Berlin/Hamburg. 17-jähriger Stürmer trifft als jüngster Spieler der Hamburger Bundesliga-Geschichte. Zu Fiete, Freude, Eierkuchen fehlte nur ein Sieg.

Die erste Bestmarke hatte er in seinem ersten Einsatz aufgestellt, der zweite Rekord folgte mit dem zweiten Spiel: Jann-Fiete Arp, Rufname Fiete, hat am Sonnabend erneut Hamburger Fußball-Geschichte geschrieben. Mit seinem Anschlusstreffer bei der 1:2-Niederlage in Berlin hat sich das 17 Jahre, neun Monate und 22 Tage alte Sturmjuwel zum jüngsten Torschützen des HSV in 54 Jahren Bundesliga gekrönt. Zuvor hatte Heung-Min Son auf diesem imaginären Thron gesessen. Bereits bei seinem Kurz-Debüt gegen Werder Bremen (0:0) avancierte Arp zum ersten Spieler des 2000er Jahrgangs mit einem Erstligaeinsatz.

Die Liste der jüngsten Bundesliga-Torschützen

1. Nuri Sahin/Borussia Dortmund

17 Jahre, 2 Monate und 21 Tage

2. Julian Draxler/Schalke 04

17 Jahre, 6 Monate und 12 Tage

3. Timo Werner/VfB Stuttgart

17 Jahre, 6 Monate und 16 Tage

4. Christian Pulisic/Borussia Dortmund

17 Jahre, 6 Monate und 30 Tage

5. Lars Ricken/Borussia Dortmund

17 Jahre, 8 Monate und 1 Tag

6. Ibrahim Tanko/Borussia Dortmund

17 Jahre, 8 Monate und 7 Tage

7. Jann-Fiete Arp/Hamburger SV

17 Jahre, 9 Monate und 22 Tage

8. Kai Havertz/Bayer Leverkusen

17 Jahre, 9 Monate und 25 Tage

9. Mark-Andre Kruska/Borussia Dortmund

17 Jahre, 10 Monate und 22 Tage

10. Rüdiger Abramczik/Schalke 04

17 Jahre, 10 Monate und 25 Tage

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Diesmal durfte der A-Jugend-Spieler bereits in der 56. Minute aufs Feld – und nutzte die Gelegenheit, um nach fünf Treffern bei der gerade zu Ende gegangenen U-17-Weltmeisterschaft weiter auf sich aufmerksam zu machen. Und sein Torerfolg in der 73. Minute offenbarte die erstaunliche Frühreife des Blondschopfs: Nach einer Kopfballvorlage von Kyriakos Papadopoulos drosch Arp den Ball technisch anspruchsvoll mit seinem rechten Fuß volley gegen den Innenpfosten, von wo aus er die Linie überschritt.

In Profi-Manier fischte der Schütze das Leder anschließend umgehend aus dem Netz, um es wieder zum Anstoßpunkt zu bringen. Schließlich sollte sein Verein bei der Hertha noch den Ausgleich erzielen. Und diesen hatte später tatsächlich erneut Arp selbst auf dem Fuß. Sein Abschluss im Strafraum wurde wenige Minuten vor dem Abpfiff jedoch gerade noch zur Ecke abgefälscht (86.). Am Ende kam Arp sogar auf drei Torschüsse – so viel wie kein anderer Spieler auf dem Platz.

Die Bilder des Spiels:

