Magath: Kühne findet nicht die richtigen Berater. HSV-Kritik auch von Hieronymus. Zieht Holstein nach Hamburg? Adler für Mentaltrainer.

Trainerkarussell: Macht Kiel den Anfang?

Alles Kiel, oder was? Das Interesse von Holstein an HSV-Trainer Christian Titz geistert seit geraumer Zeit durch die Medien. So will sich der Zweitligist offenbar auf einen möglichen Abgang seines Cheftrainers Markus Anfang vorbereiten. Eine bevorstehende Unterschrift Anfangs beim 1. FC Köln dementierte der Aufstiegskandidat am Montag allerdings. "Da ist nichts dran", sagte Kiels Sport-Geschäftsführer Ralf Becker der dpa. "Wir sehen keinen Grund, uns zu irgendwelchen Spekulationen zu äußern." Mit der Trainerdiskussion müsse der Verein leben, meinte Becker.

Was macht Christian Titz?
Was macht Christian Titz? © Imago/Nordphoto

Auch eine mögliche Verpflichtung von Titz als Anfang-Nachfolger in Kiel will Becker nicht bestätigen. "Christian hat eine wahnsinnig schwere Situation mit seiner Mannschaft beim Hamburger SV zu bestehen. Da hat er anderes zu tun, als mögliche Vereinswechsel zu diskutieren“, sagte der 47-jährige Ex-Profi. Becker gab aber zu, sich mit Titz vor längerer Zeit unterhalten zu haben. "Das hatte aber nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun."

Becker auch beim HSV auf der Liste

Kiels Erfolgsduo Markus Anfang (l.) und Ralf Becker
Kiels Erfolgsduo Markus Anfang (l.) und Ralf Becker © Imago/Team 2

Ralf Becker selbst wird wiederum als Kandidat für den künftigen Sportchef des HSV gehandelt. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll sich Clubchef Bernd Hoffmann bereits mit dem Schwaben getroffen haben, der in jüngerer Vergangenheit auch schon beim FC St. Pauli gehandelt worden war. Auch Leverkusens Jonas Boldt hält sich als Name für den Posten, der nach Hoffmanns Vorstellung auch eine Mitgliedschaft im Vorstand garantieren soll.

Holstein-Spiele im Volkspark?

Und noch einmal Kiel: Die "Störche" könnten bei einem Aufstieg in die Erste Liga unter Umständen zumindest ihre Topspiele im Volksparkstadion austragen wollen – oder vielmehr müssen. Denn die DFL könnte das Holstein-Stadion (aktuell 13.400 Plätze) als nicht ausreichend erachten. Allerdings würde Kiel gerne in Schleswig-Holstein bleiben.

"Wir haben noch keinen Kontakt zum HSV aufgenommen", sagte Geschäftsführer Wolfgang Schwenke der "Bild". Erster Ansprechpartner bezüglich eines Umzugs bliebe die DFL. Entsprechende Gespräche sollten nach Saisonende geführt werden – dann, wenn sowohl die Ligazugehörigkeit von Kiel als auch des HSV feststeht.

Am Montag erst mal trainingsfrei

Für die HSV-Profis begann die Woche geruhsam, nach dem Spiel in Hoffenheim (0:2) am Sonnabend gab Trainer Christian Titz am Montag frei. Trainiert wird somit erst am morgigen Dienstag wieder (10 und 15 Uhr).

Ob die Knochen der Spieler dann noch einmal schwerer wirken, dürfte auch vom heutigen Spiel des Abstiegskonkurrenten Mainz abhängen. Sollten die 05er gegen Freiburg gewinnen, betrüge der Abstand auf den Relegationsplatz schon acht Punkte.

Heißt also: Der HSV müsste in den verbleibenden vier Spielen (Freiburg/H, Wolfsburg/A, Frankfurt/A, Gladbach/H) dann mindestens dreimal siegen, um noch an Mainz vorbeizuziehen.

Adler fordert von Vereinen Mentaltrainer

Apropos Mainz: Mit Ex-Nationaltorhüter René Adler hat sich nach Dennis Aogo nun auch ein zweiter ehemaliger Hamburger öffentlich über Druck im Fußball geäußert. Und Adler hält die durch Aussagen von Weltmeister Per Mertesacker angestoßene Debatte für überfällig. "Ich finde es witzig, dass das immer noch ein Tabu-Thema ist", sagte der 33-Jährige bei Eurosport. "Der moderne Sport und vor allem der Fußball wird zu 80 Prozent im Kopf entschieden. Abstiegskampf, Entscheidungsspiele, die werden im Kopf entschieden."

