Sportdirektor begründet auch den Rohr-Transfer – und vergleicht Wintzheimer mit Terodde. Rekorde beim 4:3. Kuriosum um Thioune.
Die HSV-News am Dienstag, den 29. September 2020:
- Nach HSV-Aus: Jairo wechselt nach Malaga
- Wintzheimer wie Terodde in jung?
- Mutzel reagiert auf Hofmann-Berichte
- Transfer: Darum soll Rohr erst zur U 21
- Auch HSV an Nübel-Leihe interessiert?
- Volksparkstadion bald "Telekom Arena"?
- HSV-Profis jubeln über freien Tag
- Warum Thioune gleich drei Outfits trug
- Warum sich Pohjanpalo grämen muss
- Terodde will "im Partykeller" feiern
- Gjasula bedankt sich beim Team
Nach HSV-Aus: Jairo wechselt nach Malaga
Nachdem sein Vertrag beim HSV im Sommer ausgelaufen war, hat Mittelfeldspieler Jairo Samperio nun einen neuen Verein gefunden. Der 27-jährige Spanier unterschrieb beim FC Malaga einen Zweijahresvertrag bis 2022. Das teilte der Club aus der zweiten spanischen Liga am Dienstag mit. Jairo war 2018 von UD Las Palmas zum HSV gekommen. Wegen einer Knieverletzung kam er nur auf 16 Punktspiel-Einsätze bei den Hamburgern. Von 2014 bis Anfang 2018 hatte er in der Bundesliga für Mainz 05 gespielt.
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Wintzheimer heimlicher Star des Spiels
Dass der HSV im Angriff ungeachtet des möglichen Hofmann-Transfers (siehe voriger Eintrag) eigentlich schon jetzt gut aufgestellt ist, liegt auch an Manuel Wintzheimer. Der 21-Jährige galt als Gewinner der Vorbereitung – und unterstrich diesen Eindruck am Montagabend.
In Paderborn war der Bayer an allen vier Hamburger Treffern beteiligt. Die Führung in der 14. Minute erzielte er mit einem satten Linksschuss sogar selbst. "Er bewegt sich im Sechzehner super, ist schlau und hat einen super Abschluss", lobte Michael Mutzel den Stürmer am Tag danach.
Für den "Kicker" war Wintzheimer, der angesichts des Torrekords von Simon Terodde (siehe früherer Eintrag) medial zunächst ein wenig im Schatten stand, mit einer glatten 1,0 sogar der Spielers des Spiels. "Was Simon im Alter ist, ist Manuel noch ein bisschen in jung", so Mutzel.
"Er ist ein unheimlich fleißiger Spieler, der auch dahin geht, wo es weh tut", sagte der Sportdirektor Mutzel über Wintzheimer. "Dadurch kommt er immer wieder in aussichtsreiche Positionen." Auch im Training gebe er immer alles. "Deshalb freut es mich total für den Jungen."
HSV an Hofmann dran? Das sagt Mutzel
Michael Mutzel hat mit einer rhetorischen Frage auf das angeblich verbesserte Angebot des HSV für Karlsruhes Torjäger Philipp Hofmann reagiert. "Hat er das bestätigt?", fragte Hamburgs Sportdirektor am Dienstag, als er vom Abendblatt auf entsprechende Äußerung des KSC-Managers Oliver Kreuzer angesprochen wurde.
"Klar, der Spieler ist interessant", fuhr Mutzel schließlich fort, "aber wir gucken, was geht und was nicht geht und machen keine wilden Sachen". Es sei "wahrscheinlich nicht das einzige Angebot, das wir mal verschicken", sagte Mutzel schmallippig, aber dafür umso vielsagender.
Dass der Preis für Hofmann (27) relativ hoch angesetzt sei, wollte Mutzel auch nicht dementieren. Der KSC hatte zuletzt mindestens drei Millionen Euro für seinen Stürmer aufgerufen, der die Badener in der vergangenen Zweitligasaison mit 17 Treffern vor dem Abstieg bewahrt hatte.
Die "Badischen Neuesten Nachrichten" hatten am Montagabend von einem neuen HSV-Angebot für Hofmann in Höhe von rund zwei Millionen Euro berichtet. Mit einer ähnlichen Offerte war zuletzt Union Berlin bei KSC-Sportchef Kreuzer abgeblitzt.
