Sinsheim/Hamburg. Nach dem 0:2 in Hoffenheim läuft dem HSV die Zeit davon. Abstieg am Wochenende? Heute gucken alle nach Mainz.

An diesem Montag um 20.30 Uhr wird Christian Titz seinen Fernseher einschalten. Das Spiel, das dann läuft, will der HSV-Trainer aber nur nebenbei wahrnehmen. „Es ist nicht ratsam, wenn man solche Spiele mit Emotionen anschaut“, sagte Titz am Sonntag, einen Tag nach der 0:2 (0:2)-Niederlage der Hamburger bei 1899 Hoffenheim. Das Spiel, das heute Abend auf dem Eurosport Player zu sehen sein wird, ist das Duell Mainz gegen Freiburg. Sollte der Gastgeber die Partie gewinnen, könnte der HSV die Planungen für die Zweite Liga vorantreiben. Dann würde der Rückstand auf den Rettungsanker – Relegationsplatz 16 – auf acht Punkte anwachsen.

Am Montag sind also alle rund um den HSV Fans des SC Freiburg – kurioserweise gleichzeitig am Sonnabend der kommende Gegner der Hamburger und auch noch nicht frei von Abstiegssorgen. „Eigentlich will ich Freiburg beobachten“, sagte Titz, der jedoch aufgrund der Ausgangslage in einer emotionalen Zwickmühle steckt. „Wahrscheinlich werde ich mir das Spiel hinterher noch mal in Ruhe anschauen.“

