Angeblich planen die Hamburger neue Gespräche mit dem Flügelflitzer. Ligakonkurrent soll Interesse an Ito haben.
Leipzig hat mehr Tore kassiert als der HSV
So richtig eng zusammengerückt waren Profis und Verantwortliche von RB Leipzig erst am Sonntag um 18.45 Uhr, als sie gemeinsam im Mannschaftsbus auf die A60 auffuhren. In den Stunden zuvor zeigten sich rund um das 0:3 (0:1) beim FSV Mainz 05 deutliche Auflösungserscheinungen beim kriselnden Vizemeister.
"Die Champions League können wir nicht mehr schaffen, aber die Europa League ist noch allemal drin. Es geht darum, aus einer Spielzeit mit Höhen und Tiefen noch das Bestmögliche zu machen. Die nächsten beiden Wochen entscheiden über den gesamten Saisonverlauf", sagte Sportdirektor Ralf Rangnick.
Wenn die vergangenen Wochen der Indikator dafür sind, wird Leipzig in der kommenden Saison nicht im Europacup spielen. In den zurückliegenden fünf Pflichtspielen holte RB nur ein Unentschieden und kassierte vier Niederlagen – 18 Gegentore stehen für diesen Zeitraum zu Buche. Mittlerweile haben die Leipziger mehr Gegentreffer (50) kassiert als der abstiegsbedrohte HSV (49). RB ist auf den sechsten Platz abgerutscht und hat nur noch einen minimalen Vorsprung auf die Teams dahinter.
Umso wichtiger wird es sein, am kommenden Sonnabend gegen den VfL Wolfsburg zu gewinnen – auch der HSV würde sich über die Schützenhilfe gegen den Abstiegskonkurrenten freuen.
Wolfsburg ist kein "Scherbenhaufen"
VfL Wolfsburgs neuer Aufsichtsratschef Frank Witter gibt sich trotz der prekären Lage des Bundesligisten zuversichtlich. „Wir haben ganz sicher nicht die Saison, die wir wollten. Das ist das zweite Jahr, das wir unten drin sind“, räumte er im NDR ein. Da seien viele Faktoren und der Verein müsse sicher einige Rückschlüsse ziehen, „aber ein Scherbenhaufen ist der VfL ganz sicher nicht“.
Die Wolfsburger sind vor den letzten beiden Spieltagen auf den Relegationsrang 16 abgerutscht. Ihnen droht sogar der direkte Abstieg, nachdem der Tabellenvorletzte HSV am Sonnabend durch das 3:1 bei den Niedersachsen bis auf zwei Punkte herangekommen ist. Witter setzt im Abstiegskampf vor allem auf den Trainer. „Wir haben mit Bruno Labbadia jemanden, der alle seine Energie reinbringt“, sagte er in dem am Sonntag im NDR-„Sportclub“ ausgestrahlten Interview.
Auch außerhalb des Platzes gab der Verein zuletzt kein gutes Bild ab. Zunächst scheiterten die Bemühungen um Sportdirektor Horst Heldt von Hannover 96, dann folgte die Trennung vom erfolglosen Manager Olaf Rebbe einen Tag vor dem HSV-Spiel. „Wir werden das weiter sachlich und seriös machen“, meinte Witter über die Suche nach einem Rebbe-Nachfolger. Heldt gilt trotz des Vetos von 96-Chef Martin Kind weiter als Kandidat.
Witter hatte Mitte April die Nachfolge von Francisco Javier Garcia Sanz als Aufsichtsratschef angetreten. Der 58-Jährige ist Finanz-Vorstand der Volkswagen AG und war Ende der 1970er Jahre für den OSV Hannover in der 2. Bundesliga Nord aktiv.
"HSV-Erfolge machen Hamburg sympathisch"
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher schreibt dem HSV eine große gesellschaftliche Bedeutung zu und bangt um dessen Klassenverbleib. „Es macht viel von unserem Selbstbewusstsein aus, dass wir eine Sportstadt sind, in der der Fußball auch gut vertreten ist“, sagte Tschentscher im Sportclub des NDR-Fernsehens am Sonntagabend. „Ganz Deutschland schaut auf das, was im Fußballsport passiert. Der HSV ist ein ganz beliebter Verein auch über die Grenzen Hamburgs hinaus. Es macht uns sympathisch, wenn es gut läuft.“
Über seinen Sohn sei er zum HSV-Fan geworden, berichtete der Bürgermeister. Der traditionsreiche Verein präge die Sportstadt. Bei einem Abstieg müsse der HSV „alles daran setzen, um möglichst bald den Aufstieg zu schaffen. Es kommt darauf an, dass der HSV wieder auf die Füße kommt.“
Tschentscher sieht die Forderung von HSV-Aktionär Klaus-Michael Kühne nach finanzieller Unterstützung des Vereins durch die Stadt problematisch. Die Stadt engagiere sich bereits bei der Stadionfinanzierung, der Gestaltung des Umfeldes, der Errichtung von Parkplätzen und Trainingszentren sowie der Gewährleistung der Sicherheit bei Spielen. „Wir haben über 800 Sportvereine. Profiabteilungen müssen sich selbst tragen“, betonte Tschentscher.
