Wood fliegt für Fein aus dem Kader. Schmadtke attackiert HSV. Hannover 96 reagiert auf “Geschehnisse“ rund um HSV-Spiel.
Die HSV-News am Freitag, den 28. Februar 2020:
- Adrian Fein reist mit nach Aue
- Bobby Wood fliegt aus dem Kader
- Schiri-Nesthäkchen vor HSV-Premiere
- HSV gewährt VfB Lübeck Asyl
- Vorfälle rund um HSV-Spiel: Schlaudraff gekündigt
- Schmadtke echauffiert sich über HSV-Pyro
- Ex-HSV-Profi Hartwig zerlegt die AfD
- Shitstorm gegen DFB wegen Tweet zu Hartwig
Adrian Feins Comeback weiter möglich
Mit Adrian Fein geht der HSV die Auswärtsaufgabe bei Erzgebirge Aue (Sonnabend, 13 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) an. Am Freitag berief Dieter Hecking den Schlüsselspieler nach seinem Jochbeinbruch vor drei Wochen gegen den KSC erstmals wieder in den 20 Mann starken Kader.
Ob Fein auch tatsächlich zum Einsatz kommt, wird sich weisen. Zuletzt hatte sich der HSV-Trainer eher zurückhaltend geäußert. "Ich fand ihn im Training noch verhalten", sagte Hecking am Donnerstag über Fein, der derzeit nur mit einer 1300 Euro teuren Carbonmaske auflaufen kann.
Klar ist: Fein selbst muss sich für einen Einsatz sicher fühlen, damit er wie üblich in die Zweikämpfe gehen kann. "Es geht nur, wenn er 100 Prozent abrufen kann", sagte Hecking.
Bobby Wood fliegt aus dem Kader
Für Fein muss Bobby Wood seinen Kaderplatz räumen. Der US-Stürmer war zuletzt für das Stadtderby berufen worden, dort aber auch trotz Rückstands nicht zum Einsatz gekommen. Auch gegen Aue wären Woods Chancen auf Spielminuten ohnehin nur gering gewesen.
Ansonsten greift Hecking auf dasselbe Personal zurück, das sich vor Wochenfrist im Volksparkstadion gegen St. Pauli blamiert hatte (0:2) – jede Menge Gelegenheiten also, um sich für die Derby-Schmach zu rehabilitieren.
Jung-Schiri feiert HSV-Premiere
Für ihn sind der HSV und das Erzgebirge absolutes Neuland: Nicolas Winter, mit 28 Jahren der jüngste der aktuell 47 Schiedsrichter für die Erste und Zweite Bundesliga, feiert in Aue seine Hamburg-Premiere.
Es ist überhaupt erst das sechste Zweitligaspiel, mit dem der Pfälzer seit seiner DFB-Beförderung im vergangenen Jahr beauftragt wird.
Probleme hatte Winter in dieser Saison vor allem mit der Partie Bochum gegen Karlsruhe (3:3), in der er trotz der Möglichkeit eines Videobeweises je einen fragwürdigen Elfmeter und Platzverweis gegen die Gäste aussprach.
Winter zur Seite gestellt werden die Assistenten Wolfgang Haslberger und Robert Potemkin sowie Johannes Huber als Vierter Offizieller. Im Kölner Videokeller sitzen Daniel Schlager und Felix-Benjamin Schwermer.
HSV gewährt Lübeck Trainings-Asyl
Nette Geste: Der HSV hat dem VfB Lübeck Asyl gewährt. Weil der Regionalligist sein Abschlusstraining vor dem Aufstiegskracher beim VfL Wolfsburg II (Sonnabend, 13 Uhr) nicht zuhause abhalten konnte, durfte Lübeck am Freitag auf das HSV-Gelände in Norderstedt ausweichen.
Auf den Paul-Hauenschild-Sportplätzen trainieren normalerweise die Amateurmannschaften des HSV e.V.. Lübecks eigene Übungsplätze waren nach dem Regen der vergangenen Tage arg ramponiert.
Der VfB hat mit einem Sieg bei Tabellenführer Wolfsburg die Möglichkeit, seinerseits auf Rang eins zu springen, der am Ende erstmals den direkten Aufstieg in die Dritte Liga bedeuten würde. "Das ist sicher kein Spiel wie jedes andere", sagte Lübecks Trainer Rolf Landerl.
