Hamburg. Standard-Spezialist Sonny Kittel kommt aus Ingolstadt, Tobias Schweinsteiger soll Dieter Hecking als Co-Trainer assistieren.
Am heutigen Montag beginnt für Dieter Hecking der erste Arbeitstag beim HSV. Nach seinem Urlaub tritt der neue Cheftrainer offiziell seinen Dienst im Volkspark an. Die Saisonvorbereitung beginnt. Und Hecking ist bereit für die Herausforderung. „Ich gehe die Aufgabe mit einer gewissen Demut an. Das Gefühl der Vorfreude aber überwiegt“, sagte der 54-Jährige dem Abendblatt vor dem Start in das Abenteuer HSV. Nachdem er bei seinen vier Bundesligastationen Mönchengladbach, Wolfsburg, Nürnberg und Hannover erst im Laufe der Saison einstieg, kann Hecking beim HSV den Kader auf Anhieb beeinflussen. „Die Herangehensweise ist etwas anders als zuletzt bei meinen Clubs, da ich hier von Beginn an mitgestalten kann.“
Am Montag wird seine neue Mannschaft nur vier Wochen nach dem Ende der Saison wieder die ersten medizinischen Leistungstests im Volksparkstadion absolvieren, ehe es am Mittwoch mit dem Training losgeht und Hecking erstmals zum Team spricht. Mit dabei sein wird dann ein weiterer Neuzugang.
Sonny Kittel leistet heute im Athleticum des UKE seinen Medizincheck und soll anschließend einen Vierjahresvertrag unterschreiben. Der 26-Jährige kommt vom FC Ingolstadt. Wegen des Abstiegs in die Dritte Liga ist der offensive Mittelfeldspieler ablösefrei zu haben. Schon vor einem Jahr erkundigte sich der HSV nach Kittel, nahm aber schnell Abstand aufgrund der hohen Ablöseforderungen. Nun schlägt der neue Sportvorstand Jonas Boldt zu.
In 64 Spielen schoss Kittel 20 Tore
Kittel zählte in den vergangenen zwei Jahren zu den besten Zweitligaspielern, kam in 64 Spielen auf 20 Tore und 21 Vorlagen. Eine bemerkenswerte Quote, wenn man seine Verletzungshistorie berücksichtigt. In seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt verletzte sich Kittel zwischen 2011 und 2015 viermal schwer am Knie. Dreimal am rechten (ein Kreuzbandriss, zwei Knorpelschäden), einmal am linken (Kreuzbandriss).
Sonny Kittel menschlich gesehen
Doch Kittel, der im Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes als großes Talent galt und von der U16 an fast alle Auswahlteams durchlief, kämpfte sich immer wieder zurück und spielt nun auf einem stabilen körperlichen Niveau.
Beim HSV ist Kittel nach Jan Gyamerah und Lukas Hinterseer (beide VfL Bochum), Jeremy Dudziak (St. Pauli), David Kinsombi (Holstein Kiel) sowie Daniel Heuer Fernandes (Darmstadt 98) der sechste Neuzugang. Und Kittel wird nicht der letzte bleiben. Marvin Bakalorz (29/Hannover) gilt weiter als Kandidat.
Der Kader soll sich bis zum Saisonstart Ende Juli noch deutlich verändern. Für Hecking sind die vielen Fragezeichen kein Problem. „Für mich ist nicht entscheidend, dass zum Trainingsstart schon der komplette Kader beisammen ist. Entscheidend ist, dass wir das Heft des Handelns in der eigenen Hand halten“, sagt der neue Cheftrainer über die Transfers.
Die HSV-Transfers 2019/20
„Es geht um Qualität“
Bei der Auswahl der weiteren Neuzugänge will der HSV vor allem Persönlichkeiten finden, die sich mit dem Club identifizieren können und dem Druck des Ziels Aufstieg gewachsen sind. „Es geht um Qualität und nicht um Namen oder das Alter. Wichtig ist, dass die Spieler unsere Art, wie wir hier Fußball spielen wollen, mittragen“, sagt Hecking. „Dass sie mit anpacken und den besonderen Anforderungen des Standorts Hamburg gerecht werden. Wir brauchen hundert Prozent Identifikation und eine positive Grundstimmung.“
Hecking kündigt Gespräch mit Hunt an
Ganz genau prüfen will Hecking in der ersten Woche, welche Spieler des bestehenden Kaders die Bereitschaft für das große Ziel mitbringen. „Ich habe bewusst keinen Kontakt zu den Spielern aufgenommen, da sie im Urlaub komplett abschalten sollten. Für viele war der verpasste Aufstieg eine große Enttäuschung, die sie verarbeiten mussten“, sagte Hecking.
Die Einzelgespräche werden nun folgen. Auch mit Aaron Hunt. Der Kapitän hatte vor vier Jahren in Wolfsburg unter Hecking eine schwere Zeit. „Mit Aaron werde ich natürlich das Gespräch suchen. Es gibt dabei aber nichts aus dem Weg zu räumen. Wir hatten zu keiner Zeit ein persönliches Problem miteinander.“ Hunt soll genauso wie Verteidiger Kyriakos Papadopoulos ein wichtiger Teil der neuen Führungsachse werden. Fraglich bleibt, ob die beiden es schaffen, in den nötigen körperlichen Zustand zu kommen.
Schweinsteiger als neuer Co-Trainer?
Eine Veränderung wird es auch im Trainerstab geben. Nachdem Maik Goebbels freigestellt wurde, verpflichtet der HSV einen weiteren Assistenten. Bislang war nur klar, dass Hecking seinen langjährigen Co-Trainer Dirk Bremser (53) mitbringt. Der dritte Mann wird jünger sein. Laut „Bild“ soll es sich um Tobias Schweinsteiger (37), Bruder von Weltmeister Bastian, handeln.
„Dirk und ich wollen einen Kollegen dazuholen, der vom Alter her dichter an den Spielern dran ist und auch einen anderen Ansatz mitbringt.“ Dienstbeginn für Schweinsteiger, der den Norden bereits als Spieler des VfB Lübeck kennt, könnte demnach an diesem Donnerstag sein.
Schweinsteiger arbeitete zuletzt beim Zweitligisten FC Juniors OÖ, dem Ausbildungsclub des österreichischen Vizemeisters Linzer ASK. Seinen Trainer-Einstand gab der Weltmeister-Bruder beim FC Bayern. Mit der U17 wurde Tobias Schweinsteiger als Co-Trainer von Tim Walter, der jetzt beim VfB Stuttgart arbeitet, deutscher Meister.
Schweinsteigers Vertrag bei den Juniors lief eigentlich noch bis 2023. Weil es dort aber Umbesetzungen im Trainerstab gab, konnte er seinen Kontrakt vorzeitig auflösen und einen neuen Job annehmen. Die offene Personalie könnte beim HSV schon an diesem Montag geklärt werden. Viele weitere Personalien werden folgen.