Adler schürt Hoffnung auf ein Comeback. Profis verhelfen Augsburg zu Rekord. Neuer Leitwolf für die Zwote. Kultsong für “Schippo“.

Jansen erklärt HSV-Grundproblem

Nach dem Debakel in Augsburg nimmt der HSV mal wieder Kurs auf die Relegation. Einer, der schon zweimal mit den Hamburgern über den Umweg Relegation die Klasse hielt, ist Marcell Jansen. In der Fußball-Talksendung "Sky90" analysierte der frühere Linksverteidiger, warum der HSV trotz seiner Möglichkeiten Jahr für Jahr gegen den Abstieg spielt. "Das Grundproblem ist, dass man beim HSV immer nur auf die Ist-Situation reagiert. Es fehlt die Grundvision, was beim HSV entwickelt werden soll."

Jansen monierte auch die vielen Personalwechsel in der Vergangenheit. "Für eine Vision muss man es schaffen, einmal Ruhe reinzubekommen und braucht Personen, die hierfür die Planung übernehmen. Ich hatte in meinen sieben HSV-Jahren 14 Trainer. Dadurch fehlen natürlich die Automatismen."

René Adler läuft wieder

Auch, wenn dem zweiten Ersatzmann Tom Mickel gegen Augsburg von allen Seiten ein gutes Spiel bescheinigt wurde, wird beim HSV die Rückkehr René Adlers herbeigesehnt.

Am Montag gab es ein erstes Indiz dafür, denn Adler absolvierte nach seinem Rippenbruch ein erstes Lauftraining. Der Stammtorhüter hatte sich bei der 0:3-Niederlage am 27. Spieltag in Dortmund verletzt.

Rekordsieg für Augsburg

Bitterer Nebenaspekt der Pleite beim FC Augsburg: Das 4:0 gegen den HSV war der bislang höchste Heimsieg für die Schwaben in der Bundesliga. Der bis dato höchste Erfolg des FCA vor eigenem Publikum (4:1 gegen Eintracht Braunschweig) datierte vom 14. Dezember 2013.

Die Bilder des Spiels:

Augsburg gegen den HSV – die Bilder des Spiels

Aaron Hunt am Boden. Der HSV steckt wieder ganz tief drin im Abstiegskampf
Aaron Hunt am Boden. Der HSV steckt wieder ganz tief drin im Abstiegskampf © dpa | Stefan Puchner
Ein Bild mit Symbolkraft: Lewis Holtby (l.) am Boden, Augsburgs Jonathan Schmid eilt davon
Ein Bild mit Symbolkraft: Lewis Holtby (l.) am Boden, Augsburgs Jonathan Schmid eilt davon © imago/Eibner | Langer / Eibner-Pressefoto
HSV-Torwart Tom Mickel kann das Führungstor von Halil Altintop (r.) nicht verhindern
HSV-Torwart Tom Mickel kann das Führungstor von Halil Altintop (r.) nicht verhindern © imago/Eibner | Langer / Eibner-Pressefoto
Halil Altintop kann später noch über das 2:0 jubeln ...
Halil Altintop kann später noch über das 2:0 jubeln ... © imago/Eibner | Langer / Eibner-Pressefoto
... und sich von den Teamkollegen feiern lassen
... und sich von den Teamkollegen feiern lassen © imago/ActionPictures | Peter Schatz
Diesmal musste Altintop (r.) nach starker Vorarbeit den Ball allerdings nur noch über die Linie drücken, Matthias Ostrzolek (l.) hat das Nachsehen
Diesmal musste Altintop (r.) nach starker Vorarbeit den Ball allerdings nur noch über die Linie drücken, Matthias Ostrzolek (l.) hat das Nachsehen © imago/Eibner | Langer / Eibner-Pressefoto
Mergim Mavraj bekam Halil Altintop kaum in den Griff
Mergim Mavraj bekam Halil Altintop kaum in den Griff © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Tom Mickel war nach den Ausfällen von René Adler und Christian Mathenia nur dritte Wahl im HSV-Tor, konnte aber sogar Schlimmeres verhindern
Tom Mickel war nach den Ausfällen von René Adler und Christian Mathenia nur dritte Wahl im HSV-Tor, konnte aber sogar Schlimmeres verhindern © WITTERS | SebastianWidmann
HSV-Kapitän Gotoku Sakai (r.) verliert gegen Dominik Kohr den Ball und hat Glück, dass daraus nicht schon das 0:1 wird
HSV-Kapitän Gotoku Sakai (r.) verliert gegen Dominik Kohr den Ball und hat Glück, dass daraus nicht schon das 0:1 wird © imago/ActionPictures | Peter Schatz
Hamburgs Stürmer Bobby Wood (r.) kam an Daniel Baier kaum einmal vorbei
Hamburgs Stürmer Bobby Wood (r.) kam an Daniel Baier kaum einmal vorbei © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Augsburgs Torschützen Halil Altintop weiß sich Wood (2. v. l.) in dieser Szene vom Leib zu halten
Augsburgs Torschützen Halil Altintop weiß sich Wood (2. v. l.) in dieser Szene vom Leib zu halten © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Trotz aller Anspannung im Abstiegskampf: HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) und Augsburgs Manager Stefan Reuter hatten füreinander noch ein Lächeln übrig
Trotz aller Anspannung im Abstiegskampf: HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) und Augsburgs Manager Stefan Reuter hatten füreinander noch ein Lächeln übrig © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Manuel Baum war in Augsburg zuletzt nicht mehr unumstritten
Manuel Baum war in Augsburg zuletzt nicht mehr unumstritten © WITTERS | SebastianWidmann
Prominenter Besucher: Johannes Rydzek, Weltmeister in der nordischen Kombination, ist großer FCA-Fan
Prominenter Besucher: Johannes Rydzek, Weltmeister in der nordischen Kombination, ist großer FCA-Fan © dpa | Stefan Puchner
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Beiersdorfer-Double beim kleinen HSV

