Die Entlassungen von Hannes Wolf und Christian Titz haben mit den Bayern zu tun. Dieter Hecking ist gewarnt und hat einen Plan.

Wenn sich HSV-Trainer Dieter Hecking über Jahn Regensburg informieren möchte, hätte er in seinem Team ein paar gute Ansprechpartner. Seinen Co-Trainer Tobias Schweinsteiger zum Beispiel, der zwischen 2010 und 2012 für die Bayern stürmte. Oder auch Adrian Fein, dessen Zeit an der Donau noch nicht so lange zurückliegt. In der vergangenen Saison machte der HSV-Profi 21 Spiele für den Gegner der Hamburger am Sonnabend (13 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de).

Sein erstes war der historische 5:0-Sieg im Volkspark vor einem Jahr. Hecking aber ist kein Freund davon, sich bei bei seinen Spielern Ratschläge über eine gegnerische Mannschaft einzuholen. „Wir müssen uns im Trainerstab unser eigenes Bild machen“, sagte Hecking am Donnerstag.

Vermutlich wären seine eigenen Spieler auch nicht die besten Ansprechpartner. Schließlich hat der HSV alle Spiele der Clubgeschichte gegen Jahn Regensburg verloren – beide in der vergangenen Saison. Hecking sieht diese Bilanz gelassen. „An die Negativerlebnisse der letzten Saison können sich die meisten gar nicht erinnern, weil die meisten noch nicht da waren“, sagt Hecking.

Dieter Hecking im Video über Regensburg

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Aus der Aufstellung aus dem Februar (1:2) wird wohl nur Rick van Drongelen wieder in der Startelf stehen. Bakery Jatta sitzt auf der Bank, Torhüter Julian Pollersbeck spielt mit der U 21 am Sonnabend gegen den VfB Lübeck. Alle anderen acht sind weg.

HSV-Investor Kühne forderte Wolfs Aus nach Regensburg-Pleite

Wie auch Trainer Hannes Wolf. Sieben Monate ist es her, dass der 38-Jährige auf dem Platz von Hecking im HSV-Medienraum saß und über das anstehende Spiel in Regensburg sprach. Der damalige HSV-Trainer warnte ausdrücklich vor „Chaos und Unruhe“. Gemeint war die Spielweise des SSV Jahn mit langen Bällen und viel Körperlichkeit. Hinterher sollte aber nur einer in Unruhe und Chaos verfallen: der HSV.

Durch eine völlig unnötige 1:2-Niederlage verlor der HSV die Tabellenführung und im Umfeld schon der Erste die Nerven. Investor Klaus-Michael Kühne schrieb zwei Tage nach diesem Spiel eine E-Mail an die HSV-Verantwortlichen. Die Öffentlichkeit informierte Kühne über dieses Schreiben aber erst zwei Monate später nach dem verpassten Aufstieg.

„Ich habe Aufsichtsrat und Vorstand der HSV Fußball AG sowie den Präsidenten des Hamburger Sportverein e. V. am 26. Februar schriftlich empfohlen, den Trainer auszuwechseln, weil sich mit dem in Regensburg verlorenen Spiel der Niedergang für mich abzeichnete und er durch falsche Entscheidungen des Trainers gekennzeichnet war.“

Hannes Wolf: Das waren seine Fehler gegen Regensburg

Der alte und der neue HSV-Trainer: Auf Christian Titz (l.) folgte Hannes Wolf.
Der alte und der neue HSV-Trainer: Auf Christian Titz (l.) folgte Hannes Wolf. © Witters/Imago

Tatsächlich hatte Hannes Wolf mit einer falschen Entscheidung die Niederlage mitzuverantworten. Er ließ den gelb verwarnten Orel Mangala beim Stand von 1:0 für den HSV zu lange auf dem Platz. Gerade als er Mangala auswechseln wollte, sah der Belgier Gelb-Rot. Der HSV verlor das Spiel in Unterzahl noch mit 1:2. „Im Nachhinein habe ich da einen Fehler gemacht“, sagte Wolf über die verpasste Auswechslung.

Der Anfang vom Ende war dieser Nachmittag aber nicht nur für Wolf, sondern auch für Lewis Holtby. Es war die Zeit, als der Vize-Kapitän in Abwesenheit von Aaron Hunt die junge Mannschaft führen sollte. Doch gerade in der Phase, als dem HSV das Spiel aus der Hand glitt, versteckte sich Holtby auf dem Platz. So hatte es zumindest Ralf Becker gesehen. „Manchmal hat man das Gefühl, dass der eine oder andere meint, es läuft schon. Aber so läuft es nicht“, sagte Becker und adressierte diese Worte vor allem an Holtby.

Sportdirektor Michael Mutzel verfolgte auf der Tribüne sein erstes HSV-Spiel kurz vor seinem Amtsantritt. Auch für ihn stand danach fest, dass man sich im Sommer von Holtby trennen werde. Und so kam es.

Lewis Holtby und Christian Titz ebenfalls "Regensburg-Opfer"

Der ehemalige Fan-Liebling spielt mittlerweile bei Blackburn Rovers in Englands zweiter Liga. Holtbys Lieblingstrainer beim HSV, Christian Titz, coacht heute den Viertligisten Rot-Weiss Essen. Dass Titz seinen Job beim HSV verlor, hatte ebenfalls mit Jahn Regensburg zu tun. Vor fast genau einem Jahr setzte es für die Hamburger beim 0:5 die höchste Heimniederlage der Vereinsgeschichte. Eine Demütigung im eigenen Stadion.

„Das war für uns alle ein echter Keulenschlag“, sagte Ralf Becker über das Spiel, von dem sich Titz nicht mehr erholen sollte. Für den Sportvorstand war klar: In dieser Konstellation wird der HSV sein Saisonziel nicht erreichen. Vier Wochen später war die Trennung vollzogen. Auch für Titz sollte Regensburg der Anfang vom Ende sein.

"Auch mal rustikal spielen"

In dieser Saison soll alles besser werden. Und Hecking ist auch ohne Tipps von Fein oder Schweinsteiger vorbereitet auf den Gegner. „Es ist ein bewusstes Stilmittel von Regensburg, mit vielen langen Bällen zu operieren und beim Gegner Stress zu erzeugen. Da muss man auch mal rustikal sein“, sagt Hecking, der mit Timo Letschert einen Verteidiger dieser Kategorie wieder zur Verfügung hat. Der Niederländer könnte für den an der Wade verletzten Kyriakos Papadopoulos erstmals im Kader stehen.

Die ehemaligen Regensburger Fein und Schweinsteiger werden in jedem Fall am Sonnabend dabei sein. Und auch wenn Hecking die beiden nicht um Rat fragt, bekamen sie vom HSV-Coach am Donnerstag jeweils ein Lob. „Adrian hat durch seinen guten Saisonstart sehr viel Selbstbewusstsein gesammelt“, sagte der Trainer über den Mittelfeldmann.

Und Schweinsteiger? „Es ist nicht leicht, in so eine alte Ehe reinzukommen“, sagt Hecking über die Verbindung mit seinem Co-Trainer Dirk Bremser. „Tobi ist auf einem guten Weg, ein richtig guter Trainer zu werden. Er ist ein lockerer Vogel. Davon profitieren wir.“ Vielleicht ja schon in Regensburg.