Der 83-Jährige war in seinem Haus in Norderstedt gestürzt und hat sich die Hüfte und drei Rippen gebrochen.
„Das Alter ist nichts für Feiglinge.“ So lautet einer der Sprüche, die Uwe Seeler gerne von sich gibt, wenn man ihn nach seinem Befinden fragt. In den vergangenen Jahren hat der 83-Jährige einige gesundheitliche Rückschläge und auch Operationen verkraften müssen, und ist diese immer positiv angegangen: „Ich habe keine Angst, ich bin ein Seeler...“ Doch jetzt steht ihm die nächste heftige Prüfung bevor.
Am Donnerstag verlebte Seeler gemeinsam mit seiner Frau Ilka sowie Gerda und Horst Schnoor (dem früheren HSV-Torwart) fröhliche Stunden im Porter House, einem Steakrestaurant in Norderstedt. „Wir saßen bei wunderbarem Wetter im Garten, bis dahin war alles gut“, erinnert sich Schnoor am Freitag am Telefon. Doch nach der Rückkehr ins nur einen Steinwurf von der HSV-Anlage in Ochsenzoll entfernte Eigenheim stürzte Seeler schwer und musste sich sofort ins Albertinen-Krankenhaus einweisen lassen.
Die Diagnose war schnell gestellt: Drei gebrochene Rippen und Bruch der Hüfte. Am Freitag wurde er operiert. Der Eingriff dauerte in Schnelsen rund 60 Minuten und ist gut verlaufen. Seeler muss vorerst im Krankenhaus bleiben, ehe die Rehamaßnahmen beginnen können.
Seeler leidet bis heute an den Folgen eines Autounfalls
Es war nicht das erste Mal, dass der Ehrenbürger der Stadt Hamburg mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte, was auch mit seinem Autounfall im Juli 2010 zusammenhängt. Damals war Seeler der Beifahrer im Mercedes seines Managers Werner Treimetten, der vom BMW eines alkoholisierten Fahrers gerammt und gegen die Wand des Elbtunnels gerammt wurde. Seitdem hört er auf dem rechten Ohr so gut wie nichts. Und auch das im Innenohr liegende Gleichgewichtsorgan nahm offenbar Schaden.
Zuletzt stürzte Seeler im September des vergangenen Jahres schwer, als er von Axel Schulz, dem Sohn seines früheren Mitspielers Willi Schulz, zur Haustür gebracht wurde. Damals kam er noch glimpflich davon, stauchte sich nur das Steißbein, hatte aber starke Schmerzen.
Überhaupt war Seeler in den vergangenen Jahren nicht mehr gut zu Fuß. Nach dem Autounfall musste er sich zwei Rückenoperationen unterziehen. Die einstige Beweglichkeit jedoch war dahin. Längere Spaziergänge? Unmöglich. „Ich habe mir nie vorstellen können, dass ich im Alter einmal so steif werde“, sagt er immer. Der einstige Weltklasse-Stürmer, der regelrecht durch die Strafräume flog und die Verteidiger zur Verzweiflung trieb, musste lernen damit umzugehen, dass der Körper nicht mehr willig auf den Geist hört.
Der Fußball-Legende wurde ein Tumor entfernt
Die jetzige Operation war für Seeler auch deshalb nicht ohne Risiko, weil er seit Jahren mit Herzproblemen zu tun hat. 2017 musste ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, nachdem er immer wieder über Unwohlsein geklagt hatte. Kurz davor hatte er sich einen Tumor aus dem Rücken entfernen lassen. Zum Glück hatten sich keine Metastasen gebildet, Uwe und seine Ehefrau Ilka konnten aufatmen.
„Ja, ich glaube, der liebe Gott hat es bisher mit mir gut gemeint, privat, beruflich und sportlich, und das ist schon eine Menge Glück“, sagte Seeler einst und meinte damit besonders auch seine Ehe. Im Februar 2019 feierte das Paar Diamantene Hochzeit. Im großen Abendblatt-Interview antwortete Ilka Seeler auf die Frage, was sie sich für die kommenden Jahre vornehmen würden: „Gesundheit. Das ist so dahergesagt. Aber wenn du normal gehen kannst und nicht humpelst, kann das ein unglaublicher Wert sein.“ Der Seeler-Familie steht nun eine längere Reha bevor, bis dieser Wunsch wieder möglich ist.
2017 bekam Seeler einen Herzschrittmacher eingesetzt
Doch nicht nur bei Seeler macht sich das Alter bemerkbar. Auch Schnoor (86), wie „Uns Uwe“ Mitglied der legendären Meistermannschaft von 1960, musste sich vor zwei Jahren einer Herz-Operation unterziehen. Auch beim damaligen Kapitän Jochen Meinke, der im Oktober seinen 90. Geburtstag feiert, war unlängst ein Eingriff notwendig, von dem er sich derzeit noch erholt. Von der Elf, die vor 60 Jahren in Frankfurt gegen Köln die Deutsche Meisterschaft errang, leben außerdem noch „Charly“ Dörfel, Erwin Pieckhowiak und Klaus Neisner.
Schlusswort Schnoor: „Mein Arzt sagt mir immer, dass die meisten Menschen in meinem Alter schon tot seien. Deshalb: Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“ Eine könnte sein, dass sich Schnoor, Meinke und Seeler bald wieder in der Loge von Eugen Block treffen, um sich ein HSV-Spiel anzuschauen. So wie es seit Jahren gute Tradition war.