Hamburg. Jetzt geht es im Halbfinale des DFB-Pokals gegen RB Leipzig. Hat sich HSV-Trainer Hannes Wolf gegen Aue verzockt?

"Wenn's geht, müssen wir jetzt alle Spiele gewinnen.!" HSV-Sportchef Ralf Becker nahm kein Blatt mehr vor den Mund, was vier Spieltage vor Schluss der Saison in der Zweiten Liga beim HSV jetzt Trumpf ist. Was für ein Rückschlag im Rennen um den Aufstieg zur Bundesliga: Der HSV patzte gegen Erzgebirge Aue beim ernüchternden 1:1. Vor 52.354 Zuschauern im Volksparkstadion gelang nur Köln-Held Manuel Wintzheimer (53.) für den HSV ein Tor. Philipp Zulechner hatte die Gäste in Führung gebracht (43.). "Man sieht dem ein oder anderen jungen Spieler an, dass wir den Druck haben, aufsteigen zu müssen", sagte Sportchef Becker.

Das ist wieder gegen eine „kleine Mannschaft“ ein Tiefschlag für die zum Aufstieg verdammten Hamburger. Nach Pleiten gegen Darmstadt und Magdeburg zu Hause geht es am Dienstag (20.45 Uhr) im Halbfinale des DFB-Pokals im Volkspark gegen die Bundesliga-Topmannschaft RB Leipzig. Da hat der HSV die fast schon historische Chance, in das Finale in Berlin einzuziehen. Gegner dort könnte – ein Sieg gegen die Leipziger vorausgesetzt – der FC Bayern München sein oder Werder Bremen. Deshalb sangen auch die Ultra-Fans: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Oder war es wegen des Ligaspiels bei Union?

Das waren jetzt fünf Spiele ohne Sieg in der Zweiten Liga. Der vorher schon minimalistische HSV (mehrere Siege nur mit einem Tor Unterschied) ist zwar noch Tabellenzweiter, hat aber nur noch zwei Punkte Vorsprung vor dem SC Paderborn und dem gefürchteten Relegationsrang. Was zuvor oft für den HSV ausgegangen war, die knappen Siege, das richte sich jetzt gegen die Mannschaft, sagte Ralf Becker.

HSV-Torwart Pollersbeck patzt, Sakai tröstet

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Der HSV dominierte zwar von Beginn an das Spiel. Doch in der Offensive geizte die Mannschaft mit Ideen und Durchschlagskraft. Aue brauchte nur eine Chance, um in Führung zu gehen. Zulechner traf nach einer Ecke und einem Fehler von HSV-Torwart Julian Pollersbeck. Gotoku Sakai sagte zu Pollersbecks Fehler, der möglicherweise durch die gleißende Sonne begünstigt wurde: "Das kann jedem passieren. Fußball ist ein Fehler-Sport." Becker meinte bloß: "Wir sind dominant und kriegen dann dieses blödes Tor."

Der junge und abwanderungswillige Wintzheimer (20) glich dann zwar schnell aus. Auch kamen Hee-chan Hwang, Pierre-Michel Lasogga und Kapitän Aaron Hunt ins Spiel. Hunt traf sogar mit einem Freistoß die Latte. Allerdings änderte das alles nichts am Zählbaren auf der Anzeigetafel.

Live: HSV gegen Aue – Ticker und Statistik

Es sind quasi zwei englische Wochen für den HSV. Am vergangenen Montag ein Wahnsinnsspiel beim 1:1 in Köln mit dem neuen Helden Manuel Wintzheimer. An diesem Sonnabend das „Schwarzbrot“ der Zweiten Liga im ersten „Aufstiegs-Endspiel“ (Trainer Hannes Wolf) gegen Aue – und am Dienstag das Highlight der letzten zehn Jahre: Halbfinale im DFB-Pokal gegen RB Leipzig.

Aue vor den Füßen, aber Leipzig und den DFB-Pokal und das mögliche Finale gegen Werder Bremen oder Bayern München im Kopf – das konnte irgendwie nicht gutgehen für diesen HSV. Denn Wolfs Mannschaft ist alles andere als stabil. Wolf musste also personell zocken. Und am kommenden Sonntag steigt das nächste vorentscheidende Aufstiegs-Endspiel bei Union Berlin. "Wir fahren dahin, um zu gewinnen", sagte ein trotziger Sportvorstand Becker. "Wir haben noch alles selbst in der Hand."

"Schnecken-Rennen" um Bundesliga-Aufstieg ist vorbei

Und von wegen „Schnecken-Rennen“ in der Zweiten Liga zum Aufstieg in die Bundesliga. Die letzten Spieltage sind eine Turbo-Veranstaltung für den HSV. Denn die potenziellen Bundesliga-Aufsteiger trennen nur wenige Punkte. Und der HSV muss bei seinem miesen Torverhältnis treffen, treffen, treffen.

Wolf sagte vor dem Spiel, Lasogga habe nur einmal "richtig" mittrainiert. Und der junge Trainer verriet im Sky-Interview unabsichtlich seine Idee mit dem wiedergenesenen Aaron Hunt. Ob der Kapitän mit seiner Präsenz schon als "Bankdrücker" helfen könne, wurde Wolf gefragt. Die Mannschaft müsse 70 Minuten viel laufen und offensiv spielen, so Wolf. Heißt: Er wollte Hunt in den letzten 20 Minuten bringen.

Neben Hunt zunächst auf der Bank: Lewis Holtby. Ebenfalls auf der Bank saß zunächst Hee-chan Hwang. Die "Sonnenbänkler" waren also eine Ansammlung von Prominenten. Gideon Jung saß auf der Tribüne, weil er an einer Muskelverhärtung im hinteren Oberschenkel leidet. Er konnte nur reduziert trainieren. Dort auf der Tribüne auch: Günter Netzer, ehemaliger HSV-Manager aus goldenen Jahren, und Vereinslegende Uwe Seeler (Hamburger Ehrenbürger) wurden gesichtet.

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Während der 90 Minuten im Volksparkstadion wurden keine Zwischenstände auf der Videoleinwand eingeblendet. Die Verfolger Union Berlin (bei Greuther Fürth) sowie Holstein Kiel und Paderborn im direkten Duell waren zeitgleich im Einsatz.