Ligakonkurrent HSV II steckt indes im Abstiegskampf. Die Mannschaft von Trainer Hannes Drews spielt an diesem Wochenende beim BSV SW Rehden (Sonnabend, 14 Uhr).
Gegen Wolfsburg hat der HSV bereits beide Spiele absolviert (3:3/A und 2:4/H), gegen Lübeck steht das Rückspiel dagegen noch aus (4. April, 14 Uhr, Stadion Lohmühle).
Die HSV-Profis hatten sich in der vergangenen Winterpause mit 2:5 im Test gegen den VfB blamiert. Auch das Spiel im Januar hatte wegen drohender Unbespielbarkeit des Platzes zwischenzweitlich auf der Kippe gestanden.
Vorfälle rund um HSV-Spiel: Schlaudraff gekündigt
Nebulös: Hannover 96 hat seinem ehemaligen Sportchef Jan Schlaudraff außerordentlich gekündigt – und zwar "aufgrund von Geschehnissen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Zweitliga-Heimspiel gegen den Hamburger SV, die für Hannover 96 mit Blick auf Tragweite und Schwere arbeitsrechtlich nicht hinnehmbar waren", wie der Club am Freitag erklärte. Genaue Details nannte der Verein nicht.
Hannover 96 und der HSV hatten sich am 15. Februar mit 1:1 getrennt. Hannover hatte Schlaudraff bereits am 16. Januar freigestellt. Die Niedersachsen und der Ex-Profi befinden sich derzeit bereits in einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Schlaudraff klagt unter anderem auf Wiedereinstellung und Entfristung seines eigentlich bis 2022 laufenden Vertrages. Die jetzt erfolgte Kündigung stehe damit aber in keinem Zusammenhang, erklärte der Club.
Die Nachfolge von Schlaudraff bei den 96ern hatte Gerhard Zuber angetreten. Auch mit ihm befindet sich Hannover 96 noch in einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Der 44 Jahre alte Österreicher war bei den 96ern bis 2019 die rechte Hand des früheren Managers Horst Heldt. Nach dem Bundesliga-Abstieg lief sein Vertrag als Sportlicher Leiter weiter, Zuber wurde jedoch zunächst innerhalb der Profifußball-Gesellschaft Hannover 96 GmbH & Co. KGaA kaltgestellt.
Das Arbeitsgericht Hannover entschied im Januar, dass sein Vertrag nicht am 30. Juni 2020 endet, sondern zu entfristen sei. Gegen das Urteil will Hannover nun in Berufung gehen.
Schmadtke wegen HSV in Pyro-Rage
Jörg Schmadtke in Rage: Nach dem erfolgreichen Zwischenrundenspiel seines VfL Wolfsburg in der Europa League bei Malmö (3:0) wetterte der Geschäftsführer Sport gegen zündelnde Fans – und ging in diesem Zusammenhang auch den HSV an.
Was Schmadtke aufregte: Beim Spiel in Schweden wurden im Gästeblock wiederholt Bengalos angesteckt. "Ich frage mich, was die Security am Einlass gemacht hat, denn das war ja schon eine relativ große Menge", sagte Schmadtke hinterher.
In seinem Unverständnis holte der 55-Jährige dann auch noch gegen den HSV aus. "Ich verstehe nicht, was das bringt", sagte Schmadtke in Bezug auf die legale Pyro-Show im Volksparkstadion vor drei Wochen gegen den KSC.
"Ich bin kein großer Anhänger von Pyro. Deswegen bin ich auch kein Freund davon, dass mittlerweile Rauchtöpfe genehmigt werden", so Schmadtke weiter. Vor dem HSV-Spiel gegen Karlsruhe hatten Ultras unter Aufsicht vor der Nordtribüne zehn Rauchtöpfe zünden dürfen.
Während die vom DFB genehmigte Aktion von den HSV-Verantwortlichen sowie einem Großteil der Anhängerschaft positiv bewertet wurde, kann Schmadtke damit noch immer wenig anfangen.