Nanu, das ist doch... Dietmar Beiersdorfer!? Oder doch nicht? Der ehemalige Hamburger Vorstandboss, Ende 2016 von seinen Aufgaben entbunden, hatte sich nach Angaben einer Agentur wieder beim HSV blicken lassen. Allerdings beim "kleinen Bruder" des Dinos, denn der Beiersdorfer-Lookalike sah sich am Sonntag das Zweitligaspiel des Hannoverschen SV 96 gegen Fortuna Düsseldorf an (1:0).

Beiersdorfers Doppelgänger im Stadion von Hannover
Beiersdorfers Doppelgänger im Stadion von Hannover © Imago/Nordphoto

Am Montag war schließlich klar: Bei dem Tribünengast handelte es sich lediglich um einen gut getarnten Doppelgänger Beiersdorfers – dem Abendblatt sagte der 53-Jährige, nicht beim Spiel in Hannover gewesen zu sein.

Weshalb sollte er auch im Stadion am Maschsee Platz genommen haben? Dass Beiersdorfer, der sich dieser Tage ein kleines Verbal-Scharmützel mit seinem ehemaligen Hamburger Mitarbeiter Bruno Labbadia erlaubte, für den HSV den möglichen Relegationsgegner ausspionieren wollte, durfte jedenfalls ohnehin als eher unwahrscheinlich angenommen werden...

Todt fühlt sich mitschuldig an KSC-Abstieg

Zwei Abstiege innerhalb einer Saison? HSV-Sportchef Jens Todt
Zwei Abstiege innerhalb einer Saison? HSV-Sportchef Jens Todt © Imago/Sven Simon

Jens Todt hat seine Mitverantwortung am Abstieg des KSC aus der Zweiten Liga eingestanden. "Wenn man maßgeblich an der Mannschaft mitgearbeitet hat, dann hat man auch einen Anteil. Das ist vollkommen klar", sagte der frühere Sportchef der Badener am Sonntagabend in der Talkrunde "Sky90".

Rund um den Verein wird Todt die Hauptschuld am Abstieg gegeben. Zuletzt war der 47-Jährige deshalb auch von KSC-Präsident Ingo Wellenreuther öffentlich hart angegangen worden.

"Jens Todt hätte besser recherchieren und uns besser informieren müssen“, sagte der CDU-Politiker in einem Interview mit den "Badischen Neuesten Nachrichten" mit Blick auf Todts Transerfbilanz.

"Natürlich geht mir das nahe", sagte Todt nun über den Absturz seines ehemaligen Arbeitgebers. "Wir haben uns im November getrennt. Ich nehme wahr, was da passiert. Aber ich habe mich auch entschieden, das nicht zu kommentieren.“

KSC-Präsident kritisiert Todts Kaderplanung:

Gisdol und Todt setzen auf Erfahrung

Nach dem desaströsen Auftritt von Augsburg setzt der HSV für eine Trendwende auf die Erfahrung aus seiner bisherigen Pleitensaison. "Wir haben schon ganz andere Nackenschläge wegstecken können“, sagte Trainer Markus Gisdol nach der zweithöchsten Saisonniederlage.

An die Relegation will der HSV aber noch nicht denken. Vielmehr setzten die Norddeutschen auf ihr Talent, aus Schreckensmomenten die richtigen Schlüsse ziehen zu können. "Ich weiß, dass unsere Mannschaft gute Nehmerqualitäten hat, um dann wieder da zu sein, wenn es darum geht“, sagte Gisdol.

In dieser Saison war dem HSV nach einem 0:8 bei Bayern ein 1:0-Sieg gegen Hertha gelungen, einem 2:5 daheim gegen Dortmund folgte ein 2:2 in Hoffenheim. Nun geht es gegen Mainz.

