Regensburg/Hamburg. Hart umkämpftes Spiel bei Angstgegner Regensburg. Der HSV drehte die Partie binnen zwei Minuten, knickte aber wieder ein.

Der HSV hat eine große Chance vertan, sich die Verfolger in der Zweiten Liga noch weiter vom Halse zu halten. Das 2:2 bei Jahn Regensburg war ein hart umkämpftes Spiel, doch die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking verpasste es, nach einer verschlafenen ersten Halbzeit die 2:1-Führung zu sichern, die binnen zwei Minuten geschafft wurde.

"Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein, wir haben nicht so gut gespielt, wie wir es können“, sagte Trainer Dieter Hecking bei Sky. „Das sind für uns zwei verlorene Punkte, ganz klar“, stellte Aaron Hunt fest. Und: „Das muss man irgendwie über die Zeit bringen.“

Es ist eine kuriose Konstellation für den HSV: Am Tag des Spiels bei Jahn Regensburg, gegen das der Hamburger SV in der Saison 2018/2019 zweimal spielte und zweimal mit schwerwiegenden Folgen verlor, bleibt die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking in jedem Fall festgetackert auf dem Aufstiegsplatz zwei der Zweiten Liga.

Und das hat mit dem Last-Minute-Sieg des Tabellenführers VfB Stuttgart bei Arminia Bielefeld am Freitagabend (1:0-Sieg auf der Alm) zu tun. Stuttgart bleibt top mit 20 Punkten, der HSV hat jetzt 17 Punkte, Bielefeld als Dritter 15, Heidenheim als Vierter nur 12. Der HSV bleibt also in jedem Fall Zweiter.

1:0: Tor zählt erst nach Videobeweis

Die Regensburger begannen forsch wie angekündigt. Gleich in der ersten Minute musste Heuer Fernandes eine an die Latte geklatschte Flanke entschärfen. Die Gastgeber waren aber auch übermotiviert. Gimber holte sich nach zwei rüden Fouls hintereinander gegen Fein und Jung früh die Gelbe Karte ab (8.). Doch der HSV hatte Probleme, spielerisch den Weg in die Offensive zu finden. "Wir sind sehr schwer ins Spiel gekommen", gab Hecking nach dem Spiel zu.

Regensburg vs. HSV

In der 13. Minute bekam auch George eine Gelbe Karte, was einen Freistoß für den HSV und durch Kittel die erste nennenswerte – aber harmlose – Annäherung an das Regensburger Tor brachte. Der Ball flog irgendwie durch Richtung Torwart Meyer. Doch der fing ihn bloß entspannt ab. Fast im Gegenzug wollte Stolze einen Elfmeter herausschinden, als er andeutete, Heuer Fernandes zu umkurven und sich fallen ließ. Der Schiedsrichter fiel nicht darauf rein, gab aber auch kein Gelb für die Schwalbe.

Doch das 1:0 in der 29. Minute für die Regensburger hatte sich bereits angekündigt. Der HSV zu passiv und zu lässig bei einer Chance für Kittel, die Gastgeber verbissen. Nachdem Heuer Fernandes einen ersten Ball abgewehrt hatte, schoss Stolze ein. Der Treffer musste aber erst per Videobeweis überprüft werden, weil ein Regensburger halb auf der Torlinie lag. Wer jetzt einen Sturmlauf des HSV erwartet hatte, wurde enttäuscht. Bis zur Halbzeit tat sich wenig.

Ausgleich und Führung binnen zwei Minuten

Erst in der 54. Minute hatte Jung eine gute Chance und vergab aus wenigen Metern Entfernung vor der Torlinie in aussichtsreicher Position nach einem Ball ins Strafraumgetümmel. Der HSV drückte jetzt energisch, hatte mehr Ballbesitz, Regensburg schien die Räume nicht mehr zulaufen zu können, die sich auftaten. Auch die mitgereisten HSV-Fans machten sich lautstark bemerkbar. Harnik hatte ebenfalls eine gute Chance zum Ausgleich, doch Zählbares kam zunächst bei den Offensiv-Bemühungen nicht heraus.

Im Gegenteil: Regensburg hatte bei Kontern noch gute Einschussgelegenheiten, scheiterte aber an mangelnder Präzision. Die zeigten die Gastgeber dann auch in der Abwehr: Nach einer scharfen Hereingabe von Hinterseer, die der eingewechselte Kinsombi fast erreicht hätte, schob Nachreiner den Ball ins eigene Tor: 1:1 (72.).

Und innerhalb von zwei Minuten kippte das Spiel zugunsten des HSV. Hunt traf fast von der Strafraumgrenze einen Ball, den die Regensburger nur mit Mühe aus dem Strafraum bugsieren können: 1:2 (74.). In der Bundesliga ist gerade die "Mentalitäts-Debatte" um Borussia Dortmund und Kapitän Marco Reus entbrannt. Der HSV hat sie mit Aaron Hunt auf seine Art beantwortet – bis dahin.

Letschert feiert Debüt beim HSV

Kurz nach der Führung kam auch Timo Letschert für Gideon Jung ins Spiel. Innenverteidiger Letschert hatte sich gerade nach seinem Teilabriss des Außenbandes im Knie wieder spielfähig gezeigt. Letschert stand überhaupt erstmals im Kader.

Doch der HSV ließ mit dem Druck etwas nach und brachte die Regensburger wieder ins Spiel. Urplötzlich stand es 2:2 durch ein Tor von Albers (85.), nachdem die HSV-Abwehr komplett geschlafen hatte. Auch Letscherts späte Einschussmöglichkeit zum möglichen Sieg half nichts mehr: Der HSV hat es sich selbst zuzuschreiben, die Führung nicht über die Zeit gespielt zu haben.

In der vergangenen Saison hatten die beiden Niederlagen gegen Regensburg entscheidend dafür gesorgt, dass letztlich die Trainer Christian Titz und Hannes Wolf gehen mussten. Für HSV-Trainer Dieter Hecking ist es das erste Spiel nach dem Tod seines Vaters. Er war nach der Partie gegen Aue sofort zu seiner Familie gefahren.