Posen, Pyros und Plakate – Hoffenheim gegen den HSV

HSV-Frust nach dem 0:2, v. l. n. r.: Matti Steinmann, Luca Waldschmidt, Rick van Drongelen und Julian Pollersbeck
HSV-Frust nach dem 0:2, v. l. n. r.: Matti Steinmann, Luca Waldschmidt, Rick van Drongelen und Julian Pollersbeck © WITTERS | ThorstenWagner
Serge Gnabry (M.) trifft zum 1:0 für Hoffenheim
Serge Gnabry (M.) trifft zum 1:0 für Hoffenheim © imago/Jan Huebner | Huebner/Voelker
HSV-Wirbelwind Tatsuya Ito im Duell mit Hoffenheims Pavel Kaderabek
HSV-Wirbelwind Tatsuya Ito im Duell mit Hoffenheims Pavel Kaderabek © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hatte zuletzt mit seiner Mannschaft einen Lauf
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hatte zuletzt mit seiner Mannschaft einen Lauf © imago/Hartenfelser | Peter Hartenfelser
Adam Szalai (M. liegend) trifft zum 2:0 für Hoffenheim ...
Adam Szalai (M. liegend) trifft zum 2:0 für Hoffenheim ... © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
... und lässt sich anschließend feiern
... und lässt sich anschließend feiern © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheim jubelt über das Tor zum 2:0, HSV-Verteidiger Gideon Jung hat genug gesehen
Hoffenheim jubelt über das Tor zum 2:0, HSV-Verteidiger Gideon Jung hat genug gesehen © dpa | Uwe Anspach
HSV-Torhüter Julian Pollersbeck schimpft nach dem Hoffenheimer Tor zum 2:0 mit seinen Teamkollegen
HSV-Torhüter Julian Pollersbeck schimpft nach dem Hoffenheimer Tor zum 2:0 mit seinen Teamkollegen © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Nico Schulz (unten) jubelt mit Adam Szalai besonders innig über dessen Tor
Nico Schulz (unten) jubelt mit Adam Szalai besonders innig über dessen Tor © dpa | Uwe Anspach
Torwart Julian Pollersbeck (l.) und Lewis Holtby sprechen einander Mut zu
Torwart Julian Pollersbeck (l.) und Lewis Holtby sprechen einander Mut zu © WITTERS | ThorstenWagner
Albin Ekdal, Gotoku Sakai und Fiete Arp (v. l. n. r.) bedanken sich bei den HSV-Fans für die Unterstützung
Albin Ekdal, Gotoku Sakai und Fiete Arp (v. l. n. r.) bedanken sich bei den HSV-Fans für die Unterstützung © WITTERS | ThorstenWagner
Einige Hamburger Fans spielten wieder einmal mit dem Feuer und zündeten Bengalos. Auf einem Transparent protestierten sie gegen Stadionverbote, der der HSV vergangene Woche gegen Randalierer verhängt hatte
Einige Hamburger Fans spielten wieder einmal mit dem Feuer und zündeten Bengalos. Auf einem Transparent protestierten sie gegen Stadionverbote, der der HSV vergangene Woche gegen Randalierer verhängt hatte © Fotostand | Fotostand / Caliskan
Dem HSV droht nach dem x-ten Pyro-Vorfall die nächste Geldstrafe
Dem HSV droht nach dem x-ten Pyro-Vorfall die nächste Geldstrafe © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in seiner Loge
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp in seiner Loge © imago/Thomas Frey | Frey-Pressebild/Deines
HSV-Mittelfeldspieler Lewis Holtby macht im Duell mit Nadiem Amiri das Bein lang ...
HSV-Mittelfeldspieler Lewis Holtby macht im Duell mit Nadiem Amiri das Bein lang ... © imago/DeFodi | Roland Krivec/DeFodi.de
... und wird in dieser Szene von Hoffenheims Andrej Kramaric (l.) auf dem falschen Fuß erwischt
... und wird in dieser Szene von Hoffenheims Andrej Kramaric (l.) auf dem falschen Fuß erwischt © WITTERS | ThorstenWagner
Hoffenheims Benjamin Hübner (l.) und HSV-Spielmacher Aaron Hunt im Zweikampf
Hoffenheims Benjamin Hübner (l.) und HSV-Spielmacher Aaron Hunt im Zweikampf © imago/DeFodi | Roland Krivec/DeFodi.de
HSV-Trainer Christian Titz gibt an der Seitenlinie alles
HSV-Trainer Christian Titz gibt an der Seitenlinie alles © imago/foto2press | Oliver Zimmermann
Hoffenheims Nadiem Amiri (r.) macht gegen Tatsuya Ito das Bein lang
Hoffenheims Nadiem Amiri (r.) macht gegen Tatsuya Ito das Bein lang © imago/Nordphoto | nordphoto / Fabisch
Hoffenheims Adam Szalai (M.) und Benjamin Hübner (r.) diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers über ein nicht gegebenes Tor
Hoffenheims Adam Szalai (M.) und Benjamin Hübner (r.) diskutieren mit Schiedsrichter Harm Osmers über ein nicht gegebenes Tor © dpa | Uwe Anspach
Matti Steinmann (l.) bringt Hoffenheims Andrej Kramaric ins Stolpern
Matti Steinmann (l.) bringt Hoffenheims Andrej Kramaric ins Stolpern © WITTERS | ThorstenWagner
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann begrüßt seinen Hamburger Amtskollegen Christian Titz
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann begrüßt seinen Hamburger Amtskollegen Christian Titz © WITTERS | ThorstenWagner
Sejad Salihovic war an alter Wirkungsstätte einmal wieder im HSV-Kader
Sejad Salihovic war an alter Wirkungsstätte einmal wieder im HSV-Kader © WITTERS | ThorstenWagner
Mit einem Transparent antworten Hoffenheimer Fans auf Anfeindungen durch HSV-Anhänger
Mit einem Transparent antworten Hoffenheimer Fans auf Anfeindungen durch HSV-Anhänger © imago/Michael Weber | Michael Weber IMAGEPOWER
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Dass der HSV mal wieder vor allem auf die Ergebnisse der Gegner gucken muss, hatte er sich am Sonnabend vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Wirsol Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim in der ersten Halbzeit eingebrockt. Nach dem furiosen 3:2-Heimsieg in der Vorwoche gegen Schalke 04 hatten die Hamburger nach 15 zuvor erfolglosen Spielen wieder Glauben gefunden an die bereits aussichtslos erschienene Rettung. Doch das kleine Zwischenhoch wurde von einem Sturm in Hoffenheim so schnell wieder weggefegt, wie es erschienen war. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann überrannte den HSV in den ersten 45 Minuten und entschied das Spiel bereits frühzeitig.