"Ich verstehe nicht, was das bringt", sagte er. "Ich bin kein großer Anhänger von Pyro. Deswegen bin ich auch kein Freund davon, dass mittlerweile Rauchtöpfe genehmigt werden."
Und einmal in Wallung, lederte Schmadtke weiter: "Ich weiß auch nicht, warum wir jahrelang gegen Pyro wettern und dann auf einmal solche Versuche starten wie in Hamburg. Das ist mir unbegreiflich! Bei einer Null-Toleranz-Linie, die immer alle vertreten haben, sowohl DFB, DFL als auch Vereinsvertreter, kippen wir auf einmal komplett um, weil einer eine Idee hat. Ich verstehe das nicht!"
Jörg Schmadtke war in der Vergangenheit wiederholt als HSV-Sportchef gehandelt worden. Im Sommer 2013 hatte er wegen eines "schlechten Bauchgefühls" aber schließlich selbst abgesagt. Stattdessen wurde damals Oliver Kreuzer als Nachfolger von Frank Arnesen verpflichtet.
Jimmy Hartwig poltert gegen die AfD
Am Donnerstag hatte Dieter Hecking bereits ein Statement gegen Rassismus abgegeben ("Wir sind ja auch eine Multi-Kulti-Truppe"), wenig später tat es ihm ein ehemaliger HSV-Profi gleich.
Jimmy Hartwig, inzwischen DFB-Integrationsbotschafter, rief dabei zum geschlossenen Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit auf. "Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Zugriff haben. Wir sind alle gefragt, ob Fußballer, Leichtathleten, Handballer. Alle Sportarten, alle Gesellschaftsschichten“, sagte der 65-Jährige beim TV-Sender Sky Sport News HD. "Rassismus hat in diesem Land nichts verloren."
Hartwig, Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer Offenbacherin, war früher selbst rassistisch beleidigt worden, wie er mehrfach berichtet hatte. "Wir leben alle auf einer Erde. (...) Ich sage Ihnen: Es ist noch nichts verloren. Wir haben den Kampf gegen die Rechten angenommen und werden den Kampf gewinnen“, sagte er.
Es könne nicht sein, "dass Menschen vergessen, was vor 75 Jahren passiert ist. Heute stellt sich ein Mensch von einer Partei hin und sagt, das wäre eine Mückenschiss gewesen. Wie krank sind diese Menschen? Und wie krank sind die Menschen, die auf diese Menschen hören?“",sagte Hartwig in Anspielung auf die Äußerung von AfD-Chef Alexander Gauland, der die NS-Vergangenheit als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte bezeichnet hatte.
"Jetzt müssen wir zusammenhalten. Wir sind 7,1 Millionen Mitglieder beim DFB. Diese geballte Macht muss zusammenstehen!", sagte Hartwig, der zwischen 1978 und 1984 insgesamt 237 Pflichtspiele für den HSV bestritten hatte. Hartwig war auch Mitglied der legendären Mannschaft, die 1983 den Europapokal der Landesmeister holte.
Shitstorm gegen DFB für Hartwig-Tweet
Im Zuge des Hartwig-Interviews hat sich der DFB indes einen Shitstorm eingehandelt. Zahlreiche Nutzer hatten sich beim Verband über einen unglücklich verkürzten Tweet zum Thema Rassismus beschwert.
In dem Kurznachrichtendienst hatte der DFB das Gespräch mit dem Integrationsbotschafter mit der Aussage zusammengefasst: "Wenn ihr im Stadion seid und hört diese Rufe, dann geht auf diese Leute zu und sagt denen: Wir wollen Fußball schauen!"
Der DFB reagierte auf die harsche Kritik der Twitter-User. "Eure Kommentare sind berechtigt. Unser Tweet hat eine Aussage von Jimmy Hartwig verkürzt dargestellt und damit einen falschen Eindruck vermittelt", schrieb der Verband am Freitagnachmittag.
Gleichzeitig verwies der Verband noch einmal explizit auf Hartwigs Statements "zum Thema Rassismus im Fußball in voller Länge".
"Wenn ihr rassistische Äußerungen im Stadion bemerkt, macht diesen Leuten klar, dass sowas weder im Fußball, noch in unserer Gesellschaft einen Platz hat, und/oder kontaktiert das Ordnungspersonal", hieß es vom DFB weiter.