Hofmann hatte sich daraufhin für Karlsruhes Saisonauftakt in Hannover abgemeldet, auch beim zweiten Spiel gegen Bochum fehlte er – diesmal krankheitsbedingt. Kreuzer hatte Hofmann öffentlich als Streikprofi hingestellt, der Spieler diese Lesart aber bestritten.
Dass ein Spieler durch einen Streik einen Wechsel erzwingen will, gefalle ihm grundsätzlich nicht, sagte Mutzel: "Aber ob es ein Streik war, da müssen sie die Leute in Karlsruhe fragen."
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HSV rechtfertigt angestrebten Rohr-Transfer
Auch zum anstehenden Transfer des Innenverteidigers Maximilian Rohr (Carl Zeiss Jena) äußerte sich Mutzel am Dienstag im Volkspark. "Das könnte passieren", sagte der Sportdirektor über einen Vollzug des Wechsels in den kommenden Tagen. Eingeplant sei der 25-Jährige zunächst für die U 21.
"Er ist ein Spätstarter wie Moritz Heyer", sagte Mutzel über Rohr, der in seiner Jugend "aus welchen Gründen auch immer" kein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen hatte. "Aber er ist superinteressant, er hat trotz Abstiegs bei Jena eine sehr, sehr gute Drittliga-Saison gespielt."
Er sei lange von den HSV-Scouts beobachtet worden. "Wir glauben, dass der Junge noch viel Potential hat", sagte Mutzel über Rohr. Gleichwohl wolle der Verein keinen Druck auf den Spieler aufbauen, denn: "Er muss noch an Dingen arbeiten. Und dann schauen wir mal, wie schnell er wie weit kommt."
Auch HSV an Nübel-Leihe interessiert?
Eine offene Planstelle bleibt bis zur Schließung des Transferfensters am 5. Oktober ein dritter Platz im Tor. Nach den zerschlagenen Wechseln von Florian Müller (wurde von Mainz nach Freiburg verliehen) und Nils Körber (Wechsel-Veto von Hertha BSC) halten sich hartnäckig Gerüchte über ein HSV-Interesse an zwei Bayern-Torhütern.
Neu ist dabei nach Ron-Thorben Hoffmann (Bayern II) der Name Alexander Nübel. Den 23-Jährigen soll der HSV bereits bei einem Bundesliga-Aufstieg im Auge gehabt haben. Nun könnte trotz Verbleibs in Liga zwei neuer Schwung in diese Personaldebatte kommen.
Denn der "Bild"-Zeitung zufolge könnte der Rekordmeister Nübel, der erst im Sommer von Schalke verpflichtet worden war, nun doch verleihen. Mehrere Vereine sollen demnach auf Nübel schielen, der zuletzt nicht mal im Kader der Bayern-Profis gestanden hatte.
Laut "Bild" soll vonseiten Nübels bereits bei den Transfergesprächen die Bereitschaft signalisiert worden sein, dass der Torwart direkt ausgeliehen werden könnte. Die Bayern-Bosse hatten dies bisher abgelehnt.
Gesetzt im Tor des Titelverteidigers ist Nationalkeeper Manuel Neuer, als Ersatzmann nahm zuletzt Sven Ulreich auf der Bank Platz. Knackpunkt eines Leihgeschäfts könnte allerdings eine Beteiligung an Nübels Gehalt sein, gerade für den HSV. In München verdient Nübel geschätzte vier Millionen Euro im Jahr.
HSV und Telekom – läuft da was?
Der HSV steht möglicherweise vor dem Zugewinn eines weiteren Investors. Wie "Sport1" berichtet, soll die Telekom Interesse bekunden, Anteile an der HSV Fußball AG zu erwerben. Demnach liebäugele Unternehmen außerdem mit dem Erwerb der Stadionnamensrechte. Bis zu diesem Sommer hatte Investor Klaus-Michael Kühne dem HSV jährlich vier Millionen Euro für den Namen Volksparkstadion überwiesen.
