Hamburg. Vor dem Nordduell in Hannover sorgt sich der HSV-Coach um die Trainingsqualität und schwärmt von Neuzugang Salihovic.

HSV-Trainer Markus Gisdol hat vor dem Bundesliga-Nordduell bei Hannover 96 am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport Player, Liveticker auf Abendblatt.de) die Verpflichtung von Sejad Salihovic verteidigt. „Wenn, dann kann uns in unserer Situation so ein Spieler weiterhelfen“, sagte Gisdol bei der Pressekonferenz am Donnerstagmittag. Er habe Salihovics Entwicklung nach dessen Abschied von der TSG Hoffenheim vor zwei Jahren immer verfolgt. Der 32 Jahre alte Bosnier sei ohne größere Verletzungen geblieben und befinde sich körperlich „auf Topniveau“.

Salihovic war zuletzt in China und der Schweiz aktiv und hatte in dieser Saison in Hoffenheim mittrainiert. Am Mittwoch hatte er beim HSV einen leistungsbezogenen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. „Ich kenne ihn als Typ, und er kennt unsere Spielweise“, sagte Gisdol, der als Hoffenheimer Trainer Salihovic von 2013 bis 2015 betreute, und nannte weitere Faktoren. Salihovic sei vielseitig einsetzbar – im linken oder im defensiven Mittelfeld, auf der Spielmacherposition, zur Not auch auf der linken Abwehrseite.

Zudem akzeptiere es Salihovic, „auch einmal in der zweiten Reihe zu stehen und die Jungen zu unterstützen“. Denn es gebe ja auch andere Spieler, die sich angesichts der vielen Ausfälle jetzt zeigen und in den Vordergrund drängen müssten. Ob es Salihovic überhaupt in den Kader für Hannover schaffe oder zunächst auf der Tribüne sitze, wollte Gisdol erst nach dem Abschlusstraining am Donnerstagnachmittag entscheiden.

Salihovics Verpflichtung sei dennoch schon jetzt ein Gewinn. „Wir mussten den Kader absichern“, sagte Gisdol. Man habe im Training angesichts der vielen Ausfälle – Nicolai Müller, Aaron Hunt, Filip Kostic, Rick van Drongelen und Bjarne Thoelke fehlen längerfristig – oft nicht einmal ein Spiel acht gegen acht hinbekommen.

HSV-Neuzugang Sejad Salihovic im ersten Interview

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    Gisdol hatte deshalb Anfang der Woche mehrere Spieler aus den Nachwuchsmannschaften zum Profi-Training hinzugebeten: Patric Pfeiffer, Törles Knöll, Tatsuya Ito und Aaron Opoku. „Es muss unser Weg sein, Spieler aus der U21 und der U19 einzubinden“, sagte Gisdol. Er sei durchaus bereit, einen der Youngster aufzustellen, wenn er den Eindruck habe, dass der Spieler so weit sei. Ein unbekümmerter Spieler könne auch positive Impulse setzen.

    Aber für Gisdol gibt es auch eine Schattenseite: „So schön es ist, die Burschen dabeizuhaben: Es kann kein Dauerzustand sein, dass wir den Kader so auffüllen müssen.“ Ob es einer der Nachwuchsspieler in den 18-Mann-Kader für Hannover schafft, ließ Gisdol offen. Derzeit seien nur 14 bis 15 Plätze fest an die Profis vergeben.

    Santos ersetzt van Drongelen

    Festgelegt hat sich der Trainer bei der Position des linken Verteidigers: Douglas Santos wird „normalerweise“ (Gisdol) den Platz des verletzten van Drongelen einnehmen. Santos hatte in den beiden Auftaktspielen nicht im Kader gestanden, weil Gisdol den Eindruck hatte, der brasilianische Olympiasieger sei mental nicht hundertprozentig bei der Sache – damals stand ein Wechsel Santos’ zur PSV Eindhoven im Raum.

    Auch bei der 0:2-Niederlage gegen Leipzig am vergangenen Freitag hatte Gisdol auf Santos verzichtet und nach van Drongelens Verletzung Kapitän Gotoku Sakai eingewechselt. Der Japaner hatte auf der für ihn ungewohnten Position allerdings nicht überzeugen können.

    Hannover reicht ein Remis, um zumindest für eine Nacht an der Ligaspitze zu stehen. Der HSV wäre bei einem Sieg vorübergehend Erster. "Wenn uns einer vor der Saison gesagt hätte, da spielen zwei Teams mit sieben und sechs Punkten gegeneinander, hätten das sicher beide unterschrieben", sagte Gisdol.