Berlin/Hamburg. 17-jähriger Stürmer trifft als jüngster Spieler der Hamburger Bundesliga-Geschichte. Zu Fiete, Freude, Eierkuchen fehlte nur ein Sieg.
Die erste Bestmarke hatte er in seinem ersten Einsatz aufgestellt, der zweite Rekord folgte mit dem zweiten Spiel: Jann-Fiete Arp, Rufname Fiete, hat am Sonnabend erneut Hamburger Fußball-Geschichte geschrieben. Mit seinem Anschlusstreffer bei der 1:2-Niederlage in Berlin hat sich das 17 Jahre, neun Monate und 22 Tage alte Sturmjuwel zum jüngsten Torschützen des HSV in 54 Jahren Bundesliga gekrönt. Zuvor hatte Heung-Min Son auf diesem imaginären Thron gesessen. Bereits bei seinem Kurz-Debüt gegen Werder Bremen (0:0) avancierte Arp zum ersten Spieler des 2000er Jahrgangs mit einem Erstligaeinsatz.
Die Liste der jüngsten Bundesliga-Torschützen
Diesmal durfte der A-Jugend-Spieler bereits in der 56. Minute aufs Feld – und nutzte die Gelegenheit, um nach fünf Treffern bei der gerade zu Ende gegangenen U-17-Weltmeisterschaft weiter auf sich aufmerksam zu machen. Und sein Torerfolg in der 73. Minute offenbarte die erstaunliche Frühreife des Blondschopfs: Nach einer Kopfballvorlage von Kyriakos Papadopoulos drosch Arp den Ball technisch anspruchsvoll mit seinem rechten Fuß volley gegen den Innenpfosten, von wo aus er die Linie überschritt.
In Profi-Manier fischte der Schütze das Leder anschließend umgehend aus dem Netz, um es wieder zum Anstoßpunkt zu bringen. Schließlich sollte sein Verein bei der Hertha noch den Ausgleich erzielen. Und diesen hatte später tatsächlich erneut Arp selbst auf dem Fuß. Sein Abschluss im Strafraum wurde wenige Minuten vor dem Abpfiff jedoch gerade noch zur Ecke abgefälscht (86.). Am Ende kam Arp sogar auf drei Torschüsse – so viel wie kein anderer Spieler auf dem Platz.
Die Bilder des Spiels:
HSV im Krisenduell bei der Hertha
Mitspieler loben, Gisdol bremst
"Es überrascht mich nicht, dass Fiete getroffen hat", sagte sein Trainer Markus Gisdol später, "das zeigt er auch im Training." Wer weiß, ob der Träger der Fritz-Walter-Medaille in Gold nicht noch früher zum Zuge gekommen wäre, hätte er nicht die WM-Reisestrapazen in den Knochen gehabt. "Er kam aber erst diese Woche aus Indien zurück", sagte Gisdol über Arp, der im Olympiastadion somit wie auch der junge japanische Wirbelwind Tatsuya Ito (20) erst nach einer knappen Stunde aufs Feld durfte.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Doch die Zeit reichte den beiden Youngstern, um im Hamburger Umfeld die Hoffnung auf bessere Zeiten zu schüren. "Ich habe es lange nicht gesehen, dass zwei Einwechselspieler das Spiel so verändern", sagte HSV-Kapitän Gotoku Sakai. "Fiete und Ito haben noch mal mehr Schwung gebracht", befand auch Mitspieler Dennis Diekmeier. "Diese Jungs machen Spaß, die geben Gas", sagte Gisdol, der gleichzeitig warnte: "Wir dürfen aber nicht die ganze Verantwortung auf ihre Schultern legen.“
Die nächsten Rekorde warten schon
Vor allem Arp hat mit seinem engagierten Auftritt am zehnten Spieltag jedoch nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er nicht nur als Kapitän deutscher U-Nationalmannschaften Verantwortung übernehmen kann und möchte. Rekord-Ziele gäbe es für den gebürtigen Segeberger dabei noch zur Genüge – wie wäre es zum Beispiel mit "jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte, der seinen zweiten Treffer erzielt hat"? Am besten schon am kommenden Sonnabend irgendwann ab 15.30 Uhr. Dann empfängt der HSV im Volksparkstadion den VfB Stuttgart zum nächsten Kellerduell.