Hamburg. In der Nachspielzeit des Stadtderbys brennen Tim Leibold die Sicherungen durch. Seinen Platzverweis zweifelt er dennoch an.
Tim Leibold versuchte wirklich alles, um die Rote Karte für seinen Tritt gegen die Wade von St. Paulis Stürmer Guido Burgstaller doch noch irgendwie abzuwenden. Auffällig lange redete der HSV-Kapitän auf Schiedsrichter Deniz Aytekin ein, doch der 42 Jahre alte Fifa-Referee, deutete mit Gestiken an, dass er nach Ansicht der TV-Bilder am Spielfeldrand keine andere Wahl hatte, als Leibold in der Nachspielzeit des Stadtderbys vom Platz zu stellen.
Aytekin hatte beide Streithähne zunächst mit Gelb verwarnt, revidierte seine Entscheidung dann aber nach einem Hinweis des Videoschiedsrichters Johann Pfeifer. Diese nicht nur für Trainer Daniel Thioune „unnötige" und „überflüssige" Rote Karte für Leibold war das unschöne i-Tüpfelchen eines gebrauchten Derby-Abends für den HSV.
Denn noch viel schwerer als die 0:1-Niederlage gegen den Stadtrivalen St. Pauli wiegt nun die am Dienstagnachmittag vom DFB-Sportgericht verhängte Zwei-Spiele-Sperre des Kapitäns, der damit die beiden kommenden Topspiele gegen den Zweiten Holstein Kiel (Montag, 8. März) und beim neuen Tabellenführer VfL Bochum (Freitag, 12. März) verpassen wird. Leibold muss nach seiner Tätlichkeit auch eine Geldstrafe in Höhe von 8000 Euro bezahlen.
HSV-Kapitän Leibold zweifelt Rote Karte an
So richtig wahrhaben wollte Leibold seinen Fehltritt unmittelbar nach der Partie aber noch nicht. „Ach was, Frustfoul ...", entgegnete der sichtlich angefasste Linksverteidiger, der sich den Fragen bei Sky stellte. „Ich glaube, Herr Aytekin hat es so bewertet. Er ist normal ein Bomben-Schiedsrichter, der viele richtige Entscheidungen trifft."
Leibold zweifelte die Regel, die bei seinem Platzverweis angewandt wurde, an, weil es eine Handlung „aus den Emotionen heraus" gewesen sei. „Es war nach der 90. Minute. Ich weiß nicht, ob man da unbedingt eine Rote Karte geben muss. Der Schiri hat so entschieden, das darf mir natürlich nicht passieren." Leibold kündigte an, in der Nacht „kein Auge zumachen" zu können.
Burgstaller gibt Provokation gegen Leibold zu
Womöglich wird der Kapitän des HSV auch ohne Schlaf mit ein paar Stunden Abstand zum Spiel eine neutralere Sicht auf den Vorfall haben, vermutete der umgetretene Guido Burgstaller. „Wenn er die Situation sieht, weiß er selber, dass es eine Rote Karte ist", sagte St. Paulis Torjäger, der einst beim 1. FC Nürnberg Leibolds Mitspieler war.
Der Österreicher räumte allerdings auch ein, sich vor dem Tritt unsportlich verhalten zu haben. „Na klar provoziere ich ihn. Ich will aber nur den Ball blocken, um den schnellen Einwurf zu verhindern", sagte Burgstaller, der für seine Aktion die Gelbe Karte sah. „Ob Tim dann treten muss, weiß ich nicht."
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Warum er zugetreten und seine Mannschaft dadurch für die kommenden Spiele geschwächt hat, wird Leibold am Tag danach wohl selber nicht mehr wissen.