Hamburg. Spannender Zweikampf im HSV-Tor: Der neue Keeper will spielen, der alte nicht gehen. Was der Neuzugang sagt.
Als die DFL am vergangenen Freitag den Spielplan für die neue Zweitligasaison veröffentlichte, war es mit der Ruhe für Daniel Heuer Fernandes vorbei. „Das Handy stand nicht mehr still“, erzählt der neue HSV-Torhüter knapp eine Woche später. Gleich zum Auftakt geht es gegen Darmstadt 98. Den Club, für den Heuer Fernandes noch in der vergangenen Saison gespielt hat. Und die Nachrichten von seinen Ex-Kollegen rissen nicht ab. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt der 26-Jährige, der im Sommer für eine Ablöse von 1,2 Million Euro aus Darmstadt zum HSV wechselte.
Noch gut erinnert sich Heuer Fernandes an die bislang letzte Begegnung zwischen den beiden Clubs am 16. März. „Die Wucht, die uns entgegenkam, war sehr groß. Wir wollten alle, dass der Schiedsrichter schnell abpfeift“, erzählt Heuer Fernandes vier Monate später. Mit 2:0 hatte der HSV damals im Volksparkstadion früh geführt. Es war die Woche nach dem 4:0-Derbysieg beim FC St. Pauli. In der Halbzeit sah alles so aus, als ob der Aufstieg für den HSV nur noch eine Formsache werde. Und wer weiß, wie der Club heute dastehen würde, wenn Julian Pollersbeck den Freistoß von Tobias Kempe in der 82. Minute gehalten hätte.
Doch es kam alles anders. Pollersbeck ließ den haltbaren Freistoß durch, der HSV verlor in der Nachspielzeit mit 2:3 und verspielte nach einer beispiellosen Negativserie den sicher geglaubten Aufstieg. Und am Ende dieser Geschichte kam mit Heuer Fernandes ein neuer Torhüter, weil die sportliche Führung den Glauben an Pollersbeck verlor und ihm einen Wechsel empfahl.
Pollersbeck will den HSV nicht verlassen
Doch die Idee hat einen Haken. Genauer gesagt gleich zwei. Nummer eins: Für Pollersbeck gibt es trotz seines Potenzials aktuell keinen Markt. Nummer zwei: Der 24-Jährige will gar nicht gehen und soll signalisiert haben, seinen Vertrag erfüllen zu wollen, notfalls auch auf der Tribüne. Für einen Torhüter in seinem Alter eigentlich eine fatale Haltung. Doch Pollersbeck weiß eben auch, wie schnell sich beim HSV alles wieder drehen kann.
An kaum einer Personalie lässt sich der Club besser beschreiben als an dem Oberbayern, der vor zwei Jahren als gefeierter U-21-Europameister zum HSV kam, sich nach zwei Patzern in der Vorbereitung aber schnell auf der Ersatzbank wiederfand. Um am Ende der Saison dann unter Trainer Christian Titz wieder als moderner Torwart-Libero gefeiert zu werden.
Nun hat der HSV für Pollersbeck offenbar keine Verwendung mehr. Und Heuer Fernandes ist gekommen, um die Nummer eins zu sein. „Meine Ambitionen sind klar“, sagt der Torhüter, der aktuell wegen muskulärer Probleme pausieren muss. „Klar ist aber auch, dass der Konkurrenzkampf dazugehört. Davon können wir alle profitieren.“ Und damit spricht Heuer Fernandes an, was dem HSV in der vergangenen Saison gefehlt hat.
Pollersbeck ist in der HSV-Kabine beliebt
Pollersbeck funktionierte in der Rückrunde auch deshalb nicht, weil er die Spannung verlor. In der Mannschaft ist er aber immer noch beliebt. Seine ehemaligen Trainer beschreiben ihn als Typen, der die Fähigkeit hat, sich nicht allzu viele Gedanken zu machen. Ein positiv verrückter Wettkampf-Torhüter, der es nur eben manchmal mit der Einstellung zum täglichen Training nicht ganz so ernst nehme. Und genau das warf die sportliche Führung Pollersbeck nach der vergangenen Saison vor.
Nun ist das Rennen um die Nummer eins neu eröffnet. „Unser Kontakt ist sehr offen und respektvoll“, sagt Heuer Fernandes nach den ersten zwei Wochen beim HSV und lobt das Team um den neuen Torwarttrainer Kai Rabe sowie den dritten Schlussmann im Bunde, Tom Mickel. „Das Miteinander ist sehr positiv.“ Der Kampf um das Tor könnte sich im Laufe der Vorbereitung aber noch verschärfen. Klar ist: Spätestens am 28. Juli gegen Darmstadt wird es nur eine Nummer eins beim HSV geben.