Gebürtiger Hamburger wäre gerne zum HSV gewechselt, wo man sich nicht über einen Transfer einig war. Darum platzte der Wechsel.

Hamburg. Freitagabend. Tatort HDI-Arena in Hannover. Nicht nur die Fans beider Lager fiebern dem Nordderby zwischen dem kleinen HSV gegen den großen HSV (20.30 Uhr/Eurosport Player und im störungsfreien Abendblatt-Liveticker) entgegen. Neben Matthias Ostrzolek, der mit 96 auf seinen Ex-Club trifft, ist das Duell für einen weiteren Hannoveraner ein ganz besonderes. Denn mit Martin Harnik geht ein gebürtiger Hamburger für den niedersächsischen Bundesliga-Aufsteiger auf Torejagd. Dabei hätte der österreichische Nationalstürmer zum Auftakt des 4. Spieltags auch in Weiß statt in Rot auflaufen können.

Mit Beginn seiner Karriere stand Harnik im Blickfeld des HSV. Beide Seiten nahmen über die Jahre immer wieder Kontakt miteinander auf. Zu konkreten Vertragsverhandlungen kam es aber nie. Im Sommer 2016, als Harniks Vertrag beim Erstliga-Absteiger VfB Stuttgart auslief, wäre der Angreifer dann aber doch fast beim großen HSV gelandet.

„Er ist ein guter Typ und macht einen sehr positiven Eindruck“, erinnert sich der damalige Sportchef Peter Knäbel an ein Treffen mit dem inzwischen 30-jährigen Harnik. „Da sein Vertrag auslief, war er ein sehr interessanter Spieler, mit dem wir uns beschäftigen mussten. Ich habe ihm noch ein bis zwei Jahre auf Top-Niveau zugetraut“, erzählt Knäbel, der gerade auf dem Weg ins Stadion zum Champions-League-Spiel Manchester United gegen den FC Basel (3:0) war, als das Abendblatt ihn am Dienstagabend telefonisch erreichte.

Darum platzte der Harnik-Wechsel zum HSV

Nach Abendblatt-Informationen machte sich vor allem Bruno Labbadia für einen Transfer des in der Offensive flexibel einsetzbaren Angreifers stark. Auch Knäbel gefiel der Gedanke, eine Alternative zu Stürmer Bobby Wood und Rechtsaußen Nicolai Müller zu verpflichten, doch intern war der Gegenwind zu groß für die Vorstellungen des damaligen HSV-Gespanns. Und so mussten Labbadia und Knäbel ihren Wunschspieler Harnik, der gerne nach Hamburg gewechselt wäre, ablösefrei zum Absteiger nach Hannover ziehen lassen.

Ein paar Monate später waren Labbadia und Knäbel beim HSV entlassen. Die Transfers in der Sommerperiode tätigte der damalige Club-Boss Dietmar Beiersdorfer, der Barcelonas vermeintlichen Wunderknaben Alen Halilovic (kam für 5 Millionen Euro) Harnik vorzog. Doch während der kleine Kroate sich zu einem der größten Missverständnisse der Clubgeschichte entpuppte, schoss Harnik Hannover mit 17 Toren zurück in die Erste Liga.

HSV hat jetzt Bedarf auf Harniks Position

Und wie es die Geschichte so will, hat der HSV vor dem Duell gegen Hannover personellen Bedarf auf Harniks Position auf dem rechten Flügel. Nach den Ausfällen der Offensivkräfte Filip Kostic (ausgeprägter Muskelfaserriss), Nicolai Müller (Kreuzbandriss) und Aaron Hunt (Muskelfaserriss) werden die Hanseaten nun den zuletzt vereinslosen Ex-Hoffenheimer Sejad Salihovic unter Vertrag nehmen, um für den Fall weiterer Verletzungen vorbereitet zu sein.

Ob der 32-Jährige, der zuletzt unter Ex-HSV-Trainer Joe Zinnbauer bei St. Gallen in der Schweiz kickte, der Elf von Markus Gisdol auf Anhieb weiterhelfen kann, ist allerdings fraglich. Harnik stellte dagegen nach einem Jahr im Fußball-Unterhaus bereits zu Saisonbeginn unter Beweis, dass er noch das Niveau für die Bundesliga hat. Mit jeweils zwei Toren im DFB-Pokal und in der Liga hat der Angreifer maßgeblichen Anteil am Höhenflug des Aufsteigers, der mit einem Sieg am Freitag sogar die Tabellenführung übernehmen kann. „Er hat es sich verdient, wieder Bundesliga zu spielen und so häufig zu treffen“, sagt Knäbel.

Für das Nordderby hat Harnik, dessen Familie in Hamburg lebt, viele Tickets für Freunde und Verwandte besorgt. Zwölfmal traf der Torjäger in seiner Karriere auf den HSV und ging dabei siebenmal als Sieger vom Platz. Am Freitag will er seine Bilanz von acht Torbeteiligungen gegen die Hamburger ausbauen – und den HSV damit nachträglich für die verpasste Chance ärgern.