Sieg in Ingolstadt war historisch. Jansen macht den Seeler. Pollersbeck spricht über Umkehr im Torwartspiel. Steinmann-Comeback.
Narey im launigen Gespräch mit Mangala
Auch der HSV hat einen Adventskalender. Und in diesem beantworten täglich wechselnde Profis Fragen der Fans – und geben so mit Glück ein paar zuvor unbekannte sportliche oder private Details preis.
Hinter dem dritten Türchen outete sich diesmal Khaled Narey im Gespräch mit Orel Mangala, dass er seine erst kürzliche geehelichte Samira bereits belogen habe. "Ich habe meine Frau angelogen, dass ich gestaubsaugt habe", gestand Narey mit einem Augenzwinkern auf die Frage, wann er das letzte Mal gelogen habe. Was seine Gattin beruhigen dürfte: An Anmachsprüche konnte oder wollte sich Narey in dem launigen Zwiegespräch partout nicht mehr erinnern.
Aber auch sportlich wurde Narey in die Mangel genommen. "Warum triffst du nur auswärts?", wollte ein Anhänger via Mangala wissen. "Das weiß ich auch nicht", gestand der Mittelfeldspieler. "Ich bin froh, dass ich überhaupt treffe und gebe mir Mühe, dass ich das jetzt auch in den nächsten Heimspielen tue", sagte Narey, der seine bislang vier Saisontreffer tatsächlich allesamt in fremden Stadien erzielt hat.
Dass es nicht mindestens noch ein Tor mehr wurde, lag unter anderem Nareys Slapstick-Einlage von Aue, als er einen Meter vor dem Tor freistehend vergab. Auch diese Situation (Mangala: "Das war ein schönes Tor, top!" Narey: "Äh, das war kein Tor!") wurde in dem Kalender-Video thematisiert – wie auch Nareys Lieblingsspieler aus der Kindheit und seine angebliche Ähnlichkeit mit Schauspieler Wesley Snipes:
Libero Pollersbeck: "Das war ein Risikofaktor"
Knapp anderthalb Jahre ist es her, da titelte auch abendblatt.de mit Blick auf Julian Pollersbeck: "Der HSV hat ein neues Feierbiest". Gemeint war der viel beachtete Ballermann-Jubel-Auftritt des gerade erst für die Folgesaison verpflichteten Torhüters nach dem Titelgewinn der deutschen U21 bei der Europameisterschaft in Polen.
Seitdem ist viel passiert. Pollersbeck wurde in der Bundesliga zur On-off-Nummer-Eins, zwischenzeitlich sogar in die dritte Reihe degradiert, von Ausbilder Gerry Ehrmann aus der Ferne böse attackiert und endgültig mit dem Label des leichtlebigen Jung-Profis dekoriert. Inzwischen ist Pollersbeck zur unumstrittenen Stammkraft aufgestiegen, lediglich die Diskussion um die Ausrichtung des Torwartspiels ist geblieben.
"Ich habe viel erlebt in kurzer Zeit und aus ein paar Sachen gelernt", sagte Pollersbeck nun rückblickend im NDR-"Sportclub". Als besonders lehrreich bezeichnete er dabei die Phase, in der er nicht gespielt hatte. "Da habe ich sehr viel selbst reflektiert und mir gesagt, dass ich nicht aufgebe – weil ich nicht nach Hamburg gekommen bin, um mich abspeisen zu lassen", sagte der 23-Jährige.
Er habe damals sehr viel über Körper, Geist und seine Einstellung gelernt. Dass er in dieser Zeit außerdem seine Freundin kennengelernt habe, bezeichnete der Bayer als zusätzlichen Glücksfall. "Sie hat mir auch Kraft gegeben, was sehr wichtig war", sagte Pollersbeck, der sich durch die Summe der Umstände als "sehr gereift" betrachtet.
Zur Umkehr im Torwartspiel unter Hannes Wolf sagte Pollersbeck: "Man macht immer das, was ein Trainer von einem verlangt. Er ist der Boss. Dem muss man sich dann hingeben. Man darf da persönliche Wünsche nur bedingt einbringen." Wolfs Vorgänger Christian Titz hatte Pollersbeck für den Spielaufbau als eine Art Libero installiert.
"Das war ein Risikofaktor", sagte Pollersbeck dazu im NDR. "Es hat mir nicht Spaß gemacht wegen dem Risikofaktor, sondern weil wir da gekickt haben. Wir kicken unter dem jetzigen Trainer immer noch, nur da stehe ich nicht mehr ganz so weit vorne und es macht trotzdem immer noch Spaß."
Ansonsten verriet Pollersbeck, früher in Bayern-Bettwäsche geschlafen zu haben und dass es ihm schon als Kind egal gewesen sei, sich weh zu tun. "Ich habe alle jugendlichen Schandtaten mitgemacht. Aber natürlich keine Straftaten", sagte Pollersbeck, der dankbar darüber ist, lange zuhause gewohnt zu haben. "Weil das Geschäft schon schwierig ist, je weiter es hoch geht." Er wisse er stets, wo er herkomme.
Zu Schlagzeilen über feiernde Profis sagte Pollersbeck schließlich: "Ein gewisses Privatleben darf jeder haben." Dennoch solle der Fokus dem Beruf gelten, der einem Fußballer mental und körperlich viel abverlange. "Wenn man dann mal abends bis um 21 Uhr in einem Lokal sitzt und zu Abend isst, dann finde ich das nicht schlimm."
