Hamburg. Profis fahren mit der Limo auf die Reeperbahn. Fans stürmen den Rasen und bauen das Tor ab. Lasogga von Ordnern abgeführt.

All die Anspannung, all der Druck und all die aufgestauten Emotionen mussten am Ende einfach raus. Nach der Achterbahnfahrt mit glücklichem Ende weinten selbst gestandene Profis wie Kapitän Gotoku Sakai vor Glück. Der HSV bleibt durch den 2:1-Erfolg im Abstiegs-Showdown gegen den VfL Wolfsburg erstklassig – und das ließ an der Elbe alle Dämme brechen.

„Niemals 2. Liga“, skandierte auf den Rängen und auf dem Rasen die euphorisierte Menge, die von Lewis Holtby dirigiert wurde. Der HSV-Profi stand dabei barfuß und mit freiem Oberkörper auf der Reservebank. Auch die anderen Spielerkollegen liefen mit Bierflaschen bewaffnet zurück in die Arena zur wilden Feier mit dem eigenen Anhang, wo sich die Fans längst ein Stück des Rasens oder des Tornetzes gesichert hatten. Sogar die Torpfosten wurden "entführt" und wenig später in einer Hamburger S-Bahn abtranportiert. Der Verein selbst nahm es angesichts der Rettung mit Humor.

Für einen der HSV-Profis wurde die Feier jedoch kurzzeitig unangenehm. Beim unbändigen Jubel auf dem Rasen überwältigten mehrere Stadionordner Mittelstürmer Pierre-Michel Lasogga unsanft. Der verletzte und damit nicht spielfähige Lasogga war der einzige aus dem HSV-Team in Zivil. In Jeans, Pullover und Basecap sah der 25-Jährige aus wie einige Fans, die zuvor über die Absperrung gesprungen waren. Mit auf den Rücken gedrehten Arm führten ihn die Sicherheitsleute ab. Erst ein hinzueilender Ordner klärte seine eifrigen Kollegen auf, wen sie denn da in der Mangel haben. Daraufhin ließ man den Profi wieder laufen.

Von diesem Zwischenfall ließen sich die Spieler jedoch nicht beirren, die ihr Glück kaum fassen konnten. "Unglaublich", war auch das Wort, das Trainer Markus Gisdol wenig später auf der Pressekonferenz immer wieder bemühte. "Ich bin ausgepresst wie eine Zitrone. Schlafen will ich heute trotzdem nicht", so Gisdol, der sich anschließend mit der Mannschaft ins Hamburger Nachtleben verabschiedete.

Der HSV in der Einzelkritik

Zunächst feierten die Spieler getrennt voneinander und gemeinsam mit ihren Liebsten. So entspannte der Held des Tages, Luca Waldschmidt, der den HSV mit seinem Treffer vor der dritten Relegation nach 2014 und 2015 bewahrte, in einem Lokal im Portugiesenviertel, während seine Spielerkollegen Matthias Ostrzolek und Lewis Holtby nur wenige Meter entfernt im Restaurant "Clouds" an der Reeperbahn den Blick auf Hamburg genossen. Markus Gisdol sorgte gemeinsam mit HSV-Chef Heribert Bruchhagen und seinem Trainerteam zu diesem Zeitpunkt bereits in der Rockkneipe "Zwick" am Mittelweg für ordentlich Stimmung, wie auch das Foto einer Instagram-Userin belegt.

Ab 23.30 Uhr trafen sich Betreuer, Mannschaft und Mitarbeiter des Vereins schließlich zur gemeinsamen Abschlussfeier im neuen Lifestyle-Club "Gaga" am Spielbudenplatz auf St. Pauli. Der Club gehört mit seinem tunnelartigen Dancefloor und den beiden eindrucksvollen Clubbars zu den neuen Hotspots auf dem Kiez. Michael Gregoritsch, Christian Mathenia und einige weitere Spieler fuhren sogar mit einer eigens gemieteten Stretchlimousine vor, bevor es im Panorama-Fahrstuhl nach oben in den Club ging. Ebenfalls auf der Party mit den HSV-Profis: Kiez-Größe Kalle Schwensen und "Scooter"-Frontmann H.P. Baxter. "Der Klassenerhalt des HSV wird gebührend gefeiert", so Schwensen auf seiner Facebookseite.