Hamburg. So verständlich die allgemeine Unzufriedenheit auch ist, so unverständlich ist die Ungeduld mit den Jüngsten.
Es lief bereits die zweite Halbzeit beim Spiel des HSV gegen Darmstadt, als man sich Sorgen um Jonas David machen musste. Der 21 Jahre alte Innenverteidiger hatte sich erlaubt, zweimal in Folge abzudrehen und den Ball zurück zu Torhüter Daniel Heuer Fernandes zu spielen. Das gefiel einem Großteil der 17.950 Fans nicht.
Als David dann wenig später noch einmal keine Anspielmöglichkeit fand, wurde es richtig laut. Buh-Rufe, Pfiffe, das ganze Programm. Es folgte Szene vier: wieder David am Ball. Wieder suchte er die Lücke. Wieder wurde es unruhig. Doch diesmal fand der mutige Abwehrmann die Schnittstelle und spielte einen Top-Pass über den halben Platz. Die Folge: Applaus und Jubel.
Die Geduld im Volkspark ist traditionell begrenzt
Die Geduld im Volkspark ist traditionell begrenzt, was gute Gründe hat. Der Hauptgrund: Der Dauer-Misserfolg. Erst Abstiegskampf in der Endlosschleife, dann der Abstieg und nun eben Aufstiegskampf in der Endlosschleife. Doch so verständlich die allgemeine Unzufriedenheit auch ist, so unverständlich ist die Ungeduld mit den Jüngsten.
David hat beispielsweise erst fünf Zweitligaspiele von Anfang an auf seinem eher schmächtigen Buckel. Er ist mutig, will modern spielen – und macht auch mal Fehler. Das sollte den Fans, die gepfiffen haben, genauso klar sein wie die Wahrscheinlichkeit, dass auch ein Talent wie Anssi Suhonen Fehler machen wird.
Den Weg mit den teuren Alten will doch keiner mehr sehen
Trainer Tim Walter will weiter auf die Jungen wie David und Suhonen setzen. Das ist mutig – und kann auch nach hinten losgehen. Es ist aber der richtige Weg. Und den Weg mit den teuren Alten (Stichwort: Säulenspieler) will doch keiner mehr sehen. Also: Geduld darf gerne auch eine Hamburger Tugend sein.