Hamburg . Unter Gisdol spielt der Topverdiener praktisch keine Rolle mehr. Dennoch zieht Lasogga voll mit und demonstriert gute Laune.
Dienstag war Medientag. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) war in Mannschaftsstärke im Volkspark angerückt: Kameramänner, Fotografen, Mikrofonhalter, Kabelträger. Einspielfilmchen waren zu drehen, Fotos zu schießen. In zahlreichen Sprachen dieser Welt mussten die HSV-Spieler stundenlang Sprüchlein aufsagen und kleine Szenen spielen, für Porträts abwechselnd ernst oder fröhlich gucken. Pierre-Michel Lasogga machte alles klaglos mit. Natürlich.
Nach dem Training am Vormittag stand der 25-Jährige auch wieder für Selfies bereit, schrieb seinen Namen auf Zettel und Trikots der Fans. Lasogga erledigt all diese Aufgaben, die zum Leben eines Berufsfußballers dazu gehören, mit großer Professionalität. Kein Murren, kein Motzen, kein Mosern. Auch nicht auf dem Platz beim Training. Dabei wäre eine demonstrative Unlust durchaus nachvollziehbar – denn auch vor der neuen Saison spielt der Mann, der einst den Verein vor dem Abstieg rettete, offensichtlich keine wesentliche Rolle in den Planungen von Trainer Markus Gisdol.
Schipplock und Arp laufen den Rang ab
Zwei Beobachtungen: Im Training am Montag ließ Gisdol Angriffe mit direkten Pässen und zwei Stürmern üben. Bobby Wood und Luca Waldschmidt bildeten den einen Sturm, Sven Schipplock und Jan-Fiete Arp den anderen. Lasogga kickte im linken Mittelfeld. Dienstag ein ähnliches Bild. Im Trainingsspiel war der kräftige Angreifer zunächst der Wechselspieler im Mittelfeld und dann rechter Außenspieler. Seine angestammte Position ist beides nun wirklich nicht. Aber er haute sich rein, wie eigentlich immer. „Stark Lasso“, lobte Freund Lewis Holtby nach einem gelungenen Pass.
Bis 2019 läuft der Vertrag von Lasogga, und es ist kein Geheimnis, dass der gebürtige Gladbecker zu den Spielern gehört, von denen sich der HSV am liebsten trennen will. 3,5 Millionen Euro Jahresgehalt haben er und seine Beratermutter Kerstin 2014 ausgehandelt, nachdem Lasogga mit seinen Toren den Club vor dem ersten Abstieg gerettet hatte. Damals war er ein Held, heute gilt er vielen als Paradebeispiel eines überbezahlten Profis und zieht entsprechende Hass-Kommentare auf sich.
Todt: "Charakterlich ein Top-Junge"
539 Minuten nur hat die Nummer 10 in der vergangenen Saison in 20 Bundesligaspielen auf dem Platz gestanden, dabei nur zweimal über die volle Distanz. Er schoss nur ein Tor – das 1:1 auf Schalke am vorletzten Spieltag war allerdings entscheidend für den Klassenerhalt. „Gekämpft bis zum Schluss“, postete er nach dem Spiel bei Facebook, mit Ball- und Herzchensymbol.
„Unser Sportchef Jens Todt hat die entsprechenden Spieler darüber informiert, dass es für sie schwer wird“, berichtete Vorstandschef Heribert Bruchhagen schon vor Wochen. Lasogga aber veröffentlichte zum Trainingsstart am 9. Juli ein Foto von sich in Aktion, wieder mit Fußball und Herzchen: „Es geht wieder los.“ Demonstrative Vorfreude. „Charakterlich ist er ein Top-Junge, er trainiert vorbildlich und ist gut in die Mannschaft integriert“, lobte Todt.
Der Sommerfahrplan des HSV
Lasogga wird erstmals Vater
So urlaubte er gemeinsam mit Holtby in Saint Tropez, zeigte ein Handyvideo vom Formel-1-Rennen in Monaco und ein Ferienselfie mit Freundin Salina Vanessa, Lasogga weiß die guten Momente im Leben zu schätzen. Er ist der, der immer lacht – jedenfalls für die Öffentlichkeit. Er ist gerne in Hamburg, und im Herbst wird er erstmals Vater. Das Leben hat auch schöne Seiten.
Konkrete Angebote anderer Vereine gab es nicht, nur Gerüchte: Hannover, England. Vielleicht könnte er da öfter spielen, sicher ist das nicht. Sicher ist nur, dass er anderswo nicht mehr so viel Geld verdienen wird wie beim HSV. „Erstes Testspiel, erster Sieg“, postete er nach seinen zwei Toren am vergangenen Wochenende in Buchholz. Und dazu, na klar, wieder ein Herzchen.