Berlin. Aufstiegs-Endspiel vergeigt: Was HSV-Sportchef Becker, Trainer Wolf und Kapitän Hunt sagen – auch zur Affäre Holtby.

Das war der größte anzunehmende Unfall: Der HSV hat sein nächstes „Endspiel“ (Trainer Hannes Wolf) um den Aufstieg in die Bundesliga verloren. Mit 0:2 gingen die Hamburger bei Union Berlin geradezu unter. Die wenigen Chancen, das fehlende Feuer bei den Profis, die bekannte Offensivschwäche – all das lässt keine Hoffnung übrig für einen Aufstieg oder nur die Relegation am Saisonende.

Hinzu kommt: Paderborn gewann mit 3:1 gegen Heidenheim. Der HSV liegt damit auf Platz vier der Zweiten Liga. Jetzt geht es am kommenden Sonnabend gegen Ingolstadt, dann am Sonntag darauf zum Konkurrenten Paderborn, bevor am letzten Spieltag das Heimspiel gegen den MSV Duisburg ansteht.

HSV-Sportchef Ralf Becker sprach von einer "katastrophalen zweiten Halbzeit". Man müsse jetzt genau sehen, auf welche Profis man sich noch verlassen könne. "Es ist relativ einfach, wenn etwas nicht läuft – und die Rückrunde ist schlecht –, dem Trainer die Schuld zu geben. Ich sehe bei uns den Fehler in einer anderen Konstellation und jetzt geht es darum, aufzuarbeiten, auf wen wir uns verlassen können: Wer will in den nächsten Wochen alles dafür tun, unsere Ziele zu erreichen?“ Becker sagte über den Trainer, er sei "nicht bereit, jemanden zu opfern, nur weil die Dinge nicht so laufen.“

Holtby bis Saisonende suspendiert

Unterdessen wurde am Rande des Spiels bekannt, dass Lewis Holtby bis zum Saisonende suspendiert wurde. Er soll sich geweigert haben, mit nach Berlin zu fahren. Holtby wird den HSV am Saisonende verlassen, das steht seit Längerem fest.

Lewis Holtby
Lewis Holtby © WITTERS | Tim Groothuis

Nach Beckers Darstellung war es so, dass Holtby nach dem Abschlusstraining Trainer Hannes Wolf gebeten haben soll, auf ihn in Berlin und schon auf die Fahrt dorthin zu verzichten. 30 Minuten später habe Holtby gesagt, Wolf solle diese Aussage vergessen. Becker sagte, Holtby werde nie wieder für den HSV spielen. Wolf meinte, nach einem solchen Vorfall sei es schwer, wieder zusammenzufinden.

Kapitän Aaron Hunt sagte nach dem Spiel: "Wir sind riesig enttäuscht. Wir haben einfach nicht gut gespielt." Im Internet machten schon Forderungen nach einer Entlassung von Hannes Wolf die Runde. Hat sich der Trainer vercoacht?

Trainer Hannes Wolf und Sportchef Ralf Becker (HSV)
Trainer Hannes Wolf und Sportchef Ralf Becker (HSV) © WITTERS | TimGroothuis

Vor allem der erste schwerwiegende Fehler von Gideon Jung, der direkt zum 1:0 führte, wird sicher Wolf angekreidet. Denn es war für die Experten nicht ersichtlich, warum Jung trotz deutlicher Formkrise von Anfang an spielte. Hunt sagte zu den vielen Umstellungen zweideutig: "Das ist die Entscheidung des Trainers." Der Kapitän sagte aber auch, der zweite Platz sei noch möglich.

Tätlichkeit von Santos

Der HSV hatte sogar noch Glück, das Spiel mit elf Feldspielern zu beenden. Douglas Santos ließ sich zu einer klaren Tätlichkeit gegen den galligen Felix Kroos hinreißen (Bruder von Toni Kroos). Kroos verfolgte und zerrte an Santos. Nach dem Hinfallen trat Santos seinem Gegenspieler ins Gesicht. Beide bekamen Gelb, dabei hätte Santos mit Rot vom Platz gestellt werden müssen.

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Union Berlin hat dagegen die Aufstiegschancen mit viel Leidenschaft unterstrichen. Mittelfeldspieler Robert Zulj erzielte in der 46. Minute die Führung für Union – unter Mithilfe von Gideon Jung. Der HSV-Verteidiger hatte zuvor gepatzt und den Ball an Vorbereiter Suleiman Abdullahi verloren. Grischa Prömel (84.) erhöhte in der Schlussphase.

Wie zu erwarten war, entwickelte sich vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei von Beginn an ein hart umkämpftes Spiel, in dem beide Teams zunächst nicht das große Risiko suchten. Die Berliner hatten zwar etwas mehr Ballbesitz, doch wirklich zwingend kamen die Köpenicker erst in der zweiten Halbzeit vor das HSV-Tor.

Wie der HSV ins Schwimmen geriet

Der HSV startete ohne echten Stoßstürmer, die gelernten Angreifer Pierre-Michel Lasogga und Manuel Wintzheimer saßen zunächst nur auf der Bank. Dafür spielten die aufgebotenen Offensivkräfte der Gäste zunächst sehr variabel, sie tauschten immer wieder die Positionen und kamen über Konter zu ihren überschaubaren Möglichkeiten. Doch Aaron Hunt (18.) und Bakery Jatta (31.) vergaben zwei Großchancen kläglich.

HSV gegen Union Berlin: Ticker und Statistik

Nach dem Rückstand geriet der HSV zunächst mächtig ins Schwimmen und hatte Glück, nicht sofort ein zweites Gegentor zu kassieren. Gäste-Trainer Hannes Wolf brachte in der 57. Minute Lasogga für den Unglücksraben Jung, doch die Berliner verteidigten geschickt und konterten gefährlich. Prömels sehenswerter Distanzschuss sorgte für die Entscheidung.

Hwang zurück nach Salzburg

Wie RB Salzburg am Sonntag mitteilte, werde der zum HSV ausgeliehene Offensivmann Hee-chan Hwang wieder nach Österreich zurückkehren. Ob das auch im Sinne des südkoreanischen Nationalspielers ist, wenn der HSV noch aufsteigen sollte?

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Außerdem hatte sich der HSV am Sonntag gleich vertwittert. Auf der ersten Übersicht der Startelf war Vasilije Janjicic als gesondert bezeichneter Kapitän (C) zu sehen. Dabei begann Hunt wieder in der HSV-Startelf, der eigentliche Kapitän, der zuletzt verletzt gefehlt hatte und nur eingewechselt wurde.

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Rangnick über Jatta

Unterdessen hat RB Leipzigs Trainer Ralf Rangnick im Aktuellen Sportstudio des ZDF noch einmal erklärt, warum er Jattas Wahl zum "Man of the match" im Pokal-Halbfinale beim HSV falsch fand. Es habe einfach auch in seiner Mannschaft tolle Leistungen seiner Profis gegeben. Und schließlich habe RB ja gewonnen und ziehe ins Finale nach Berlin. Aber Rangnick war auch sehr fair: "Ich gönne es von ganzem Herzen dem Jatta." Er ziehe den Hut vor dem jungen Hamburger, der ein gutes Spiel gemacht habe. Jatta hatte Kevin Kampl den Ball abgeluchst und den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erzielt.