Hamburg. Beim 2:2 gegen Aarhus schwächt sich das Team durch individuelle Fehler. Trainer Hecking plant weitere Veränderungen.
Jeremy Dudziak musste von seinen Kollegen getröstet werden. Der Neuzugang des HSV hatte gepatzt. Und das gleich im ersten richtigen Härtetest. Mit 2:2 (2:2) trennten sich die Hamburger am Freitag im Volkspark vom dänischen Erstligisten Aarhus GF. Auch weil sich der Mittelfeldspieler, der zur neuen Saison vom FC St. Pauli gekommen ist, einen folgenschweren Fehler leistete. Einen Pass von Torhüter Julian Pollersbeck konnte Dudziak kurz vor dem Strafraum nicht kontrollieren, rutschte weg und verlor den Ball an Torschütze Jakob Ankersen (45.). Kurz zuvor hatte Pollersbeck selbst gepatzt, konnte seinen Fehlpass aber wieder ausbügeln und wurde ebenfalls von seinen Kollegen wieder aufgebaut.
Der neue HSV-Trainer Dieter Hecking war trotzdem zufrieden mit dem, was seine Truppe zeigte. „Die Mannschaft hat die Vorgaben gut umgesetzt. Für den Stand der Vorbereitung bin ich zufrieden mit dem heutigen Spiel“, sagte der Chefcoach hinterher. „Jetzt müssen wir daran arbeiten, die Fehler abzustellen, das ist klar. Wir haben eigentlich nichts zugelassen, außer bei unseren individuellen Fehlern.“
HSV erarbeitet sich nur wenige Torchancen
Nach den beiden Testspielen gegen Meiendorf (8:0) und Buchholz (13:1) konnte Hecking gegen Aarhus die ersten größeren Erkenntnisse der Vorbereitung gewinnen. Und die Zuschauer konnten ihrerseits Erkenntnisse gewinnen, welche Elf sich in Heckings Gedanken formiert. So durften mehrere Spieler wie Gideon Jung, Adrian Fein, Aaron Hunt, Sonny Kittel oder Lukas Hinterseer fast eine Stunde lang ran, andere wie Berkay Özcan, Manuel Wintzheimer oder Kyriakos Papadopoulos spielten nur 30 Minuten. Insbesondere in der ersten Hälfte zeigte der HSV trotz der individuellen Fehler eine ordentliche Leistung, Bakery Jatta (21.) und Hinterseer (28./FE) drehten den Rückstand durch Ankersen (10.).
Gegen die tief stehenden Dänen, die in einer Woche in den Ligabetrieb starten, hatte der HSV die Spielkontrolle. Viele Torchancen konnte sich Heckings Team aber nicht herausspielen. Mit dem Ansatz war der Trainer aber zufrieden. „Man hat gesehen, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir spielerische Lösungen finden wollen. Auch gegen einen tief stehenden Gegner, der dann zum Teil auch sehr kompakt gespielt hat, haben wir immer wieder Räume gefunden, in die wir uns gut reinbewegt haben.“
Vor einem Jahr verlor der HSV 1:5 gegen Aarhus
In Ansätzen erinnerte das Spiel an eine Partie vor genau einem Jahr. Auch damals war es der erste ernsthafte Test, auch damals hieß der Gegner Aarhus. Und auch damals waren es individuelle Fehler, die zu Gegentoren führten. Mit 1:5 verlor der neu formierte HSV unter der Leitung von Trainer Christian Titz. Schon zur Halbzeit stand es 0:4, weil sich die Hamburger mehrfach auskontern ließen. Im Nachhinein war dieses Spiel das erste Warnsignal einer Saison, die mit großen Hoffnungen begann und so enttäuschend enden sollte.
Ein Jahr später hat sich der HSV einmal mehr völlig aufgestellt. Neuer Trainer, neuer Sportchef, und vor allem eine Menge neue Spieler standen am Freitag auf dem Platz. Aus der Startelf vom 6. Juli 2018 standen einzig Pollersbeck und Khaled Narey auch in der Startelf vom 5. Juli 2019. Im Gesamteindruck gegenüber dem Vorjahr wirkte der HSV am Freitag allerdings deutlich stabiler als vor einem Jahr. Was auch daran liegt, dass HSV-Trainer Hecking im Gegensatz zur Vorjahreskonstellation mit einem großen Rückhalt in die Saison startet. Titz stand dagegen von Beginn an unter besonderer Beobachtung. Clubchef Bernd Hoffmann war kein Befürworter des jetzigen RW-Essen-Trainers. Der mittlerweile entlassene Sportvorstand Ralf Becker verlor im Verlauf des Saisonstarts das Vertrauen in Titz, weil ihm die Trainingsansätze und die Auswahl der Führungsachse missfielen.
Hecking lobt Leistung von Tom Mickel
Hecking setzt auf einen anderen Ansatz – und auf eine neue Achse. Insbesondere Fein, der im 4-1-4-1-System alleine auf der Sechs spielte, bekam ein Extralob. Auch Jung und Kittel spielen in den Planungen des Trainers eine große Rolle. Dagegen wurde deutlich, dass sich Pollersbeck im Tor hinter dem noch angeschlagenen Daniel Heuer Fernandes einreihen muss. „Julian muss sehen, dass er stabil ist, damit er in Konkurrenz treten kann“, sagte Hecking und lobte im selben Atemzug den dritten Torhüter Tom Mickel, der mit einer starken Tat eine Niederlage verhinderte. „Tom hat einen riesen Stellenwert in der Truppe und hat auch in den Spielen gezeigt, dass auf ihn immer 100 Prozent Verlass ist.“
Drei Wochen bleiben dem HSV, um sich für den Saisonstart gegen Darmstadt am 28. Juli in Form zu bringen. Dass sich das Team bis dahin noch verändern wird, lässt Hecking offen durchblicken. Der Trainer denkt vor allem an Spieler, die bei den Bundesligisten außen vor bleiben. „Wir werden uns im Trainingslager intensiv mit unserem Kader beschäftigen, um zu sehen, wo wir noch etwas machen wollen.“ Am Montag geht es für eine Woche nach Kitzbühel. Damit sich die alten Probleme des neuen HSV Stück für Stück minimieren.
HSV gegen Aarhus: Pollersbeck (46. Mickel) – Narey (46. Sakai), Jung (61. Papadopoulos), van Drongelen (61. David), Leibold (61. Vagnoman) – Fein (61. Moritz) – Jatta (46. Wood), Hunt (61. Özcan), Dudziak, Kittel (61. Wintzheimer) – Hinterseer (61. Jairo).