Hamburg. Die HSV-Bosse wollen mit Ex-Stammkeeper Heuer Fernandes das Gespräch suchen. Pollersbeck könnte in der Bundesliga landen.

Am Donnerstag war die Quälerei für Julian Pollersbeck erst einmal vorbei. Mehrere Tage hatte der HSV-Torhüter zusammen mit anderen Fußballern im niederbayerischen Mengkofen bei Straubing verbracht. Seine Berateragentur Rogon hatte ihm das intensive Fitnessprogramm mit dem Athletiktrainer Yannick Obenauer organisiert. Seit einem Jahr legt Pollersbeck solche Extraschichten ein. Der 25-Jährige hatte die Maßnahme ergriffen, als er vor zwölf Monaten beim HSV von der Nummer eins zur Nummer drei degradiert wurde.

Pollersbecks Einsatz sollte sich lohnen. Nach mehreren Monaten auf der Tribüne wurde er in der Saisonendphase plötzlich wieder zum Stammtorhüter. Am Ende half Trainer Dieter Hecking aber auch der Wechsel von Daniel Heuer Fernandes zu Pollersbeck nicht. Der Aufstieg wurde erneut verspielt. Erneut stellt sich beim HSV die Torwartfrage. Und erneut denken der HSV und Pollersbeck über eine Trennung nach.

Anders als vor einem Jahr, als der HSV den U-21-Europameister nach der Verpflichtung von Heuer Fernandes aus Darmstadt zum Schnäppchenpreis abgegeben hätte, ist die Lage in diesem Sommer komplizierter. Denn auch Heuer Fernandes ist beschädigt, nachdem er mitten im Saisonfinale geopfert wurde, um in der Mannschaft noch einen neuen Impuls auszulösen. Der 27-Jährige war mächtig enttäuscht, dass ihm das Vertrauen entzogen wurde, obwohl er sich bis zu diesem Zeitpunkt keine großen Fehler geleistet hatte.

Thioune kennt Heuer Fernandes – ein Vorteil?

Nun steht der HSV aber vor einer kniffligen Situation. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme kann es sich der Club eigentlich nicht leisten, noch einmal mit Heuer Fernandes, Pollersbeck und Tom Mickel in die Saison zu gehen. Die sportliche Leitung will daher nach Abendblatt-Informationen zunächst das Gespräch mit Heuer Fernandes suchen, um vorzufühlen, wie er die Enttäuschung verarbeitet hat.

Grundsätzlich sieht die aktuelle Führung den früheren Osnabrücker nicht so kritisch, wie er phasenweise dargestellt wurde. Der neue Trainer Daniel Thioune kennt den Torwart zudem noch aus der gemeinsamen Zeit in Osnabrück 2013 bis 2015.

Will nicht mehr länger die Nummer zwei sein: Daniel Heuer Fernandes (27) kam vor einem Jahr für 1,3 Millionen Euro aus Darmstadt zum HSV.
Will nicht mehr länger die Nummer zwei sein: Daniel Heuer Fernandes (27) kam vor einem Jahr für 1,3 Millionen Euro aus Darmstadt zum HSV. © Witters

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Startet Union neuen Anlauf bei Pollersbeck?

Dass der HSV Heuer Fernandes eine neue Perspektive eröffnen will, liegt auch an der vertraglichen Situation der Torhüter. Der gebürtige Bochumer ist noch bis 2022 an den Club gebunden. Pollersbeck steht nur noch ein Jahr in Hamburg unter Vertrag. Will der HSV noch eine Ablöse für ihn erzielen, müsste er ihn in diesem Sommer verkaufen.

Union Berlin galt lange Zeit als Interessent für Pollersbeck. Der Bundesligist schreckte allerdings von der Ablöseforderung der Hamburger zurück. Diese lag nahezu in der Größenordnung, die der HSV vor drei Jahren an den 1. FC Kaiserslautern überwies (3,5 Millionen Euro). Union sucht nach dem Abgang von Rafal Gikiewicz nach einem neuen Torhüter. Möglich, dass die Berliner im Laufe der Transferperiode einen neuen Anlauf starten.

Pollersbeck selbst ist auf alle Szenarien vorbereitet. „Klar kann es einen erwischen. Darüber mache ich mir aktuell aber keine Gedanken“, sagte der Bayer kürzlich im Podcast „Lauschangriff“ von Frank Buschmann. Stand jetzt geht der Torhüter davon aus, am 3. August beim HSV zum Trainingsauftakt zu erscheinen.

Das gilt indes auch für Bobby Wood. Der Stürmer hatte zusammen mit Pollersbeck im Mengkofen trainiert, nachdem auch er zur Berateragentur Rogon wechselte. Ob er nun auch den Verein wechselt, ist aber genauso offen.