Bevor die Telekom allerdings HSV-Aktien kaufen könnte, müssten die Mitglieder bei der nächsten Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2021 mit einer Dreiviertelmehrheit dafür stimmen. Denn bislang dürfen nicht mehr als 24,9 Prozent der Anteile an der HSV AG veräußert werden. Stand jetzt liegen 23,81 Prozent der Aktien bei Investoren. Aufsichtsratschef Marcell Jansen hatte sich zuletzt für weitere Anteilsverkäufe stark gemacht.
Allerdings: Der Bericht über einen möglichen Telekom-Einstieg wurde von den HSV-Verantwortlichen umgehend dementiert...
HSV-Profis von Daniel Thioune belohnt
Um kurz nach drei Uhr in der Nacht durften sich die HSV-Profis dann auch endlich auf den Weg in ihre eigenen Betten machen. Der Hamburger Tross war noch nach dem Spiel im Mannschaftsbus zurückgefahren – eben, damit die Spieler zuhause schlafen konnten.
Und die Feier hielt sich auf der Rückfahrt wohl ohnehin in Grenzen. "Ich glaube, die meisten sind kaputt", hatte Klaus Gjasula gemutmaßt. Und so durften sich die Kaderspieler über einen spontanen freien Tag am Mittwoch freuen.
HSV läuft weniger als gegen Düsseldorf
"Man kann Fußballern neben monetären Dingen auch mit Freizeit viel Freude bereiten", sagte Daniel Thioune zu der Maßnahme, die nach dem Sieg für weiteren Jubel im Mannschaftskreis sorgte. Heute steht dann erst einmal noch Regeneration an.
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"Wir haben sehr viel investiert und sind weite Wege gegangen", sagte Thioune. Allerdings, das ist auffällig: Mit insgesamt 112,8 Kilometern lief der HSV am Montagabend weniger als Paderborn (114,67 km) und auch weniger als noch beim Sieg gegen Düsseldorf (120,96 km).
Thioune wird für Paderborn-Profi gehalten
Für Daniel Thioune hielt das Spiel in Paderborn neben dem außergewöhnlichen Verlauf eine weitere Kuriosität parat. Als sich der HSV-Trainer in der 68. Minute beim Stand von 3:3 am Rande seiner Coachingzone bewegte, wurde er von Paderborns Abwehrspieler Marcel Correia prompt mit einem eigenen Mitspieler verwechselt. Problem: Thioune war ebenso dunkel gekleidet wie die in schwarz spielenden Gastgeber.
Und so spielte Correia den Ball unbedrängt Thioune in den Fuß und folglich ins Aus. "Ich war ein wenig überrascht in dem Augenblick", sagte Thioune bei "Sky" über die Szene. "Correia hat mich für Frederic Ananou gehalten und den Ball mir dann sauber in den tiefen Fuß gespielt, wie es auch sein sollte", scherzte Ex-Stürmer Thioune: "Der erste Kontakt von mir war dann nicht offensiv, sondern direkt für meinen Mitspieler zum Einwerfen."
Doch Thioune erwies sich nicht nur als feiner Techniker, sondern auch als fairer Sportsmann. "Ich habe es sofort gemerkt und dann auch der Truppe gesagt, sie soll den Ball zurückwerfen", berichtete Thioune, der sich in der Folge zum zweiten Mal an diesem Abend ein neues Outfit zulegte – dem Schiedsrichter sei Dank. "Herr Winkmann hatte dann noch die Idee, dass ich mir noch eine Jacke überziehe, dass ich mich doch ein wenig unterscheide", sagte der daraufhin in der silbergrauen Jacke von Torwarttrainer Kai Rabe gekleidete 46-Jährige.
Und auch diese Szene war kurios:
Führich ärgert Pohjanpalo – ein bisschen
Stark angefangen, klar in Führung gegangen und selbst verschuldet in Rückstand geraten – noch vor einigen Monaten wäre die Mannschaft des HSV bei einem solchen Spielverlauf wohl auseinander gefallen. Doch in Paderborn zeigte sich eine neue Qualität: Die Spieler können mit Rückschlägen umgehen.
