Hamburg. Warum der HSV im Volkspark so erfolgreich Fußball spielt und wieso gerade Trainer Dieter Hecking gewarnt ist.

Prozentrechnung ist offenbar nicht die große Stärke des Dieter Hecking. „Keine Ahnung“, lautete die Antwort des HSV-Trainers am Donnerstag auf die Frage, wie hoch denn der prozentuale Anteil des HSV-Erfolgs an den Spielen im Volksparkstadion sei. Der 55-Jährige hatte zwar einen Spickzettel vor sich liegen, als er auf dem Podium des Presseraums saß, um über das letzte Heimspiel des Jahres gegen den 1. FC Heidenheim (18.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) zu sprechen. Die Antwort stand dort aber nicht drauf. „Offensichtlich ist es so, dass wir zu Hause ganz gerne spielen“, sagte Hecking schließlich in einem kurzen Anflug von Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Die exakte Antwort auf die Rechenaufgabe hätte so ausgesehen: 65,517 Prozent seiner bislang 29 Punkte hat der HSV im Volksparkstadion geholt. Mit sechs Siegen und einem Unentschieden ist Hamburg die heimstärkste Mannschaft der Liga. Gegen Heidenheim hat der HSV sogar die Chance, sein siebtes Ligaspiel in Folge im eigenen Stadion zu gewinnen. Man muss in der HSV-Chronik schon einige Jahre zurückblättern, um so eine Serie zu finden. In der Saison 1986/87 schafften die Hamburger in der Liga zuletzt sieben Heimsiege am Stück. Der Trainer hieß damals noch Ernst Happel. Selbst in den Meisterjahren 1977, 1982 und 1983 gelangen dem HSV keine sieben Heimsiege in Folge.

Hecking vor HSV-Heimspielserie gewarnt

Und Hecking? „Mich interessiert die Serie nicht“, sagte der HSV-Trainer 32 Jahre nach Happels Traumstart. Hecking weiß selbst aus eigener Erfahrung, wie schnell sich Serien wieder drehen können. Erst in der vergangenen Saison gewann der Trainer mit Borussia Mönchengladbach alle acht Heimspiele vor der Winterpause. Saisonübergreifend waren es sogar zwölf Siege. Von Februar bis Mai holte Hecking mit Gladbach dann aber in acht Heimspielen keinen Sieg mehr, und der Club verspielte die sicher geglaubte Qualifikation für die Champions League.

Vielleicht will Hecking deshalb auch keine Parallelen zur laufenden HSV-Saison sehen. „Das ist ein Momentum. Genauso wie unsere Auswärtsserie, über die wie uns in der vergangenen Woche unterhalten haben.“

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    Die HSV-Hoffnung heißt Heimspiel

    Während der HSV auswärts zuletzt in sechs Spielen nicht gewinnen konnte, heißt die Hoffnung nun wieder: Heimspiel. „Es macht einfach Spaß, zu Hause zu spielen“, sagt Hecking, ohne einen näheren Zusammenhang zu erklären, warum sich seine Mannschaft im Volkspark leichter tut. Dabei wurde gerade in Osnabrück deutlich, woran es liegt: Tritt der Gegner aggressiver und mutiger auf, bekommt die fußballerisch starke HSV-Mannschaft Probleme. Im eigenen Stadion kommt das dominante Spiel der Hamburger besser zum Tragen.

    Ganz anders als das etwa bei Arminia Bielefeld zu beobachten ist. Der Tabellenführer hat auswärts die gleiche Bilanz wie der HSV zu Hause. Im eigenen Stadion dagegen gewann die Arminia nur zwei von sieben Partien. Heute spielt Bielefeld parallel zum HSV daheim gegen Aufsteiger Karlsruher SC. Aber auch andere Mannschaften tun sich im eigenen Stadion schwer. Absteiger Hannover 96 hat sogar noch keines seiner sieben Heimspiele gewonnen.

    Hecking überwand die Heimspielkrise des HSV

    Auch der HSV hatte vor einem Jahr noch große Probleme im eigenen Stadion gegen tief stehende Gegner. So auch beim 3:2 gegen Heidenheim, als erst ein Acht-Minuten-Hattrick des eingewechselten Pierre-Michel Lasogga das Spiel drehte. Die Schwaben sind nach dem fünften Platz in der vergangenen Saison auch in dieser Spielzeit wieder ein unangenehmer Gegner. „Heidenheim ist eine der stabilsten Mannschaften der Zweiten Liga“, sagt Trainer Hecking, der seine eigene Mannschaft zuletzt scharf kritisierte für den körperlosen Auftritt.

    Am Donnerstag äußerte sich der Cheftrainer schon wieder deutlich gemäßigter. „So ein Grummeln gibt es immer mal vom Trainer. Der Zeitpunkt war der Richtige. Es ist meine Pflicht, das anzusprechen“, sagte Hecking mit ein paar Tagen Abstand über seine deutlichen Worte nach dem „Prima Ballerina“-Spiel seiner Mannschaft in Osnabrück. Angekommen sind seine Worte beim Team in jedem Fall. „Es gab zu 99,98 Prozent Übereinstimmung“, sagte Hecking und demonstrierte, dass er in Mathematik doch besser aufgepasst hat als gedacht.

    Die voraussichtlichen Aufstellungen:

    HSV: Heuer Fernandes – Narey, Letschert, van Drongelen, Leibold – Fein – Dudziak, Hunt – Jatta, Harnik, Kittel.

    Heidenheim: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Theuerkauf – Dorsch – Schnatterer, Griesbeck, Kerschbaumer – Leipertz, Kleindienst.