Hamburg. Teroddes Tor gegen Karlsruhe reicht nicht. Der mentale Zustand des HSV bereitet Sorgen. War's das mit dem Aufstieg?
Daniel Thioune hatte vor dem Heimspiel des HSV gegen den Karlsruher SC von seiner Mannschaft gefordert, „all in“ zu gehen. Doch was die Hamburger auf dem Platz zeigten, war weit von dieser Vorgabe entfernt.
Nach dem 1:1 (0:0) im Nachholspiel der 2. Bundesliga am Donnerstagabend gegen den stark ersatzgeschwächten KSC, der fünften sieglosen Partie in Serie, hat der HSV bestenfalls noch Außenseiterchancen im Kampf um den Aufstieg. Verfolger Holstein Kiel hat zwar nun wieder zwei Punkte Rückstand, aber auch drei Spiele weniger absolviert.
Bittere HSV-Erkenntnis nach KSC-Spiel
„Wir haben uns viel für die Partie vorgenommen, aber uns hat die Leichtigkeit gefehlt", klagte HSV-Coach Thioune. „Wir haben keine Räume gefunden, um Gefahr auszustrahlen. Der Punkt ist für uns eindeutig zu wenig."
Ein Resümee, das seine Spieler teilten. „Das war zu wenig – sowohl vom Ergebnis als auch vom Spiel her“, sagte Rick van Drongelen, der Stephan Ambrosius (Kreuzbandriss) in der Innenverteidigung ersetzte. „Wir wollten unbedingt drei Punkte holen. Es fällt uns momentan schwer, Spiele zu gewinnen.“ Eine bittere Erkenntnis.
Ulreich kritisiert HSV-Profis hart
Noch deutlicher wurde Torhüter Sven Ulreich: „Wir mussten gewinnen. Es ist enttäuschend.“ Der Keeper beklagte „zu wenig klare Torchancen“, es habe einiges gefehlt. „Wir haben die Zweikämpfe nicht so gestaltet, wie man das in der 2. Liga tun muss. Wir haben auch die zweiten Bälle zu selten erobert – da war Karlsruhe einen Tick besser. Die Grundtugenden haben nicht gestimmt.“
Eine vernichtende Kritik, die Ulreich in den vergangenen Wochen schon häufiger über seine Vorderleute geäußert hatte. Dem HSV fehlte es also wieder an Wille, Einsatz und Leidenschaft. Attribute, die im Profifußball eigentlich selbstverständlich sein sollten. Ulreichs Fazit: „Natürlich muss man sich Sorgen um den Aufstieg machen.“ Vor allem, wenn man keine Spiele mehr gewinne.
Auch Thioune hakt den Aufstieg bereits ab. „Wir müssen nicht mehr über Plätze reden, nicht mehr über Mannschaften um uns herum. Das hat keinen Sinn mehr.“ Dennoch widerspricht er der zentralen Kritik von Ulreich, dass es dem Team an den Grundtugenden fehle. „Da widerspreche ich meinem Torhüter", sagte Thioune. „Die Grundtugenden waren da. Nicht da war die Leichtigkeit."
So steigt der HSV nicht auf
Sorgen bereitet vor allem die Verfassung, in der sich der HSV aktuell befindet. Der (noch) Tabellendritte agierte über weite Strecken der Partie harmlos – es fehlte an Ideen und Bewegung im Spielaufbau. Aaron Hunt – einer, der für diese Ideen zuständig ist – tauchte zu oft ab. Sein Nebenmann Klaus Gjasula, einer von drei Neuen, wirkte auf der Sechs überfordert.
Hinzu kamen weitere Totalausfälle wie Khaled Narey, der ebenfalls neu in die Mannschaft kam, Sonny Kittel und Josha Vagnoman. Innenverteidiger van Drongelen verlor gar all seine acht Zweikämpfe im ersten Durchgang.
HSV: Terodde verschießt Elfmeter und trifft
Bezeichnend für den mentalen Zustand der Mannschaft war wohl auch der Elfmeter von Simon Terodde in der zweiten Halbzeit. Der Torjäger schob den Ball erst in die Arme von KSC-Torhüter Marius Gersbeck und hatte dann zumindest Glück, dass der Abpraller erneut vor seinen Füßen landete (56.).
Doch Teroddes Tor gab dem HSV in keiner Weise mehr Sicherheit. Im direkten Gegenzug kam Karlsruhe zum Ausgleich durch den Kopfball von Verteidiger Daniel Gordon nach einer Ecke (57.).
HSV vs. KSC: Nur Jatta sorgte für Schwung
In der Folge wirkten die Hamburger zumindest stets bemüht. Mehr als ein Kopfball des eingewechselten Bakery Jatta (79.), der für viel Schwung auf der rechten Außenbahn sorgte, sprang aber nicht an Torgefahr heraus.
Und so bleibt der HSV zwar auf dem Relegationsplatz, muss aber dennoch mehr als zuvor um den Aufstieg bangen. „Wir sind abhängig von den Ergebnissen der Konkurrenten“, fasste van Drongelen die Situation zusammen.
Kreuzer hofft auf Verbleib von HSV-Trio
Ganz anders war die Stimmungslage nach dem Spiel beim KSC. „Wir hatten die besseren Torchancen und nehmen ganz verdient einen Punkt mit“, sagte Karlsruhes Sportchef Oliver Kreuzer, der auch schon beim HSV als Manager tätig war. „Der Aufstieg wird nun schwer für den HSV. Ich wünsche mir einfach, dass hier mal Ruhe einkehrt. Auch wenn es dieses Jahr nicht klappt, wünsche ich mir, dass mit diesen Leuten – Jonas Boldt, Michael Mutzel und Daniel Thioune – weitergearbeitet wird.“
Dies soll nach Abendblatt-Informationen auch der Fall sein.
Die Statistik:
- HSV: Ulreich – Vagnoman (46. Gyamerah), Leistner, van Drongelen, Leibold – Gjasula (67. Onana) – Wintzheimer (83. Meißner), Hunt (56. Kinsombi) – Narey (67. Jatta), Terodde, Kittel.
- Karlsruhe: Gersbeck – Thiede, Gordon, Kobald, Wimmer – Gondorf, Breithaupt (90. Groiß) – Goller (90. Sebastian Jung), Wanitzek, Lorenz (84. Kother) – Gueye (72. Batmaz). – Trainer: Eichner
- Tore: 1:0 Terodde (56.), 1:1 Gordon (57.)
- Schiedsrichter: Sven Waschitzki (Essen)