HSV ist Auswärts-Rekordhalter
Die Rekordmarke von Frank Pagelsdorf mit fünf Siegen in den ersten Pflichtspielen als neuer HSV-Trainer hat Hannes Wolf mit dem 2:2 gegen Union Berlin noch verpasst. Durch das 2:1 in Ingolstadt darf sich Wolf nun aber über einen anderen historischen Wert freuen.
Denn mit dem sechsten Sieg im siebten Gastspiel (bei einem Remis) weist der HSV zu diesem Zeitpunkt eine so gute Auswärtsbilanz auf wie kein anderer Verein vor ihm in der Zweitligageschichte.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Bliebe für Wolf noch ein persönlicher Bestwert in Reichweite – bis zum Saisonende der Trainer mit der besten Punkteausbeute in den ersten 24 Spielen nach dem Amtsantritt zu sein.
Um die 57 Punkte des Rekordhalters Jürgen Wähling (1986/87 mit Hannover 96) zu knacken, bräuchte Wolf (bislang 13 Zähler aus fünf Spielen) noch 44 Punkte – macht schlappe 14 Siege und zwei Unentschieden aus den verbleibenden 19 Spielen...
Bilder zum Auswärtssieg in Ingolstadt:
Hunt und Hwang schießen den HSV zum Arbeitssieg
Nur der Kölner Block ist voller
Bei der Anzahl der Auswärtsfahrer ist der HSV übrigens auch (fast) spitze: Die im Schnitt 3.279 Fans werden bislang nur von dem Gästeblock des 1. FC Köln übertroffen (3.743). Allerdings musste der Anhang der Rheinländer für die sieben Reisen auch nur durchschnittlich 306 Kilometer zurücklegen (HSV: 539 Kilometer/Quelle: fussballmafia.de).
Was passiert mit Finn Porath?
Zu den HSV-Unterstützern in Ingolstadt zählte auch Finn Porath. Der an Drittligist Unterhaching verliehene Offensivspieler hatte am Sonnabend frei und nutzte dies zu einem Treffen mit Sportvorstand Ralf Becker. Nach dem Gespräch auf der Tribüne wurde aber kein neuer Stand über eine Rückkehr des 21-Jährigen nach Hamburg verlaut. Porath steht noch bis nächsten Sommer in Haching unter temporärem Vertrag.
Seit Beginn der Leihe in der vergangenen Saison hat das Talent (ein Bundesligaeinsatz für den HSV) sechs Tore in 47 Spielen erzielt. Nach einer starken Rückserie und steten Einsätzen zu Beginn der aktuellen Runde hatte Porath zuletzt allerdings seinen Stammplatz verloren. Beim furiosen 5:0 der Münchner Vorstädter gegen Kaiserslautern war Porath am Wochenende in dieser Saison erstmals sogar überhaupt nicht zum Einsatz gekommen.
Union-Käpt'n: Nicht auf Augenhöhe mit dem HSV
Dass Hamburg und Köln als Absteiger und mit den größten Etats von der Konkurrenz weiter als Favoriten für den Aufstieg gelten, hat nun auch noch einmal Union Berlins Christopher Trimmel unterstrichen. "Alle wissen, wie stark der HSV und der 1. FC Köln sind. Da braucht keiner davon zu sprechen, dass wir mit denen auf Augenhöhe sind", sagte der Abwehrspieler dem "Kicker".
Chancen rechnet sich der Kapitän des nach wie vor ungeschlagenen Tabellen-Dritten aus der Hauptstadt aber dennoch aus. "Die Liga ist trotzdem irgendwie eng. WIr müssen einfach weiterarbeiten", sagte Trimmel.
Steinmann-Comeback mit Nullnummer
Am Spieltag der Unentschieden in der Regionalliga Nord (insgesamt fünf Remis) ist auch der HSV II bei Schlusslicht VfL Oldenburg nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Die Mannschaft von Trainer Steffen Weiß bleibt damit auf Platz 13, der momentan zur Abstiegs-Relegation führen würde.
Erfreulich: Nach seinen Adduktorenproblemen feierte Profi-Leihgabe Matti Steinmann sein Comeback auf dem Platz, wurde Gelb belastet aber in der 79. Minute gegen Dominic Cyriacks ausgetauscht. Ebenfalls zum Einsatz kamen Patric Pfeiffer, Josha Vagnoman, Jonas David und Manuel Wintzheimer.
Jansens Doppelpack ohne Sonderlob
Anfang Februar feierte er sein Debüt, jetzt hat Marcell Jansen in der dritten Mannschaft seinen ersten Einsatz über die volle Spielzeit absolviert – und beim 5:0 gegen Schlusslicht SC Alstertal-Langenhorn in der Landesliga Hammonia gleich zwei Treffer beigesteuert. In der zweiten Halbzeit traf "Cello" erst wie einst Uwe Seeler per Hinterkopf zum 2:0, dann mit einem Linksschuss zum 3:0.
Ein Sonderlob seines Trainers Marcus Rabenhorst erntete der Ex-Profi und aktuelle Präsidentschaftskandidat aber nicht, da "Rabe" die Leistung des Teams nicht gefiel. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Rabenhorst: "Marcell hatte sich den Einsatz verdient. Wenn er nach der Vorbereitung voll im Saft ist, hoffen wir, in der Rückrunde sehr von ihm zu profitieren."
Mit 45 Punkten steht der HSV III in der Hammonia-Staffel weiter drei Punkte hinter Tabellenführer Paloma, das beim 1:1 in Rantzau allerdings Federn ließ und dazu schon ein Spiel mehr bestritten hat.