Hamburg. St. Paulis Präsident Göttlich setzt auf Dialog. Wie reagiert der HSV auf Azzouzis bemerkenswerten Zuschauer-Vorstoß?

Oke Göttlich war am Sonntagvormittag bereits vor der Partie seines FC St. Pauli gegen Regensburg (2:0) gut beschäftigt. Der Präsident des Kiezclubs hatte kurz vor dem Spiel noch einen Koordinierungstermin mit dem Gesundheitsamt. Zum einen ging es um die Abläufe rund um die Partie gegen die Zweitliga-Bayern. Zum anderen war auch ein bayerischer Vorstoß, der am Vorabend durch einen Ex-St.-Paulianer im „Aktuellen Sportstudio“ publik wurde, ein Thema.

Azzouzi: 2G-Klage vorbereitet

Im ZDF hatte Greuther Fürths Sportchef Rachid Azzouzi angekündigt, dass alle bayerischen Proficlubs ganz konkret eine Klage für den Fall vorbereiten, dass trotz einer eventuellen Umstellung auf das 2G-Modell, das nur Genesenen und Geimpften den Zugang zum Stadion gewährt, den Clubs keine hundertprozentige Auslastung ermöglicht wird.

„Wir haben uns erkundigt, haben anwaltliche Ratschläge eingeholt“, sagte Azzouzi, der von 2012 bis 2014 auf St. Pauli unter Vertrag stand. Und weiter: „Wir haben uns in Bayern mit den Vereinen zusammengetan. Mal schauen, ob sich andere Vereine anschließen.“

2G-Klage: Was machen HSV und St. Pauli?

Im Norden stößt Azzouzis Vorstoß auf Skepsis. Zwar wollen auch der FC St. Pauli und der HSV lieber heute als morgen wieder volle Stadien. Aber St. Paulis Präsident Göttlich hat einer gemeinschaftlichen Klage, wie sie kürzlich auch von Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic prognostiziert wurde, eine Absage erteilt.

„Wir sind seit Beginn der Corona-Pandemie in einem vertrauensvollen und regelmäßigen Austausch mit der Politik und den Behörden. Wir werden mit den Verantwortlichen der Stadt darüber sprechen, inwieweit 2G Möglichkeiten bietet, bei einer Freiluftveranstaltung ähnlich anderen Veranstaltungen uns Schritt für Schritt an die 100-Prozent-Auslastung heranzubewegen“, sagte Göttlich dem Abendblatt. „Im Sinne des Stadtteils und seiner lebendigen Veranstaltungsszene wollen wir dies auf St. Pauli Hand in Hand lösen.“

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Auch beim HSV hat man sich noch nicht mit der Option einer Klage beschäftigt. Ohnehin wollen die HSV-Verantwortlichen – anders als beim FC St. Pauli – zunächst einmal an 3G festhalten. Während im Volkspark beim ersten Pflichtspiel nach der Länderspielpause gegen Sandhausen (11. September) keine Änderungen für Zuschauer geplant sind, will St. Pauli bereits für das nächste Heimspiel gegen Ingolstadt (19. September) der Stadt ein überarbeitetes Zuschauerkonzept vorlegen. Nach Abendblatt-Informationen wird dabei auch überlegt, ob man einen gesonderten Bereich einrichtet, in dem weiterhin 3G gelten könnte. Intern sieht man eine derartige „Gettoisierung“ von Getesteten zwar kritisch, hält den Weg aber zumindest für einen Kompromiss.