Einzelkritik: Mickel verhindert ein zweites 0:8, Hunt wirkt urlaubsreif

„Wir können zu Hause eine Macht sein“, sagte Coach Gisdol. „Nächsten Sonntag brennt bei uns das Stadion, das ist hundertprozentig sicher. Wir haben noch zwei Heimspiele, in denen wir alles selber regeln können. Das wissen wir, und deswegen werden wir sicher nicht den Fehler machen und den Kopf in den Sand stecken.“

Auch Sportchef Jens Todt wollte bei aller Kritik nach dem „rabenschwarzen Tag“ kämpferisch nach vorne blicken. „Ich verliere nicht meinen Optimismus. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gute Chancen haben, die Klasse zu halten“, sagte er.

Die beiden Heimspiele bestreiten die Hanseaten brisanterweise gegen Mainz und Wolfsburg und damit gegen jene Teams, die in der Tabelle drei Spieltage vor Schluss punktgleich vor dem HSV rangieren.

Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

1. FSV Mainz (13./44:53/37)

Köln (A)

FC Augsburg (14./35:51/37)

Hoffenheim (A)

VfL Wolfsburg (15./33:50/37)

HSV (A)

HSV (16./31:60/35)

Wolfsburg (H)

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HSV II verhilft Meppen zum Titel

Die Zwote hat dem SV Meppen zur vorzeitigen Meister in der Regionalliga Nord verholfen. Am 31. Spieltag verlor die Mannschaft von Noch-Trainer Dirk Kunert im Emsland mit 1:4 (0:2). Den Ehrentreffer für die U21, die ohne den zu den Profis abbestellten Bakery Jatta auskommen musste, erzielte Tatsuya Ito zum Endstand (60.).

Drei Runden vor Schluss ist der HSV II damit vom dritten auf den fünften Platz zurückgefallen. Für Meppen wiederum stehen nun noch zwei Relegationsspiele (28. und 31. Mai) gegen Waldhof Mannheim oder die SV Elversberg zum Aufstieg in die Dritte Liga an.

Giese wird Leitwolf für die Zwote

Henrik Giese bestritt bislang 153 Regionalligaspiele
Henrik Giese bestritt bislang 153 Regionalligaspiele © Imago/Eibner

Am Sonntag gab der HSV dann die Verpflichtung eines neuen Leitwolfs für den Nachwuchs bekannt. Vom Süd-Regionalligisten Hessen Kassel stößt Henrik Giese zur Zwoten. Dort soll der 28 Jahre alte Innenverteidiger vor allem die jungen Spieler führen. In Kassel bestritt der gebürtige Kieler Giese in dieser Saison 31 Spiele (zwei Tore). In Hamburg erhält Giese einen Vertrag bis Juni 2019.

Sven Schipplock wird zu Will Grigg

Ein Bundesliga-Stürmer, der mehr als zwei Jahre das Tor nicht trifft: Das ist wie ein Koch, der ein Pfeffersteak ohne Pfeffer brät. „Oder wie ein Autor, dessen Texte nicht gedruckt werden“, sagte selbst Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch.

Schipplock beim Bad in der Darmstädter Fanmenge
Schipplock beim Bad in der Darmstädter Fanmenge © Imago/Jan Hübner

Auf den vom HSV an Darmstadt 98 ausgeliehenen Sven Schipplock traf das genau zwei Jahre und vier Tage lang zu: Der 28 Jahre alte Angreifer schoss zuletzt am 25. April 2015 für Hoffenheim 1899 ein Tor – und danach erst wieder an diesem Sonnabend beim 3:0 (2:0)-Sieg gegen den SC Freiburg. „Das hat an meinem Ego gekratzt, das ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen“, räumte er ein. „Das war heute nicht nur ein Stein, der sich da gelöst hat, sondern ein ganzer Felsen.“

Mindestens so sehr wie das Tor selbst dürfte es Schipplock aber bewegt haben, wie er danach von den Fans und den Mitspielern gefeiert wurde. Das sagte viel über den Stellenwert des gebürtigen Schwaben und den Teamgeist beim Tabellenletzten aus.

Jeder Kollege lief nach dem Treffer auf ihn zu. Die Anhänger sangen dazu „Schipplock's on fire“ – ein Fan-Hit der EM 2016, der eigentlich dem Nordiren Will Grigg gewidmet ist. „Ich freue mich sehr für ihn“, sagte Trainer Torsten Frings. „Er ist ein Spieler, der vorne ackert wie ein Pferd, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt.“

Sanogo geht nach Indonesien

2009 spielte Sanogo für Hoffenheim noch einmal gegen den HSV
2009 spielte Sanogo für Hoffenheim noch einmal gegen den HSV © Imago/Oliver Hardt

Für einen anderen ehemaligen HSV-Stürmer wird es exotisch: Boubacar Sanogo wechselt nach Indonesien. Der zuletzt vereinslose Ivorer schließt sich Madura United an, wie der indonesische Club am Montag via Twitter mitteilte. Für den HSV erzielte Sanogo in der Saison 2006/07 in 31 Bundesligaeinsätzen vier Treffer. Erfolgreicher war er bei seinen Stationen in Kaiserslautern und Bremen, wo ihm in je einer Spielzeit jeweils zehn Tore gelangen.