Hamburg. Der Belgier spricht vor dem Abschiedsspiel seines Ex-Kollegen über eine große HSV-Saison und die Angst vor Atouba.

Daniel Van Buyten ist gerade in Belgien im Auto, als ihn das Abendblatt auf dem Handy erreicht. „Worum geht’s?“ Um das Abschiedsspiel von Rafael Van der Vaart am Sonntag (15 Uhr/NDR) im Volksparkstadion. „Sehr gerne“, sagt der heute 41-Jährige, der 2005/06 als Kapitän zusammen mit Van der Vaart eine große HSV-Saison spielte.

Hamburger Abendblatt: Herr Van Buyten, am Sonntag müssen Sie gegen Stars wie Arjen Robben, Wesley Sneijder oder Robin Van Persie verteidigen. Sind Sie fit?

Daniel Van Buyten: Ich bin schon im Training (lacht). Ab und an spiele ich bei den Bayern-Legenden. Im Mai waren wir bei Manchester United. Natürlich bin ich nicht mehr so fit wie damals, aber ich passe auf, dass ich nicht dick werde.

Ihr Gegenspieler könnte auch Ruud Van Nistelrooy heißen.

Van Buyten: Gegen Ruud habe ich schon verteidigt, als wir 2003 mit Belgien gegen Holland gespielt haben. Ich war damals bei Olympique Marseille, er bei Manchester United. Ruud durftest du nie aus den Augen lassen. Er war ein Typ wie Claudio Pizarro. Clever, schlau. Sobald du dachtest, du hast ihn im Griff, hat er dich bestraft.

Die Kopfballduelle gegen ihn könnten wieder spannend werden.

Van Buyten: Das wird kein Problem (lacht). Ich muss aber gucken, ob mein Timing noch so gut ist. Das war meine Stärke. Ich war früher Stürmer und der Kleinste. Mein Vater hat mit mir dann mein Kopfballspiel trainiert. Meine Größe von 1,97 Metern kam erst spät. Das Timing ist geblieben.

Auf welchen ehemaligen Mitspieler freuen Sie sich am meisten?

Van Buyten: Auf alle. Natürlich vor allem auf meinen alten Freund Khalid Boulahrouz. Mit ihm war ich auch außerhalb des Fußballs viel unterwegs. Mit Rafael und Nigel de Jong sind wir häufig essen gegangen. Ich freue mich, die alten Kollegen wiederzusehen. Wir wollen Rafa einen schönen Abschied bereiten.

Haben Sie noch Kontakt zu Van der Vaart?

Van Buyten: Ich wollte ihn vor drei Jahren zu Standard Lüttich holen, als ich dort als Sportdirektor aktiv war. Er hatte immer noch ein gutes Auge und einen guten linken Fuß. Ich wollte ihn als Führungsspieler verpflichten. Er war aber schon sehr weit mit dem FC Midtjylland, daher konnten wir uns nicht mehr einigen.

Sie waren 2005/06 sein Kapitän beim HSV. War er damals schon ein Führungsspieler?

Van Buyten: Rafael war noch jung, aber er hatte schon Leaderqualitäten. Wir hatten viele Führungsspieler. Sergej Barbarez, Stefan Beinlich, David Jarolim, Boulahrouz. Wir haben auch eine super Saison gespielt. Leider hat uns Werder Bremen am Ende noch überholt.

Auch Ihr damaliger Trainer Thomas Doll kommt. Soll er Sie wieder mit Boulahrouz in die Innenverteidigung stellen?

Van Buyten: Mit Thomas habe ich noch oft Kontakt. Ich habe mal einen seiner Spieler nach Lüttich geholt. Er kann uns gerne wieder zusammen aufstellen. Ich hoffe, dass Boula fit ist, damit er wieder den Kannibalen machen kann (lacht). Aber im Ernst: Ich denke, wir waren damals die beste Innenverteidigung der Bundesliga.

Wie war das damals, neben Timothee Atouba zu spielen? Am Sonntag könnte er wieder seine Tänzchen machen.

Van Buyten: Atouba hat mir immer Angst gemacht (lacht). Du wusstest immer, dass er seine Samba-Tricks und Tänze macht. Er hat mir aber immer versichert, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Und er hatte recht. Es hat immer geklappt. Trotzdem habe ich lieber abgesichert.

War Atouba auch in der Kabine der Verrückteste?

Van Buyten: Nein, im Gegenteil. Er war sehr ruhig. Er konnte ja kaum Deutsch. Dadurch war er etwas schüchtern in der Kabine. Seine Sprache hat er auf dem Platz gezeigt.

Wer war denn der Kabinenclown? Ailton? Van der Vaart?

Van Buyten: Rafa war damals noch kein Spaßvogel. Eher ruhig. Boulahrouz war der Verrückteste und für die Späße verantwortlich.

Sie scheinen noch voller guter Erinnerungen zu sein, wenn Sie über die Zeit sprechen.

Van Buyten: Für mich war es damals sehr schwer zu gehen. Ich hing am HSV und an der Stadt. Ich war Kapitän, hatte ein gutes Verhältnis zur Clubführung. Der HSV war mein Zuhause. Ich hatte viele Angebote nach meinem ersten Jahr. Ich habe immer gesagt: wenn sich einer der zehn besten Clubs der Welt meldet, sagt mir Bescheid. Ansonsten bleibe ich.

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Dann kam das Angebot der Bayern ...

Van Buyten: Bayern gehörte zu den fünf besten Vereinen der Welt. Natürlich wollte ich mal Titel holen. Das konnte ich bei Bayern.

Und heute kümmern Sie sich selbst um Transfers?

Van Buyten: Ich kümmere mich mittlerweile als Berater um junge Nationalspieler in Belgien. Wir bereiten Sie auf ihre Karrieren vor.

Wie kommt es, dass Belgien so viele Talente herausbringt?

Van Buyten: Wir mussten viel arbeiten, um den Rückstand aufzuholen. In den vergangenen Jahren hatten wir dann eine Phase mit vielen großen Talenten. Ich glaube aber nicht, dass wir in zehn Jahren noch einmal so eine Generation haben wie jetzt mit Eden Hazard, Kevin de Bruyne oder Romelu Lukaku. Die Möglichkeit war da, vor einem Jahr Weltmeister zu werden.

Hätten Sie nicht auch ein paar Talente, die Sie dem HSV vermitteln könnten?

Van Buyten: Ich habe gerade einen guten Innenverteidiger vermittelt. Sebastiaan Borneau. 20 Jahre alt. Der ist jetzt aber für sechs Millionen Euro von RSC Anderlecht zum 1. FC Köln gewechselt. Ich pflege aber auch gute Kontakte zu Marcell Jansen und Jonas Boldt, den ich aus Leverkusen noch sehr gut kenne. Da ist in Zukunft bestimmt mal etwas möglich.