollte sich Schultz zwar selbst „ein Bierchen“ genehmigen und die Mannschaft ein wenig feiern lassen ("Das gehört dazu und kommt heutzutage eh viel zu kurz“). Eine Auszeit gönnt Schultz seinen Profis deshalb aber noch lange nicht.

„Die Jungs brauchen keinen freien Tag. Die freuen sich, dass sie kommen dürfen“, sagte der 44-Jährige und lobte sein Team, das am Ende insgesamt fünf Kilometer mehr gelaufen war als der prominente Gegner: „Wir haben heute Außergewöhnliches geleistet. Für uns als Verein ist es nicht normal, dass wir die erste Runde überstehen. Jetzt stehen wir im Viertelfinale und spielen um den Einzug ins Halbfinale. Das ist fantastisch.“

Derby beim HSV: Schweinsteiger kitzelt Schultz

St. Pauli steht erstmals seit 16 Jahren im Viertelfinale – damals war nach der legendären „Bokal-Serie“ (ausschließlich Gegner mit B) erst Bayern München im Halbfinale Endstation. Eine Doku in der ARD (1,12 Millionen Zuschauer/10,8 Prozent Marktanteil) erinnerte im Anschluss an den Coup gegen Dortmund (Tagessieg mit 5,75 Millionen/19,9 Prozent) noch einmal an die vergangenen Pokalstreiche.

Traut er St. Pauli zu wenig zu? ARD-Experte Bastian Schweinsteiger (Archiv) forderte am Dienstagabend Trainer Timo Schultz heraus.
Traut er St. Pauli zu wenig zu? ARD-Experte Bastian Schweinsteiger (Archiv) forderte am Dienstagabend Trainer Timo Schultz heraus. © Imago/ULMER Pressebildagentur

Im „Ersten“ wollte zuvor auch Bastian Schweinsteiger St. Pauli noch einen kleinen verbalen Streich spielen. „Ich bin ich mal gespannt, ob man die Leistung halten kann im Derby gegen den HSV“, bemerkte der ARD-Experte auch angesichts der großen Laufleistung der Kiezkicker. Eine Steilvorlage, die der zugeschaltete Schultz am Mikrofon umgehend konterte. „Da mach dir mal keine Sorgen“, entgegnete der Ostfriese dem Weltmeister aus München gewohnt lakonisch.

Schultz: Derbysiege schöner als Pokalcoups

Vor dem Viertelfinale steht also erst einmal das Derby auf dem Programm, der HSV sammelte beim Weiterkommen gegen den 1. FC Köln ebenfalls noch einmal Selbstvertrauen. „Wir dürfen den Abend heute sicherlich genießen, das haben wir uns verdient. Ab morgen richten wir den Blick auf Freitag, da steht das nächste wichtige Spiel für uns an“, sagte Etienne Amenyido, Torschütze zum 1:0 gegen Dortmund: „Das wollen wir natürlich auch gewinnen.“

Dieses Ziel hat auch Schultz klar vor Augen. Der Ex-Profi ist bereits heiß aufs Derby, auch wenn der Coup gegen den BVB sein „schönster Sieg im Pokal“ sei. „Insgesamt bewerte ich die Siege im Derby aber noch höher“, sagte Schultz, vor dessen geistigen Auge am Dienstagabend auch deshalb schon ein ganz anderer Partyfilm ablief. „Ich gebe meinen Jungs vor allem am Wochenende Zeit zum Feiern“, kündigte er mit einem vielsagenden Lächeln an.

„Wir haben eben noch dieses Derby vor der Brust, das wollen wir angehen, dafür müssen wir gut regenerieren“, sagte Schultz. „Dann geht es auch schon wieder Volldampf ins Derby, aber mit einem Grinsen im Gesicht ist es schon ok.“

Die Statistik

  • FC St. Pauli: Smarsch – Ohlsson (74. Zander), Medic, Lawrence, Paqarada – Smith, Becker, Hartel, Irvine – Burgstaller (90. Makienok), Amenyido (75. Dittgen).
  • Dortmund: Kobel – Meunier, Akanji (76. Zagadou), Hummels, Guerreiro – Witsel (90. Moukoko), Brandt, Bellingham, Reus, T. Hazard (65. Malen) – Haaland.
  • Tore: 1:0 Amenyido (4.), 2:0 Witsel (40. Eigentor), 2:1 Haaland (58., Handelfmeter nach Videobeweis)
  • Zuschauer: 2000 (ausverkauft)