Kennt sich mit Druck aus: Abstiegskämpfer René Adler
Kennt sich mit Druck aus: Abstiegskämpfer René Adler © Imago/Sven Simon

Jeder Spieler müsse dabei seinen individuellen Weg finden, so Adler weiter: "Der eine geht drei Stunden mit dem Hund spazieren, der andere geht fünfmal in der Woche ins Solarium, der nächste geht jeden Tag zum Psychologen." Allerdings sei es "absolut notwendig" dass die Vereine "für die Spieler, die Bedarf haben", einen Mentaltrainer im Team hätten. "Das ist für mich genauso wichtig wie ein Fitnesstrainer", sagte Adler.

Er selbst arbeite deshalb schon seit langem "mit einem Coach zusammen, mit dem ich mich immer wieder austausche. Nicht nur im Fußball". Adler ist bereits als Aktiver an mehreren Firmen beteiligt. "Da geht es auch darum, wie ich die Firmen führe, welche strategischen Schachzüge ich mache. Was habe ich für eine Außendarstellung, wie artikuliere ich mich", sagte er. Ein externer Berater helfe außerdem, sich gegen Ausbeutung abzusichern. "Gerade wenn der Erfolg im Fußball da ist, dann kommen viele Leute von außen, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen."

Auswärtsnegativrekord eingestellt

Noch nicht genügend Negativmeldungen? Bitte schön: Durch die 0:2-Pleite in Hoffenheim blieb der HSV im 14. Auswärtsspiel in Folge sieglos. Innerhalb einer Bundesliga-Spielzeit erlebten die Hamburger nie eine längere Durststrecke auf des Gegners Platz (1970/71 und 1972/73 auch je 14 Partien). Der unliebsame alleinige Rekord könnte durch einen sieglosen Auftritt am 32. Spieltag beim VfL Wolfsburg sichergestellt werden.

Bilder vom 0:2 in Hoffenheim:

