Hamburg. HSV-Sportvorstand sehnt die Wiederbelebung der Stehplätze herbei – aus einfachem Grund. Unverständnis über Zuschauerregelungen.

Wenn der HSV am übernächsten Sonnabend (11. September, 20.30 Uhr) den SV Sandhausen zum Abendspiel in der Zweiten Bundesliga empfängt, werden im Volksparkstadion Stand jetzt wie im vorigen Heimspiel gegen den SV Darmstadt (2:2) wieder 17.950 Zuschauer zugelassen sein. Die vergleichsweise geringe Kapazität stößt Hamburgs Verantwortlichen angesichts der etwa für Bundesligist RB Leipzig nun erlaubten 34.000 Fans inzwischen bitter auf.

„Ich verstehe es auch nicht“, sagt HSV-Sportvorstand Jonas Boldt zu den unterschiedlichen Regelungen, die sich nach den Bewertungen der Corona-Lage der jeweils zuständigen Kommunen und Gesundheitsämter bemessen. In Leipzig wurde RB jetzt von der Behörde ein neues Hygienekonzept für die Red Bull Arena zugutegehalten. Bis zuletzt war die Zuschauerzahl für Spiele in der Ersten und Zweiten Bundesliga nach einem Beschluss von Bund und Ländern auf 25.000 gedeckelt.

HSV denkt noch über 2G und 3G nach

Diese maximale Kapazität würde der HSV auch dann nicht überschreiten dürfen, wenn sich der Verein für eine 2G-Lösung entscheiden sollte. Die Option, zu Spielen nur geimpften oder genesenen Menschen Einlass zu gewähren, wird im Volkspark aktuell weiter geprüft. Anders als Stadtrivale FC St. Pauli, der bei Einführung von 2G über die Einrichtung eines gesonderten Bereichs auch für Getestete nachdenkt, geht die Tendenz beim HSV aber vorerst weiterhin zu 3G.

Dennoch wächst beim HSV offenbar die Ungeduld, vor allem auch die Fanblöcke auf der Nordtribüne wieder uneingeschränkt nutzen zu können. Diese waren während der Pandemie für die Einhaltung der Abstandsregelungen kostspielig extra von Steh- in Sitzplatzbereiche umgewandelt worden. „Ich hoffe, dass das mit den Stehplätzen jetzt auch mal zügiger vorangeht und generell mit diesen ganzen Regeln, die kein Mensch versteht“, polterte Boldt am Mittwoch im Volkspark. 

Die eigentlichen Stehplätze auf dem Unterrang der Nordtribüne sind derzeit noch immer in Sitzplätze umgewandelt.
Die eigentlichen Stehplätze auf dem Unterrang der Nordtribüne sind derzeit noch immer in Sitzplätze umgewandelt. © Witters | Unbekannt

HSV: Boldt wünscht sich aktive Fans zurück

In dem Wunsch des Sportvorstands nach baldiger Nutzung der Stehplätze schwingt noch eine andere vordergründige Hoffnung mit: Die nach der Rückkehr der (positiven) Stimmung. In der Debatte um die Ungeduld des Publikums, die sich zuletzt gegen Darmstadt in Pfiffen gegen die eigene Mannschaft entlud, setzt Boldt vor allem auf die aktiven Anhänger als Regulativ: „Ich glaube, es hängt auch sehr stark damit zusammen, ob die Fanszene da ist oder nicht, da arbeiten wir auch dran.“

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Dennoch will der Sportvorstand den jüngsten Unmutsäußerungen keine allzu hohe Bedeutung beimessen – vor allem, weil sich nicht alle Zuschauer an den Pfiffen beteiligten. „Wer sind die Fans? Der HSV hat ein sehr breites Publikum“, sagt Boldt. „Trotzdem kann ich das nicht begrüßen. Ich kann es menschlich nachvollziehen, weil die Menschen draußen vielleicht etwas ungeduldiger sind und nicht alles nachvollziehen können. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn es nicht so wäre und man uns unterstützt.“

HSV-Profis wollen die Pfiffe ignorieren

Auch Trainer Tim Walter hat in gewissem Maße Verständnis für die Unruhe auf den Rängen. „Dass sich jeder nach etwas sehnt, ist ganz normal“, sagte er am Mittwoch. „Aber wir leben in der Gegenwart und in der Zukunft, und dafür arbeiten wir jeden Tag.“ Intern habe sich die Mannschaft darauf verständigt, die Pfiffe nicht an sich heranzulassen. In Boldts Worten: „Wenn man beim HSV spielt, muss man das ein wenig ausblenden und sich auf das fokussieren, was der Trainer und der Verein vorgeben.“

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Letztlich habe es das Team selbst in der Hand, die Stimmung zu beeinflussen. „Zwei Minuten später gewinnen wir einen Pressschlag an der Mittellinie und dann schreien auch wieder alle laut und pushen“, so Boldt, der sich nun weiter für ein Comeback der Treuesten der Treuen einsetzen will: „Weil ich glaube, wenn die Fanszene da ist, geht das auch mal in eine andere Richtung.“ Er selbst werde jedenfalls auch bei weiteren Rückschlägen nicht zu sehr mit der jungen Mannschaft ins Gericht gehen: „Ich habe jede Menge Geduld, sonst wäre ich ja nicht hier.“

Die DFL hat am Donnerstag die Spieltage 12-15 exakt terminiert:

  • SA, 30. Oktober: HSV – Holstein Kiel (20.30 Uhr)
  • SA, 6. November: Karlsruher SC HSV (20.30 Uhr)
  • SA, 20. November: HSV Jahn Regensburg (13.30 Uhr)
  • SO, 28. November: HSV FC Ingolstadt (13.30 Uhr)