Hamburg. Wird der Wachwechsel im Derby gegen Kiel wieder rückgängig gemacht? Der Trainer vermeidet eine Festlegung auf Pollersbeck.

Zweierlei muss man HSV-Trainer Dieter Hecking lassen: Als er am vergangenen Sonntag Julian Pollersbeck nach mehr als einem Jahr ohne Profispiel erstmals ins Tor berief, hat er alle überrascht – und wohl auch alles richtig gemacht. Denn mit seiner "sehr guten Leistung" (Hecking) gegen Wehen Wiesbaden hat der frühere U-21-Europameister dafür gesorgt, dass der HSV das "schlechteste Spiel nach der Corona-Pause" irgendwie mit 3:2 gewonnen hat.

Man sollte aber nicht den Fehler machen, daraus Rückschlüsse zu ziehen für das anstehende Heimspiel am Montag (20.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) gegen Holstein Kiel. Er habe bei seiner bisherigen Nummer eins Daniel Heuer Fernandes die mentale Frische vermisst, sagte Hecking am Sonntag, und ihn deshalb nicht einmal in den Kader berufen. Aber das sei Vergangenheit.

Der aktuelle Eindruck sei ein ganz anderer. Am Freitag habe Heuer Fernandes "ein überragendes Training gehabt", attestierte Hecking: "Er hat Bälle gehalten, die man nicht unbedingt halten muss, und ist wieder voll da." Überrascht Hecking am Montag etwa wieder und machht den vermeintlichen Wachwechsel im Hamburger Tor wieder rückgängig?

HSV-Trainer Hecking spricht mit Letschert

Konkretes zu seiner Aufstellung ließ sich Hecking am Tag vor dem Derby nicht entlocken. Selbst David Kinsombi, mit seinen beiden Toren gegen Wiesbaden der zweite Matchwinner, erhielt für das Spiel gegen sein früheres Team vom Trainer keine Einsatzgarantie, sondern nur Lob. Es sei nicht verwunderlich, dass Kinsombi seine Zeit gebraucht habe, nachdem er im Januar vergangenen Jahres einen Schienbeinbruch erlitten hatte. "Aber er hat im Gruppentraining einen Schritt nach vorn gemacht, hat zusätzlich trainiert und sich jetzt endlich dafür belohnt", sagte Hecking.

Dass Spieler wie Pollersbeck, Kinsombi oder die wieder genesenen Verteidiger Jan Gyamerah und Gideon Jung den Konkurrenzdruck in der Mannschaft verstärken, ist dem Trainer nur recht, auch wenn es bedeutet, dass er am Montag nach dem Abschlusstraining gestandene Profis aus dem Kader streichen muss. Zumal andere schwächeln: Innenverteidiger Timo Letschert musste sich am vergangenen Sonntag beide Wiesbadener Tore ankreiden lassen.

HSV erkämpft sich Heimsieg gegen Wiesbaden nach Rückstand

Torschützen unter sich: David Kinsombi (r.) und Joel Pohjanpalo haben mit ihren Toren das Spiel für den HSV gegen Wiesbaden gedreht.
Torschützen unter sich: David Kinsombi (r.) und Joel Pohjanpalo haben mit ihren Toren das Spiel für den HSV gegen Wiesbaden gedreht. © Witters
Klasse Schusshaltung: David Kinsombi bei seinem sehenswerten Ausgleichstreffer. Der Offensivmann avancierte mit einem Doppelpack beim 3:2-Heimsieg gegen Wiesbaden zum Matchwinner.
Klasse Schusshaltung: David Kinsombi bei seinem sehenswerten Ausgleichstreffer. Der Offensivmann avancierte mit einem Doppelpack beim 3:2-Heimsieg gegen Wiesbaden zum Matchwinner. © Witters
Kinsombis zweiter Streich: Das Siegtor gegen Kellerkind Wehen Wiesbaden.
Kinsombis zweiter Streich: Das Siegtor gegen Kellerkind Wehen Wiesbaden. © Witters
Julian Pollersbeck feierte sein Saisondebüt. Beim ersten Gegentor, einem Traumtor von Wiesbadens Torjäger Schäffler, war er machtlos.
Julian Pollersbeck feierte sein Saisondebüt. Beim ersten Gegentor, einem Traumtor von Wiesbadens Torjäger Schäffler, war er machtlos. © Witters
HSV-Verteidiger Timo Letschert (l., neben Wiesbadens Doppel-Torschütze Schäffler) erwischte einen gebrauchten Nachmittag: Der Niederländer verschuldete beide Gegentore.
HSV-Verteidiger Timo Letschert (l., neben Wiesbadens Doppel-Torschütze Schäffler) erwischte einen gebrauchten Nachmittag: Der Niederländer verschuldete beide Gegentore. © Witters
Letscherts Landsmann, HSV-Innenverteidiger Rick van Drongelen, wirkte wieder nicht sicher, war aber diesmal zumindest nicht an den Gegentoren beteiligt.
Letscherts Landsmann, HSV-Innenverteidiger Rick van Drongelen, wirkte wieder nicht sicher, war aber diesmal zumindest nicht an den Gegentoren beteiligt. © Witters
Wirbt Topscorer Sonny Kittel etwa um eine Teilnahme beim Maskenball?
Wirbt Topscorer Sonny Kittel etwa um eine Teilnahme beim Maskenball? © Witters
Der angeschlagene Jeremy Dudziak brachte nach seiner Einwechslung die Wende für den HSV. Seine wendigen Haken haben Bundesliganiveau.
Der angeschlagene Jeremy Dudziak brachte nach seiner Einwechslung die Wende für den HSV. Seine wendigen Haken haben Bundesliganiveau. © Witters
HSV-Kapitän Aaron Hunt war auf dem Platz nur durch Fouls zu stoppen.
HSV-Kapitän Aaron Hunt war auf dem Platz nur durch Fouls zu stoppen. © Witters
HSV-Trainer Dieter Hecking wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: Bei Matchwinner David Kinsombi.
HSV-Trainer Dieter Hecking wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: Bei Matchwinner David Kinsombi. © Witters
Youngster Josha Vagnoman versuchte es auch einmal mit einem strammen Distanzschuss.
Youngster Josha Vagnoman versuchte es auch einmal mit einem strammen Distanzschuss. © Witters
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Hecking attestierte dem Niederländer einen "gebrauchten Nachmittag". Letschert habe ihm unter der Woche aber erklärt, wie sich die Situationen aus seiner Sicht abgespielt hätten. Und ähnlich wie bei Heuer Fernandes konnte der Trainer auch bei ihm eine Entwicklung im Training feststellen: "Timo ist mental so weit, dass wir ihn wieder bringen könnten – wenn ich das wollte."

Für Khaled Narey und Ewerton gilt das nicht, sie fallen weiter verletzt aus. Die Pressekonferenz in voller Länge sehen Sie hier:

Dieter Hecking: "Ich befürworte jede Aktion gegen Rassismus"

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