Und der Rückschlag in Paderborn war ein veritabler: noch nie in der Vereinsgeschichte hatte der HSV schneller drei Gegentreffer hinnehmen müssen. Durch die Einschläge im Zwei-Minuten-Takt (34., 36., 38.) wurde der bisherige Negativrekord pulverisiert. Diesen hatte bis gestern der spätere HSV-Leihstürmer Joel Pohjanpalo durch seinen Hattrick beim 3:1-Sieg von Bayer Leverkusen inne, den er am 10. September 2016 in nur 15 Minuten erzielte.
Doch ein "Trost" bleibt dem Finnen, der bei den HSV-Fans mit neun Treffern in der vergangenen Rückrunde ohnehin ausreichend Wiedergutmachung betrieben hatte. Denn mit dem schnellsten Dreierpack gegen den HSV wird er bis auf Weiteres in den Geschichtsbüchern der Rothosen vertreten bleiben. Denn Paderborns Chris Führich waren am Montag "nur" ein Doppelpack sowie ein Assist zum Elfmetertreffer gelungen.
HSV siegt bei "Wilder Maus" in Paderborn:
Der HSV beendet Paderborner Achterbahnfahrt erfolgreich
Terodde will "in fünf Jahren im Partykeller" feiern
Bis zum "großen" Zweitliga-Torrekord von Dieter Schatzschneider (der für den HSV nur in der Ersten Bundesliga spielte) fehlen Simon Terodde noch 32 Treffer. Doch durch seinen Doppelpack vom Montag ist der neue HSV-Goalgetter mit nun 122 Treffern der erfolgreichste Torschütze der eingleisigen 2. Bundesliga seit deren Einführung im Jahr 1981– ein Meilenstein, der den dreimaligen Torschützenkönig noch ziemlich kalt lässt.
"Vielleicht kann man in fünf oder zehn Jahren mit seinen Jungs im Partykeller sitzen, Bier trinken und daran zurückdenken", sagte Terodde nach dem 4:3 beim SC Paderborn am "Sky"-Mikrofon: "Ich habe während des Spiels nicht eine Sekunde daran gedacht. Die Mannschaft steht im Vordergrund."
Gemeinsame Erfolge seien ihm ohnehin wichtiger als persönliche: "Ich möchte eine sehr, sehr gute Saison spielen mit dem HSV. Da habe ich richtig Bock drauf." Der 32-Jährige war in Paderborn wie am ersten Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf (2:1) zweimal erfolgreich. Damit hat er nun einen Treffer mehr als der bisherige Rekordmann Sven Demandt.
Die Statistik
Gjasula bedankt sich bei der Mannschaft
Das Spiel in Paderborn war etwas Besonderes für Klaus Gjasula. Der defensive Mittelfeldspieler hatte von 2018 bis zu diesem Sommer bei den Ostwestfalen gespielt, war mit ihnen in die Bundesliga auf- und sofort wieder abgestiegen. Beim HSV soll der 30-Jährige eine der Säulen sein. Doch in Paderborn erwies sich diese Säule alles andere als stabil.
Zwei Aussetzer von ihm führten dazu, dass die Paderborner noch vor der Pause aus einem 0:2 ein 3:2 für sich machten. "Mir ist mit dem Abpfiff ein Fels vom Herzen gefallen", sagte er. "Das Spiel war gefühlt zur Halbzeit verloren", sagte Trainer Daniel Thioune, der dem Team in der Pause auftrug, das Spiel für Gjasula noch zu drehen.
"Das hat mir imponiert", sagte Gjasula über Thiounes Marschroute. Der Kabinenschwur trug schließlich Früchte, rund 50 Minuten später konnte Gjasula doch noch jubeln. "Die Reaktion war super", sagte Thioune. Und Gjasula: "Ich möchte mich bei der Mannschaft bedanken, dass sie meine Fehler ausgebügelt hat und wir am Ende noch gewonnen haben."
Fairerwaise müssen Gjasula aber auch zwei positive Aktionen zugute gehalten werden. Denn erst sein jeweils energisches Nachsetzen ermöglichte die Treffer eins und drei des HSV. Doch seine Patzer vor den Gegentreffern konnte sich auch Gjasula nicht so recht erklären – außer, als auf die Paderborner Qualitäten hinzuweisen: "Gutes Gegenpressing, schlecht gemacht von mir."