Hamburg. Nach dem 1:1 gegen den KSC und dem fünften sieglosen Spiel in Folge hat der HSV Planungssicherheit. Nur Terodde trifft.

Als am Donnerstagabend im Volkspark alles vorbei war, stand für den HSV nur eines fest: Es ist vorbei. „All in“ wollte Trainer Daniel Thioune mit seiner Mannschaft gegen den Karlsruher SC gehen. Am Ende hieß es: All over. Das enttäuschende 1:1 (0:0) war das fünfte sieglose Spiel in Folge und wohl auch das Ende aller Aufstiegsträume.

Auch wenn rechnerisch noch alles möglich ist, muss man an diesem Abend festhalten: Das war’s. Thioune stand auf dem Rasen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen, als seine Mannschaft schon frustriert in die Kabine marschiert war. Nur Rick van Drongelen und Torhüter Sven Ulreich standen noch in der Interviewzone.

HSV hat den Aufstieg wohl verspielt

„Das war zu wenig – sowohl vom Ergebnis als auch vom Spiel her“, sagte van Drongelen am Ende dieses Abends. Für den Niederländer war es ein bitteres Startelfcomeback zehn Monate nach seinem Kreuzbandriss beim 1:5 gegen Sandhausen, das ein weiteres Jahr Zweite Liga für den HSV besiegelt hatte. Die Geschichte dürfte sich nun erneut wiederholen.

Van Drongelen hatte Stephan Ambrosius ersetzt, der sich am Dienstag im Training wie sein Teamkollege vor zehn Monaten einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Am Donnerstag vor dem Spiel war der 22-Jährige im UKE von Dr. Karl-Heinz Frosch erfolgreich operiert worden. Die gute Nachricht: Im Knie von Ambrosius gab es keine weiteren Schäden. Acht bis neun Monate wird der Innenverteidiger aber sicher ausfallen.

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Die Mannschaft hatte sich vor dem Spiel gemeinschaftlich in Trikots von Ambrosius warm gemacht. Stadionsprecher Christian Stübinger ergänzte bei der Aufstellung jeden Vornamen mit dem Namen des schwer verletzten Wilhelmsburgers. „Auch an dieser Stelle gute Besserung an Stephan“, sagte Trainer Thioune vor dem Spiel bei Sky. „Du siehst, die Jungs sind bei dir.“

Mit van Drongelen erhoffte sich Thioune neue Impulse. „Rick soll Mentalität in die Mannschaft bringen“, sagte der Trainer, der in den vergangenen Wochen Mentalitätsprobleme in seinem Team erkannt hatte. „Wir werden heute mental stärker agieren als zuletzt“, versprach er.

Starkes Zeichen für den schwerverletzten Stephan Ambrosius (Kreuzbandriss): Die HSV-Profis wärmten sich vor dem Spiel in Ambrosius-Shirts auf.
Starkes Zeichen für den schwerverletzten Stephan Ambrosius (Kreuzbandriss): Die HSV-Profis wärmten sich vor dem Spiel in Ambrosius-Shirts auf. © Witters | Unbekannt

HSV unterlaufen üble Fehlpässe

Zumindest zu Beginn zeigte sich der HSV gegen den KSC nach den Partien in Sandhausen (ganz schlecht) und Regensburg (eine Halbzeit schlecht) leicht verbessert. Thioune versuchte mit Klaus Gjasula und Khaled Narey für den gesperrten Moritz Heyer und den erkälteten Jeremy Dudziak da weiterzumachen, wo der HSV in der zweiten Halbzeit von Regensburg aufgehört hatte. Simon Terodde (7./17.), Aaron Hunt (9.) und Manuel Wintzheimer (20.) sorgten früh für eine positive Torschussbilanz, doch richtig gefährlich wurde es nicht.

Der im Schnitt zweitältesten HSV-Startelf der Saison (27,72 Jahre) fehlte es an Tempo. Je länger die erste Hälfte dauerte, desto haarsträubender wurden die Fehlpässe. „Ich glaube, dass wir in der zweiten Halbzeit wieder das Gesicht der ersten 30 Minuten zeigen werden“, sagte Heyer in der Halbzeit. Und er sollte recht behalten.

Zumindest zehn Minuten lang. Da erhöhte der HSV den Druck und kam zur Führung. Zunächst parierte Gueye per Hand einen Schuss von Hunt. Weil der Stürmer aber kein Torwart ist, gab es Elfmeter. Terodde scheiterte zunächst mit einem schwachen Strafstoß an Gersbeck, verwandelte aber den Nachschuss und beendete mit seinem 21. Saisontor seine Torflaute (56.).

Gjasula ermöglicht KSC-Ausgleich

Die Führung hielt genau eine Minute. Auf der Gegenseite kam Karlsruhe zum direkten Ausgleich, weil Gjasula nach einer Ecke im Zweikampf mit Daniel Gordon hinfiel und der 36-Jährige ungestört zum 1:1 einköpfen konnte (57.). Ein echter Wirkungstreffer für den HSV, der in der Folge völlig den Faden verlor.

Thioune versuchte mit David Kinsombi, Bakery Jatta, Amadou Onana und später noch Robin Meißner frischen Wind zu bringen, aber das Hamburger Spiel wurde immer unruhiger. Eine Chance durch Sonny Kittel (80.) – mehr brachte der HSV nicht mehr zustande. „Die Grundtugenden haben nicht gestimmt“, sagte Ulreich. „Wenn wir unsere Spiele nicht gewinnen, brauchen wir nicht über den Aufstieg zu reden.“

Die beiden Torschützen unter sich: HSV-Stürmer Simon Terodde und Karlsruhes Verteidiger Daniel Gordon (vorne) lieferten sich intensive Zweikämpfe.
Die beiden Torschützen unter sich: HSV-Stürmer Simon Terodde und Karlsruhes Verteidiger Daniel Gordon (vorne) lieferten sich intensive Zweikämpfe. © dpa | Christian Charisius

HSV: Was wird aus Boldt, Thioune und Mutzel?

KSC-Manager Oliver Kreuzer, 2014 beim HSV entlassen, meinte: „Auch wenn es dieses Jahr nicht klappt, wünsche ich mir, dass mit diesen Leuten – Jonas Boldt, Michael Mutzel und Daniel Thioune – weitergearbeitet wird.“

Es dürfte wohl ein frommer Wunsch bleiben. Drei Spieltage vor Schluss liegen die Hamburger (52) nun acht Punkte hinter Spitzenreiter Bochum (60) und fünf Zähler hinter Greuther Fürth (57). Holstein Kiel (50) wird bei drei Spielen weniger noch am HSV vorbeiziehen. Die gute Nachricht zum Schluss: Die Hamburger können nun endlich mal wieder frühzeitig für die kommende Saison planen.

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Die Statistik:

  • HSV: Ulreich – Vagnoman (46. Gyamerah), Leistner, van Drongelen, Leibold – Gjasula (67. Onana) – Wintzheimer (83. Meißner), Hunt (56. Kinsombi) – Narey (67. Jatta), Terodde, Kittel.
  • Karlsruhe: Gersbeck – Thiede, Gordon, Kobald, Wimmer – Gondorf, Breithaupt (90. Groiß) – Goller (90. Sebastian Jung), Wanitzek, Lorenz (84. Kother) – Gueye (72. Batmaz). – Trainer: Eichner
  • Tore: 1:0 Terodde (56.), 1:1 Gordon (57.)
  • Schiedsrichter: Sven Waschitzki (Essen)