Posen, Pyros und Plakate – Hoffenheim gegen den HSV

HSV-Frust nach dem 0:2, v. l. n. r.: Matti Steinmann, Luca Waldschmidt, Rick van Drongelen und Julian Pollersbeck
HSV-Frust nach dem 0:2, v. l. n. r.: Matti Steinmann, Luca Waldschmidt, Rick van Drongelen und Julian Pollersbeck © WITTERS | ThorstenWagner
Serge Gnabry (M.) trifft zum 1:0 für Hoffenheim
Serge Gnabry (M.) trifft zum 1:0 für Hoffenheim © imago/Jan Huebner | Huebner/Voelker
HSV-Wirbelwind Tatsuya Ito im Duell mit Hoffenheims Pavel Kaderabek
HSV-Wirbelwind Tatsuya Ito im Duell mit Hoffenheims Pavel Kaderabek © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hatte zuletzt mit seiner Mannschaft einen Lauf
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hatte zuletzt mit seiner Mannschaft einen Lauf © imago/Hartenfelser | Peter Hartenfelser
Adam Szalai (M. liegend) trifft zum 2:0 für Hoffenheim ...
Adam Szalai (M. liegend) trifft zum 2:0 für Hoffenheim ... © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
... und lässt sich anschließend feiern
... und lässt sich anschließend feiern © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheim jubelt über das Tor zum 2:0, HSV-Verteidiger Gideon Jung hat genug gesehen
Hoffenheim jubelt über das Tor zum 2:0, HSV-Verteidiger Gideon Jung hat genug gesehen © dpa | Uwe Anspach
HSV-Torhüter Julian Pollersbeck schimpft nach dem Hoffenheimer Tor zum 2:0 mit seinen Teamkollegen
HSV-Torhüter Julian Pollersbeck schimpft nach dem Hoffenheimer Tor zum 2:0 mit seinen Teamkollegen © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Nico Schulz (unten) jubelt mit Adam Szalai besonders innig über dessen Tor
Nico Schulz (unten) jubelt mit Adam Szalai besonders innig über dessen Tor © dpa | Uwe Anspach
Torwart Julian Pollersbeck (l.) und Lewis Holtby sprechen einander Mut zu
Torwart Julian Pollersbeck (l.) und Lewis Holtby sprechen einander Mut zu © WITTERS | ThorstenWagner
Albin Ekdal, Gotoku Sakai und Fiete Arp (v. l. n. r.) bedanken sich bei den HSV-Fans für die Unterstützung
Albin Ekdal, Gotoku Sakai und Fiete Arp (v. l. n. r.) bedanken sich bei den HSV-Fans für die Unterstützung © WITTERS | ThorstenWagner
Einige Hamburger Fans spielten wieder einmal mit dem Feuer und zündeten Bengalos. Auf einem Transparent protestierten sie gegen Stadionverbote, der der HSV vergangene Woche gegen Randalierer verhängt hatte
Einige Hamburger Fans spielten wieder einmal mit dem Feuer und zündeten Bengalos. Auf einem Transparent protestierten sie gegen Stadionverbote, der der HSV vergangene Woche gegen Randalierer verhängt hatte © Fotostand | Fotostand / Caliskan
Dem HSV droht nach dem x-ten Pyro-Vorfall die nächste Geldstrafe
Dem HSV droht nach dem x-ten Pyro-Vorfall die nächste Geldstrafe © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in seiner Loge
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in seiner Loge © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
HSV-Mittelfeldspieler Lewis Holtby macht im Duell mit Nadiem Amiri das Bein lang ...
HSV-Mittelfeldspieler Lewis Holtby macht im Duell mit Nadiem Amiri das Bein lang ... © imago/DeFodi | Roland Krivec/DeFodi.de
... und wird in dieser Szene von Hoffenheims Andrej Kramaric (l.) auf dem falschen Fuß erwischt
... und wird in dieser Szene von Hoffenheims Andrej Kramaric (l.) auf dem falschen Fuß erwischt © WITTERS | ThorstenWagner
Hoffenheims Benjamin Hübner (l.) und HSV-Spielmacher Aaron Hunt im Zweikampf
Hoffenheims Benjamin Hübner (l.) und HSV-Spielmacher Aaron Hunt im Zweikampf © imago/DeFodi | Roland Krivec/DeFodi.de
HSV-Trainer Christian Titz gibt an der Seitenlinie alles
HSV-Trainer Christian Titz gibt an der Seitenlinie alles © imago/foto2press | Oliver Zimmermann
Hoffenheims Nadiem Amiri (r.) macht gegen Tatsuya Ito das Bein lang
Hoffenheims Nadiem Amiri (r.) macht gegen Tatsuya Ito das Bein lang © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheims Adam Szalai (M.) und Benjamin Hübner (r.) diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers über ein nicht gegebenes Tor
Hoffenheims Adam Szalai (M.) und Benjamin Hübner (r.) diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers über ein nicht gegebenes Tor © dpa | Uwe Anspach
Matti Steinmann (l.) bringt Hoffenheims Andrej Kramaric ins Stolpern
Matti Steinmann (l.) bringt Hoffenheims Andrej Kramaric ins Stolpern © WITTERS | ThorstenWagner
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann begrüßt seinen Hamburger Amtskollegen Christian Titz
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann begrüßt seinen Hamburger Amtskollegen Christian Titz © WITTERS | ThorstenWagner
Sejad Salihovic war an alter Wirkungsstätte einmal wieder im HSV-Kader
Sejad Salihovic war an alter Wirkungsstätte einmal wieder im HSV-Kader © WITTERS | ThorstenWagner
Mit einem Transparent antworten Hoffenheimer Fans auf Anfeindungen durch HSV-Anhänger
Mit einem Transparent antworten Hoffenheimer Fans auf Anfeindungen durch HSV-Anhänger © imago/Michael Weber | Michael Weber IMAGEPOWER
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Magath: Kühne hat die falschen Berater

