Hamburg. Sollte Mainz am Montag Freiburg besiegen, wäre der Gang in die Zweite Liga für den Bundesliga-Dino kaum noch zu verhindern.
Der gemütliche Fernsehabend mit einem Kaltgetränk und Knabbereien fällt für Christian Titz aus. Wenn sich Mainz und Freiburg am Montag (20.30 Uhr/Eurosport-Player) zum Kellerduell treffen, kann der Trainer des HSV kaum hinschauen. Das würden die Nerven nicht mitmachen. Einen Wunsch für die Partie hat der 47-Jährige aber trotzdem. "Es wäre schön, wenn Mainz nicht gewinnen würde", sagte Titz am Sonntag.
Denn sonst wäre der Absturz des HSV in die 2. Liga wohl kaum noch zu verhindern, schließlich hat sich die Lage des Bundesliga-Dinos nach dem 0:2 (0:2) bei 1899 Hoffenheim noch einmal verschlechtert. Und sollte nun auch noch Mainz gewinnen, hätte der Vorletzte vier Spieltage vor Schluss bereits acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Der erste Abstieg des HSV wäre kaum noch zu vermeiden. Schon jetzt stehen die Chancen äußerst schlecht - auch wenn Gideon Jung meinte: "Es ist noch nicht zu spät."
Auch Titz klammert sich an Durchhalteparolen ("Unsere Mannschaft gibt sich nicht auf"), er packte dann sogar die Mutter aller Phrasen im Abstiegskampf aus. "So lange es rechnerisch noch möglich ist, werden wir nicht aufgeben", sagte er. Aufgegeben hatten sich die Hamburger zuvor zu keinem Zeitpunkt. Dennoch stand am Ende eine Niederlage, die noch weitaus höher hätte ausfallen können.
HSV-Sieg gegen Schalke wohl nur ein Ausrutscher nach oben
Der seit Wochen in Topform spielende Serge Gnabry (18.) und Adam Szalai (27.) trafen vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena für die TSG, die dank der siebten Partie ohne Niederlage ihren Kurs Richtung Europacup hält. Dagegen warten die Hanseaten seit knapp acht Monaten auf einen Auswärtssieg. Dass der einzige Dreier in der Fremde am zweiten Spieltag bei Schlusslicht 1. FC Köln gelang, sagt fast alles über die Qualität der Norddeutschen, die insgesamt nur fünf Siege auf dem Konto haben. Das 3:2 am vergangenen Spieltag gegen Schalke 04 scheint nur ein Ausrutscher nach oben gewesen zu sein.
"Dennoch lassen wir uns nicht unterkriegen. Die Niederlage darf uns nicht aus der Bahn werfen", sagte der frühere Hoffenheimer Sejad Salihovic, der alles auf das nächste Spiel gegen Freiburg setzt: "Die vergangenen Wochen geben uns Hoffnung. Auch diesmal waren gute Ansätze dabei. Gegen Freiburg müssen wir natürlich unbedingt gewinnen."
Hoffmann kündigt an, den HSV im Sommer umzukrempeln
Unabhängig vom Freiburg-Spiel geht der Blick auf die kommende Saison. Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann kündigte deshalb für den Sommer einen einschneidenden Umbruch an. "Wir werden uns auf jeden Fall neu aufstellen", sagte der 55-Jährige in der NDR-Sendung "Nur der HSV ... Absturz oder Aufbruch!", Hoffmann sprach von "umkrempeln" und davon, dass man "jeden Stein umdrehen" wolle. Selbst im Falle des Wunders vom Klassenerhalt will er sich nicht vom Reformkurs abbringen lassen. "Das machen wir völlig unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit", sagte er.
Club-Idol Magath: Rieger würde sich "im Grab umdrehen"
Unterdessen geht Felix Magath hart mit dem HSV ins Gericht. „Was mittlerweile unter der Bezeichnung 'HSVer' für den Verein tätig ist, da würde ich diese Bezeichnung nicht verwenden“, sagte Magath (64) am Sonntag dem NDR-"Sportclub" und dem Radiosender NDR 90,3. Der bedingungslose Einsatz für den Verein sei schon lange nicht mehr zu sehen. Sein alter Freund Hermann Rieger, der 2014 verstorbene Kultmasseur der Hanseaten, würde sich „im Grab umdrehen“, fügte Magath hinzu.
1983 hatte Magath den HSV mit seinem Treffer zum 1:0 im Finale des Europapokals der Landesmeister über Juventus Turin zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geschossen. Danach war der heute 64-Jährige unter anderem als Manager sowie als Assistenz- und Cheftrainer für den Bundesliga-Dino aktiv. Zuletzt betreute er den Club Shandong Luneng in der chinesischen Liga.
Harsche Kritik an Titz
Auch den aktuellen Trainer Christian Titz ließ Magath in seiner Kritik nicht aus: „Ich kann die Qualität seiner Arbeit nicht wirklich beurteilen. Aber was ich bisher gehört habe, ist es auch wieder so, dass Herr Titz vom HSV lebt und nicht der HSV vom Herrn Titz.“
Hoffnung auf eine Rettung hat die Vereinsikone nicht mehr. Schlimmer noch, der HSV sei zur Lachnummer verkommen: „Fußball-Deutschland hat seine Späße in den letzten Jahren nur noch mit und über den HSV gemacht. Aber richtig ernst genommen wurde er nie.“ Zur finanziellen Abhängigkeit des HSV von Mäzen Klaus-Michael Kühne sagte Magath: „Ich bin über die Finanzen des HSV nicht informiert. Aber man konnte in den letzten Jahren den Eindruck gewinnen, dass ohne das Geld von Herrn Kühne der HSV schon gar nicht mehr in der Bundesliga spielen würde.“ Es werde ständig Geld verschleudert für eigenes Unvermögen. "Die Verantwortung dafür trägt niemand."
Das vollständige Interview mit Magath können Sie hier sehen.