Hannover. HSV-Trainer überzeugt im Wortduell mit Ministerpräsident Weil. An einer Stelle wird Hecking emotional – wie auch seine Frau.
Als Dieter Hecking vor zehn Jahren als Trainer bei Hannover 96 zurücktrat, war Stephan Weil (SPD) noch Oberbürgermeister der Stadt. Immer wieder gab es mal Kontakt zwischen den beiden. Es sollte aber zehn Jahre dauern, bis sich Hecking und Weil erstmals im öffentlichen Rahmen gegenüber saßen.
Bei der neunten Ausgabe von "Sport trifft Politik“ nahmen die beiden am Montagabend um 19.15 Uhr in Hannover zwischen NDR-Moderatorin Bettina Tietjen auf dem Podium Platz. Weil ist seit sechs Jahren Ministerpräsident von Niedersachsen, Hecking seit vier Monaten Trainer beim HSV.
Hecking will die Angriffe der AfD abwehren
Dass der 55-Jährige ein guter Fußball-Lehrer ist, hat er schon häufig nachgewiesen. Dass er auch als Politiker Talent besitzt, war bislang aber nicht bekannt. 400 Gäste aus Wirtschaft, Medien und Politik konnten sich im Auditorium der VGH Versicherungen nun davon überzeugen, dass Hecking auch für eine Partei arbeiten könnte.
Der HSV-Coach lieferte sich ein spannendes und unterhaltsames Rededuell mit dem SPD-Politiker. Dabei waren die beiden in vielen Punkten einer Meinung. "Die Demokratie in Deutschland braucht zwei starke Volksparteien. Es ist wichtig, dass wir die Angriffe von der AfD abwehren“, sagte Hecking, der sein Unverständnis für Teile der Politik zum Ausdruck brachte.
Warum Hecking bei Polit-Talkshows abschaltet
Als Beispiel nannte er die aktuellen Debatten um den Klimaschutz. "Die Politik muss viel mehr Aufklärung betreiben, warum wir uns in Deutschland zum Beispiel für den Klimaschutz einsetzen müssen. Viele wissen nicht, was gerade passiert. Das Warum wird mir zu selten beantwortet. Deswegen schalte ich auch bei Polit-Talkshows ab.“
Hecking machte aber auch klar, dass er doch lieber Fußballtrainer bleibt. "Manchmal würde ich gerne etwas sagen, wenn ich die Kommunalpolitik in Bad Nenndorf verfolge. Aber Politik ist nicht mein Schachbrett."
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Hecking kritisiert hohe Fußballer-Gehälter
Stephan Weil drückte daher auf der Bühne vor allem seinen Respekt für den Trainer Hecking aus. "Dieter Hecking kann für sich in Anspruch nehmen, bei jeder Trainerstation saubere Arbeit geleistet zu haben. Er ist das Musterbeispiel seriöser Trainerarbeit“, sagte Weil, der regelmäßig zu Hannover 96 geht.
Das erste Derby gegen die Niedersachsen hatte Hecking mit dem HSV Anfang September 3:0 gewonnen. Auch beim Auswärtsspiel am Montag in Hannover punktete Hecking. Der Trainer bekam viel Applaus für seine Worte. Zum Beispiel, als er die hohen Gehälter und Ablösen im Fußball kritisierte. "Das ist in einem Land wie Deutschland schwierig zu vermitteln.“
Dieter und Kerstin Hecking werden emotional
Die Gäste lernten an diesem Abend aber weniger den Trainer Dieter Hecking kennen, sondern vor allem den Menschen. Mehrfach gab der HSV-Coach Einblicke in sein Seelenleben. Emotional wurde Hecking, als er über seinen vor zwei Wochen verstorbenen Vater Wilfried sprach. "Es ist nicht einfach, wenn man einen Menschen verliert, den man liebt. Ich bin froh, dass er nicht leiden musste."
Kerstin Hecking, die in der ersten Reihe saß, wurde wiederum emotional, als ihr Ehemann davon erzählte, wie die beiden ihr Traumhaus in Bad Nenndorf fanden. "Als wir das umgebaute Bauernhaus das erste Mal betreten haben, habe ich meine Frau angeguckt und wusste sofort, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme“, sagte Hecking und sorgte damit für einen von vielen Lachern.
"Wir leben wie auf Bullerbü. Ich bin froh, dass sie die Entscheidung getroffen hat. Ein starker Mann braucht eine starke Frau. Und die habe ich.“ Nur für ihr wöchentliches Männeryoga konnte ihn Kerstin noch nicht gewinnen. "Ich mag es nicht, wenn sie mich korrigiert."
Heckings letztes Bundesligaspiel endet im Drama
Der frühere Polizist Hecking erzählte zudem, warum er nie auf Demonstrationen geht. "Ich stand als Polizist auf der anderen Seite. In Brokdorf mit den Atomkraftgegnern. Ich habe dabei immer gedacht: Ich verstehe euch, aber warum werft ihr Molotowcocktails und Steine? Das habe ich nie verstanden."
Am Ende der 100-minütigen Diskussion erfuhren die Gäste schließlich, wie man Hecking am besten ärgern kann. Man müsse ihn nur fragen, wie viele Bundesligatore er geschossen habe. Die Antwort: keines. "In meinem letzten Bundesligaspiel für Leipzig hatte ich den großen Wunsch, einmal ein Tor in der ersten Liga zu schießen. Ich habe es auch geschafft. Leider war es ein Eigentor."
Läuft alles glatt, ist Hecking zumindest bald dabei, wenn der HSV in der Bundesliga wieder Tore schießen wird.