Der SPD-Politiker kann sich andererseits aber nicht vorstellen, dem HSV die Kosten für die öffentliche Sicherheit bei Bundesliga-Spielen in Rechnung zu stellen. „Die öffentliche Sicherheit ist immer eine öffentliche Aufgabe“, sagte er. Krawalle würden nicht immer in Stadionnähe stattfinden, sondern im öffentlichen Raum.
Frankfurt soll Interesse an Ito haben
Tatsuya Ito ist die HSV-Entdeckung der Saison. Beim 3:1-Sieg in Wolfsburg war der 20 Jahre alte Flügelspieler wieder einer der Besten auf dem Platz, holte den Elfmeter zum 1:0 heraus und bereitete das 2:0 vor. Kein Wunder, dass der Japaner auch bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten weckt.
Laut "Bild"-Zeitung soll der Ligakonkurrent und nächste HSV-Gegner Eintracht Frankfurt Interesse an dem 1,63-Meter-Zwerg haben. Angeblich soll Sportvorstand Fredi Bobic bereits Kontakt zu Ito aufgenommen haben. Die Hessen dementieren die Gerüchte.
Fakt ist: Der Jungstar hat erst kürzlich seinen Vertrag beim HSV bis 2021 verlängert. Ito ist fester Bestandteil der Zukunftsplanung der Hamburger – unabhängig von der Ligazugehörigkeit.
Hansa-Rostock-Fans greifen HSV-Anhänger an
Am späten Sonnabendabend nach dem 3:1-Sieg in Wolfsburg haben knapp 100 Anhänger des Drittligisten Hansa Rostock die verfeindeten Fans des HSV in einem Zug auf der Strecke Hannover – Bremen angegriffen. Laut Polizei mussten die Beamten die Bahn zwischen Wunstorf und Nienburg stoppen und in die Auseinandersetzung der beiden Fan-Lager eingreifen.
Von den Anhängern sind mehrere Personen leicht verletzt worden. Diverse Fanartikel wurden vermutlich geklaut. Nach Eingreifen der Polizei wechselten die HSV-Fans in einen anderen Zug und konnten ihre Reise Richtung Hamburg fortsetzen. Die Rostocker verbrachten noch einige Zeit im Nienburger Bahnhof, ehe auch sie weiterfuhren. Die Rostock-Anhäger waren nach einem 0:0 bei Fortuna Köln auf der Heimreise.
Die Polizei leitete insgesamt fünf Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung, des Raubes sowie des Landfriedensbruchs ein.
Neue Gespräche mit Nicolai Müller geplant
Eigentlich stand der Abschied von Nicolai Müller aus Hamburg schon fest. Die Verhandlungen über eine mögliche Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags wurden im Oktober des vergangenen Jahres ohne Ergebnis beendet. Der mittlerweile gefeuerte Sportchef Jens Todt hatte damals einen neuen Kontrakt mit einer Laufzeit von zwei Jahren und einem Gehalt über 2,8 Millionen Euro ausgehandelt – doch der Aufsichtsrat lehnte das Angebot für Müller ab. Seitdem herrschte Stillstand.
Bis jetzt. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung plant der HSV neue Gespräche mit dem 30 Jahre alten Flügelflitzer, der sich gleich im ersten Saisonspiel gegen den FC Augsburg (1:0) beim Torjubel das Kreuzband riss.
Dafür spricht, dass der Aufsichtsrat inzwischen neu besetzt ist. Mit Bernd Hoffmann steht ein neuer Vorsitzender an der Spitze. Außerdem hat Müller trotz Angeboten anderer Clubs wie Schalke 04 noch nirgends unterschrieben.
Klar ist aber auch: Um Nicolai Müller zu halten, wäre der Klassenerhalt die Voraussetzung. Denn in der Zweiten Liga wäre der Torjäger wohl zu teuer.