Hamburg. Wie bedrohlich wäre ein erneut verpasster Aufstieg für die finanzielle Situation? Jonas Boldt gibt Antworten – und zückt ein Ass.

28, 28, 24. In diesen Größenordnungen bewegte sich der Etat beim HSV in den ersten drei Zweitliga-Spielzeiten seiner Clubgeschichte – jeweils in Millionen Euro. Es sind Zahlen, die vorerst der Vergangenheit angehören. Wie das Abendblatt ermittelt hat, wird der HSV seinen Etat für ein weiteres, kaum noch abzuwendendes Zweitligajahr um rund 17 Prozent auf 20 Millionen Euro reduzieren.

Trotz dieser vor allem Corona-bedingten Anpassung sieht sich der Club in puncto Finanzen gut aufgestellt. Das sich anbahnende Szenario, den Aufstieg voraussichtlich zum dritten Mal in Folge zu verspielen, stufen die Verantwortlichen daher nicht als finanziell bedrohlich ein.

„Wir haben uns im vergangenen Sommer bewusst für einen Weg entschieden, der vielleicht in der Vergangenheit nicht praktiziert wurde – also dass man nicht immer wirtschaftlich 'all in' geht, sondern nachhaltig plant", sagt Jonas Boldt. Der Manager ist in seiner Funktion als Sportvorstand zwar nicht für die wirtschaftlichen Zahlen des Clubs verantwortlich, hat durch seinen engen Austausch mit Vorstandskollege Frank Wettstein (Finanzen) aber einen Überblick über das zur Verfügung stehende Kapital.

Die Etat-Entwicklung beim HSV in der 2. Liga

  • 2018/19: 28 Millionen Euro
  • 2019/20: 28 Millionen Euro
  • 2020/21: 24 Millionen Euro
  • 2021/22: 20 Millionen Euro (bei Nicht-Aufstieg)

Boldt wirbt für neue HSV-Investoren

Und nach dem 1:1 gegen Karlsruhe, gleichbedeutend mit dem fünften sieglosen Spiel in Serie, lag es in der Natur der Sache, dass Boldt nicht ausschließlich sportliche Fragen der 14 anwesenden Medienvertreter am Tag nach dem dürftigen Auftritt im Volkspark beantworten musste.

Auch Boldt schien zu ahnen, dass Fragen nach der wirtschaftlichen Zukunft des sowohl sportlich als auch finanziell angeschlagenen Clubs kommen werden. Daher dauerte es nicht lange, bis er sein zurechtgelegtes Ass aus seinem Ärmel zückte und erneut Werbung für ein neues Investorenmodell beim HSV in Form einer Rechtsformumwandlung von einer AG zu einer KGaA machte.

„Der Verein hätte theoretisch die Möglichkeit, über Investoren später einen anderen Weg zu gehen", sagte Boldt, der diese Möglichkeit einer neuen Rechtsform als finanziellen Trumpf für schwere Zeiten sieht. „Das ist zwar keine Frage, die den HSV heute so extrem betrifft. Es ist aber ein Pfund, das wir noch in der Hinterhand haben."

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Für eine solche Satzungsänderung wäre eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder notwendig. Erst dann könnte der Club mehr als die zurzeit möglichen 24,9 Prozent der Anteile veräußern, von denen bereits 24,33 Prozent verkauft sind. Um die Zustimmung bei seinen Fans für ein neues Investorenmodell zu erreichen, bedarf es allerdings noch reichlich Überzeugungsarbeit – zum Beispiel in Form von bereits im Vorfeld feststehenden strategischen Partnern, an denen es momentan fehlt.

So sind die Anteile der HSV-AG verteilt:

  • HSV e.V.: 75,67 Prozent
  • Klaus-Michael Kühne: 20,44 Prozent
  • Minderheitsaktionäre: 3,89 Prozent

Finanzen: HSV braucht den Aufstieg

Daher darf sich der HSV nicht alleine auf diese Zukunftsvision verlassen, um den Club, den Verbindlichkeiten in Höhe von 74 Millionen Euro belasten, finanziell zu sanieren. Am schnellsten helfen würde ein sportlicher Aufstieg, wodurch sich der HSV allein bei den TV-Geldern über 35 Millionen Euro statt derzeit 19 Millionen Euro freuen dürfte.

„Es ist klar, dass ein Aufstieg helfen würde", weiß Boldt. „Ein solcher ist aber kein Selbstläufer, weil dann auch andere (besser dotierte; d. Red.) Verträge geschlossen werden müssen." Der HSV wäre laut dem Vorstand „dann nicht automatisch auf Rosen gebettet". Ein Satz, der auch auf den sportlichen Istzustand zutreffend wäre.

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