Hamburg. Klaus Gjasula kommt aus Paderborn. Der 30-Jährige wurde durch einen Kartenrekord bekannt. Was sich der Club von ihm erhofft.
Das Transferfenster war am Mittwoch gerade mal ein paar Stunden geöffnet, da saß der erste Neuzugang des HSV bereits im Athletikum des UKE zum Medizincheck. Am frühen Abend machte der Club den Transfer dann offiziell. Klaus Gjasula, 30 Jahre alt, fünfmaliger albanischer Nationalspieler, wechselt in den Volkspark. Der defensive Mittelfeldspieler kommt ablösefrei zum HSV, nachdem er beim SC Paderborn seinen Vertrag nicht mehr verlängern wollte.
Gjasula bringt das Profil mit, das dem HSV in der vergangenen Saison gefehlt hat. Ein rustikaler Sechser, der im defensiven Mittelfeld den klassischen Abräumer verkörpert. „Klaus soll unsere Defensive als wichtiger Stabilisator verstärken, verfügt neben seinen Defensivqualitäten als beidfüßiger Spieler aber ebenfalls über einen flexiblen Spielaufbau“, sagte Sportdirektor Michael Mutzel. „Wir sind überzeugt, dass seine Mentalität und auch seine Persönlichkeit der Mannschaft guttun werden.“
Bekannt wurde Gjasula, als er in der vergangenen Saison bei Paderborn mit 17 Gelben Karten einen neuen Negativ-Rekord in der Bundesliga-Geschichte aufstellte und damit den Ungar Tomasz Hajto ablöste. Der HSV wollte diese Statistik bei seinen Überlegungen aber nicht überbewerten. In den vergangenen fünf Jahren ist Gjasula auch nur einmal mit Gelb-Rot vom Platz geflogen – 2016 beim Drittligaspiel mit dem Halleschen FC gegen Holstein Kiel.
Warum der HSV Gjasula geholt hat
Der 1,92 Meter große Defensivspieler kämpfte sich von der Verbandsliga (Freiburger SC) über die Regionalliga (Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach) und die Dritte Liga (Stuttgarter Kickers, Halle) über die Zweite Liga bis zur Bundesliga (Paderborn) hoch.
Der HSV überzeugte sich in der Recherche von den Führungsqualitäten des Sechsers, der auch in der Innenverteidigung spielen kann. „Ich habe große Lust auf diesen Club und freue mich über die mir zugedachte Rolle, die ich mit meiner Erfahrung und meinen Qualitäten bestmöglich ausfüllen möchte“, sagte Gjasula nach der Unterschrift am Mittwoch.
Das wichtigste Anforderungsprofil bei Gjasula war für den HSV aber ein anderes: Der gebürtige Freiburger kommt ablösefrei und wird auch den Gehaltsetat nicht überdurchschnittlich belasten.
HSV reduziert Gehaltsobergrenze
Nach dem verpassten Aufstieg haben sich die Verantwortlichen bei Neuzugängen intern auf einen neuen Richtwert für Gehälter festgelegt. Laut „Sport Bild“ liegt diese bei 600.000 Euro. Nach dem Abstieg vor zwei Jahren hatte der damalige Sportvorstand Ralf Becker schon einmal eine ungefähre Gehaltsobergrenze definiert. So sollten Spieler beim HSV in der Zweiten Liga nicht mehr als eine Million Euro verdienen.
Allerdings wird der Gehaltsetat Stand jetzt auch in der kommenden Saison mit zwei Millionen Euro alleine durch Stürmer Bobby Wood belastet. Der US-Amerikaner, der auch unter dem neuen Trainer Daniel Thioune keine Perspektive mehr hat, sucht mit seiner neuen Berateragentur Rogon nach einem Verein. Da Wood noch ein Jahressalär bis 2021 zusteht, dürfte dieses Vorhaben aber schwer zu realisieren sein.
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Zwei Routiniers zum HSV – warum?
In jedem Fall will der HSV noch mindestens einen Stürmer verpflichten. Weiterhin oben auf der Liste steht Manuel Schäffler vom SV Wehen Wiesbaden. Mit den Hessen wird der HSV aber noch um die Ablösesumme pokern. Mit Schäffler (31) und Gjasula (30) würden die Hamburger dann bereits zwei Profis verpflichten, die nicht gerade in das Profil des neu formulierten Weges mit entwicklungsfähigen Spielern passen.
Gjasula und Schäffler hätten nach einem möglichen Aufstieg in die Bundesliga kaum noch eine Perspektive. Aber darum geht es dem HSV bei diesen Spielern nicht. Sie sollen kurzfristig helfen, den jungen Spielern im Kader Stabilität zu verleihen. So wie etwa Amadou Onana (18), der sich im defensiven Mittelfeld mit Gjasula konkurrieren wird.
HSV sucht nach robustem Innenverteidiger
Der HSV macht auch keinen Hehl daraus, dass er in der zentralen Achse nach Führungsspielern sucht, die sich in der Zweiten Liga auskennen und die entsprechende Körperlichkeit mitbringen. Auch für die Innenverteidigung fahnden die Hamburger noch nach so einem Profil. Bis zum 5. Oktober läuft die Sommertransferperiode. Damit hat der HSV theoretisch zweieinhalb Monate Zeit. Bis zum Trainingsstart Anfang August soll das Grundgerüst des Kaders aber stehen.
Ein wichtiges Bauteil dieses Gerüsts ist nun Gjasula. HSV-Fans ist er aus der Saison 2018/19 bekannt. Gleich dreimal traf er mit Paderborn auf die Hamburger. Am 33. Spieltag gewann Gjasula mit den Ostwestfalen 4:1 und sorgte dafür, dass der HSV den Aufstieg verspielte. Schon damals fiel Gjasula durch seinen Carbonhelm auf, den er seit einem Jochbogenbruch im Jahr 2013 zum Schutz trägt.
Kurios ist auch der Grund seines Vornamens. Gjasulas Großmutter war Fan der TV-Serie „Schwarzwaldklinik“ mit Klausjürgen Wussow. Der Vorname seines Bruders (34), der beim FC Magdeburg spielt, ist daher logisch: Jürgen.