Das System war einfach zu entschlüsseln

„Man muss einfach anerkennen, dass wir auf eine Mannschaft mit einer sehr hohen Qualität getroffen sind“, sagte Titz am Tag danach. Der Trainer hatte wie schon in seinen ersten drei Spielen eine mutige Grundformation gewählt – doch diese stieß bei der Mannschaft der Stunde in der Bundes­liga erstmals an ihre Grenzen. Hoffenheim, nun schon seit sieben Spielen ungeschlagen, verstand es, das System des HSV mit einfachen Mitteln zu entschlüsseln.

Zum einen nahm Nagelsmanns Team mit Matti Steinmann den wichtigsten Aufbauspieler des HSV aus der Partie. Zum anderen attackierten die schnellen Hoffenheimer Stürmer die hoch stehenden Außenverteidiger der Hamburger immer wieder in hohem Tempo. Sowohl das 1:0 des erneut überragenden Serge Gnabry (18.) als auch das 2:0 von Adam Szalai (27.) wurden über die Außen eingeleitet – und durch individuelle Stellungsfehler in der HSV-Abwehr ermöglicht. „Das Problem war, dass wir keinen Zugriff hatten. Wir sind an unserem eigenen Zweikampfverhalten gescheitert“, resümierte Titz.

Hoffenheims Manager Alexander Rosen sprach nach dem Spiel von einem Gegner, der nicht leblos gewirkt habe. Aber: „Manchmal erlebt man ja auch Gegner, wenn es bei denen um alles geht, dass sie mit Schaum vorm Mund kommen“, sagte Rosen. „Der fußballerische Ansatz war aber gut.“ Auch Hoffenheims Trainer Nagelsmann lobte den HSV dafür, dass er „die Entwicklung der vergangenen Wochen fortgeführt“ habe.

Dem Verein fehlt ein Topstürmer

Doch im Kraichgau wurde den Hamburgern noch einmal mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass der Kader in der Bundesliga für Höheres nicht reicht. Mit Christian Titz versucht es in dieser Saison der dritte HSV-Trainer mit dem dritten anderen Ansatz. Doch der Turnaround ist auch dem Mannheimer zumindest nach Punkten nicht entscheidend gelungen. Augenscheinlich wurde in Hoffenheim erneut das Fehlen eines Topstürmers.

Flügelflitzer Tatsuya Ito brach mehrfach erfolgreich in den Strafraum der Hausherren ein. Doch einen Abnehmer für seine Hereingaben suchte er vergeblich. Titz sprach hinterher von einer „schlechten Box-Besetzung“. Mit 57:43 Prozent Ballbesitz und 494:309 gespielten Pässen hatte der HSV wieder viele Spielanteile. Doch die Torgefahr fehlt. Ein Problem, das seit vier Jahren bekannt ist.

„Hier kann keiner zaubern“, sagte Sportdirektor Bernhard Peters. Ein wenig Zauberei wäre aber notwendig, will der Club noch das Wunder schaffen. Und nichts weniger als das wäre eine mögliche Rettung. Noch nie hatte der HSV nach 30 Spieltagen nur 22 Punkte. Nicht einmal zu Zeiten der Zweipunkteregel. Sollte Mainz an diesem Montag gegen Freiburg gewinnen, könnte der HSV sogar schon am kommenden Wochenende nach einer Heimniederlage gegen Freiburg absteigen.

Was den Hamburgern noch Hoffnung macht? „Die Mannschaft lebt“, sagt Trainer Titz angesichts der Steigerung in der zweiten Halbzeit. Ähnlich sieht es Verteidiger Gideon Jung. „Nach der Pause haben wir gezeigt, wie wir spielen und gegen den Ball arbeiten können. Das macht mich zuversichtlich.“ Die Zuversicht könnte heute ganz schnell wieder schwinden, wenn Mainz gegen Freiburg drei Punkte holt. Und die Rettung des HSV wieder in ganz weite Ferne rückt.