HSV im Krisenduell bei der Hertha

17. Minute, 0:1: Herthas Niklas Stark (hinten) darf nach einer Ecke trotz drei benachbarter HSV-Profis unbedrängt einköpfen
17. Minute, 0:1: Herthas Niklas Stark (hinten) darf nach einer Ecke trotz drei benachbarter HSV-Profis unbedrängt einköpfen © Witters
Hamburgs Torhüter Christian Mathenia durfte sich darüber wiederum zurecht aufregen
Hamburgs Torhüter Christian Mathenia durfte sich darüber wiederum zurecht aufregen © Witters
Kein Wunder – Hertha wurde es nicht nur bei diesem Standard viel zu einfach gemacht
Kein Wunder – Hertha wurde es nicht nur bei diesem Standard viel zu einfach gemacht © Witters
Ins Passiv-Trio beim 0:1 war auch Kyriakos Papadopoulos involviert
Ins Passiv-Trio beim 0:1 war auch Kyriakos Papadopoulos involviert © Witters
Während auch HSV-Trainer Markus Gisdol schimpfte...
Während auch HSV-Trainer Markus Gisdol schimpfte... © Witters
...hatten die Hauptstädter aus ihrer Sicht endlich wieder einmal Grund zum Jubeln
...hatten die Hauptstädter aus ihrer Sicht endlich wieder einmal Grund zum Jubeln © Witters
50. Minute, 0:2: Herthas Karim Rekik setzt sich im Kopfballduell mit Albin Ekdal durch. Vorausgegangen war erneut eine Ecke von der rechten Seite
50. Minute, 0:2: Herthas Karim Rekik setzt sich im Kopfballduell mit Albin Ekdal durch. Vorausgegangen war erneut eine Ecke von der rechten Seite © Imago/Matthias Koch
In der 73. Minute durfte der HSV wieder hoffen – dank Fiete Arp. Der 17-jährige Stürmer erzielte im zweiten Kurzeinsatz seinen ersten Bundesligatreffer
In der 73. Minute durfte der HSV wieder hoffen – dank Fiete Arp. Der 17-jährige Stürmer erzielte im zweiten Kurzeinsatz seinen ersten Bundesligatreffer © Witters
Der Youngster war erst in der 56. Minute eingewechselt worden
Der Youngster war erst in der 56. Minute eingewechselt worden © Witters
Nach seinem Premierentreffer hatte es Arp ganz eilig
Nach seinem Premierentreffer hatte es Arp ganz eilig © Witters
Hoher Besuch: Die Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dessen Sohn Jonathan das Tor des Berliner Nachwuchses hütet, und Berti Vogts auf der Ehrentribüne
Hoher Besuch: Die Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dessen Sohn Jonathan das Tor des Berliner Nachwuchses hütet, und Berti Vogts auf der Ehrentribüne © Witters
Herthas Torschütze Niklas Stark gegen Filip Kostic
Herthas Torschütze Niklas Stark gegen Filip Kostic © Witters
Mergim Mavraj behält hier die Lufthoheit gegenüber HSV-Schreckgespenst Vedad Ibisevic (neun Treffer gegen Hamburg)
Mergim Mavraj behält hier die Lufthoheit gegenüber HSV-Schreckgespenst Vedad Ibisevic (neun Treffer gegen Hamburg) © Witters
Bobby Wood stand nach seinem Knie-Fall im Abschlusstraining von Beginn an auf dem Rasen, bekam dort aber kein Bein auf den Boden
Bobby Wood stand nach seinem Knie-Fall im Abschlusstraining von Beginn an auf dem Rasen, bekam dort aber kein Bein auf den Boden © Getty Images
Musste er an einen früheren 5:0-Coup mit Hoffenheim denken? HSV-Trainer Gisdol betrat das Berliner Olympiastadion in bester Erinnerung
Musste er an einen früheren 5:0-Coup mit Hoffenheim denken? HSV-Trainer Gisdol betrat das Berliner Olympiastadion in bester Erinnerung © WITTERS | TimGroothuis
Eine ernstere Miene setzte dagegen Sportchef Jens Todt vor dem Anpfiff auf
Eine ernstere Miene setzte dagegen Sportchef Jens Todt vor dem Anpfiff auf © WITTERS | TimGroothuis
Doch auch Hertha-Coach Pal Dardai stand die Krise ins Gesicht geschrieben
Doch auch Hertha-Coach Pal Dardai stand die Krise ins Gesicht geschrieben © WITTERS | TayDucLam
Auch Luca Waldschmidt blickte missmutig drein
Auch Luca Waldschmidt blickte missmutig drein © WITTERS | TimGroothuis
Der Klassenerhalts-Held musste zu Gunsten von Youngster Fiete Arp (l., neben Julian Pollersbeck) auf die Tribüne
Der Klassenerhalts-Held musste zu Gunsten von Youngster Fiete Arp (l., neben Julian Pollersbeck) auf die Tribüne © WITTERS | TimGroothuis
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Mitspieler loben, Gisdol bremst

"Es überrascht mich nicht, dass Fiete getroffen hat", sagte sein Trainer Markus Gisdol später, "das zeigt er auch im Training." Wer weiß, ob der Träger der Fritz-Walter-Medaille in Gold nicht noch früher zum Zuge gekommen wäre, hätte er nicht die WM-Reisestrapazen in den Knochen gehabt. "Er kam aber erst diese Woche aus Indien zurück", sagte Gisdol über Arp, der im Olympiastadion somit wie auch der junge japanische Wirbelwind Tatsuya Ito (20) erst nach einer knappen Stunde aufs Feld durfte.

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Doch die Zeit reichte den beiden Youngstern, um im Hamburger Umfeld die Hoffnung auf bessere Zeiten zu schüren. "Ich habe es lange nicht gesehen, dass zwei Einwechselspieler das Spiel so verändern", sagte HSV-Kapitän Gotoku Sakai. "Fiete und Ito haben noch mal mehr Schwung gebracht", befand auch Mitspieler Dennis Diekmeier. "Diese Jungs machen Spaß, die geben Gas", sagte Gisdol, der gleichzeitig warnte: "Wir dürfen aber nicht die ganze Verantwortung auf ihre Schultern legen.“

Die nächsten Rekorde warten schon

Vor allem Arp hat mit seinem engagierten Auftritt am zehnten Spieltag jedoch nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er nicht nur als Kapitän deutscher U-Nationalmannschaften Verantwortung übernehmen kann und möchte. Rekord-Ziele gäbe es für den gebürtigen Segeberger dabei noch zur Genüge – wie wäre es zum Beispiel mit "jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte, der seinen zweiten Treffer erzielt hat"? Am besten schon am kommenden Sonnabend irgendwann ab 15.30 Uhr. Dann empfängt der HSV im Volksparkstadion den VfB Stuttgart zum nächsten Kellerduell.