HSV-Investor Klaus-Michael Kühne
HSV-Investor Klaus-Michael Kühne © Imago/Apress

In seinem Rundumschlag gegen den HSV sparte Felix Magath auch Klaus-Michael Kühne nicht aus. Er habe den Investor zweimal auf Mallorca besucht, sagte Magath in dem Interview für die Sondersendung des NDR-"Sportclub" zum Niedergang des Traditionsvereins. Allerdings habe er bei Kühne ein Problem erkannt, das viele erfolgreiche Menschen hätten, die sich für Bereiche interessierten, mit denen sie zuvor nicht zu tun gehabt hätten, hob Magath ganz vorsichtig an. "Die sind natürlich darauf angewiesen, dass sie sich irgendjemanden suchen, der sie auch fachlich berät", führte er aus. "Das Problem ist halt oft bei erfolgreichen Menschen wie Herrn Kühne, dass er leider nicht die richtigen Berater findet, um wirklich das, was er lobenswerterweise machen möchte, auch erreichen könnte", schloss Magath, ohne Namen zu nennen. In der Vergangenheit suchte Kühne wiederholt Rat bei Ex-Manager Reiner Calmund sowie Spieleragent Volker Struth.

Hier geht es zum Interview mit Felix Magath

"Herr Kühne hat seine Berater und damit ist er scheinbar im Moment auch glücklich, da sollte man ihn auch glücklich lassen", sagte Magath, der mit dem Gerücht aufräumte, er habe Großaktionär Kühne (hält derzeit mehr als 20 Prozent an der HSV Fußball AG) Anteile abkaufen wollen. Vielmehr sehe er "eine positive Lösung für den HSV nur mit Herrn Kühne". Deshalb habe er "nie ein Interesse" gehabt, Anteile abzukaufen. "Ich wollte Anteile kaufen und im Zuge dessen mich mit Herrn Kühne besprechen, um von ihm zu erfahren, ob es Sinn macht, dass man zusammen versucht, den HSV wieder in die richtige Richtung zu bringen", sagte Magath, der die finanzielle Abhängigkeit von Kühne für gefährlich hält. "Es ist immer schlecht für einen Verein, wenn er von einer Person abhängig ist. Ob Investor, Sponsor, Präsident, Manager oder Spieler", sagte er: "Wichtiger wäre, dass man einen Verein hat, der stark ist. Der weiß, was er will und der das, was er will, auch tatsächlich durchzieht." Er selbst strebe keinen Posten bei seinem Ex-Verein an, sagte Magath. "Ich sehe nicht, dass ich den HSV brauche", sagte der 64-Jährige. Er sei glücklich in seinem Leben.

Hieronymus fühlt sich "ausgenutzt"

Auch der frühere Manager Holger Hieronymus äußerte sich im NDR erstmals seit langer Zeit über den HSVb. Hieronymus hatte sich vor vier Jahren als Mitglied der Initiative HSVPlus für die Ausgliederung starkgemacht. Heute sagt der 59-Jährige: "Es ist von all dem, was geplant war, nichts umgesetzt worden.“

Hieronymus kritisiert die damaligen Verantwortlichen um Dietmar Beiersdorfer (der gestern bei einem Kindermusikfestival auf Kampnagel weilte) und Karl Gernandt, ohne ihre Namen zu nennen. "Meine Freunde Horst Hrubesch, Ditmar Jakobs und ich sind im Zuge dieser Ausgliederungskampagne ausgenutzt worden. Uns wurde nicht die Wahrheit erzählt.“ Und weiter: "Wie sich der HSV im Gesamtgebilde darstellt, ist für mich ein Albtraum.“

Nächste Pyro-Strafe kommt bestimmt

In Hoffenheim zündelten HSV-Fans zu Beginn der zweiten Halbzeit
In Hoffenheim zündelten HSV-Fans zu Beginn der zweiten Halbzeit © Imago/ActionPictures

Gerade erst wurde der HSV für die Pyro-Verfehlungen seiner Fans im Nordderby bei Werder Bremen vom DFB-Sprotgericht zur Rekord-Einzelstrafe von 80.000 Euro verdonnert. Teile der Anhänger scheint dies wenig zu stören, am Wochenende wurde in Hoffenheim erneut gezündelt.

Wie die Sanktionierung in diesem Fall ausfallen wird, muss abgewartet werden. Für gewöhnlich sammelt der DFB mehrere Fälle und urteilt mit ein paar Wochen Abstand. Einen Spitzenplatz im Strafen-Ranking haben die HSV-Fans in dieser Saison allerdings jetzt schon garantiert.

Bislang belaufen sich die Pyro-Rechnungen vom Verband auf 110.000 Euro. In der vergangenen Spielzeit führten die Fans den HSV mit Strafzahlungen in Höhe von 87.500 Euro auf Rang fünf.