Hamburg. Abgesetzter Kapitän sieht offenbar keine Zukunft für sich in Hamburg. Wettstein “bestürzt“ über Tod von Timo Kraus.

Jung feiert gelungenes Debüt

Die deutsche U-21-Nationalmannschaft ist mit einem überzeugenden Sieg gegen England ins EM-Jahr gestartet. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz feierte beim verdienten 1:0 (1:0) in Wiesbaden den neunten Heimerfolg in Serie und unterstrich im vorletzten Härtetest vor der Endrunde in Polen seine Titelambitionen. HSV-Profi Gideon Jung kam bei seinem Debüt über 90 Minuten in der Abwehr zum Einsatz und empfahl sich für weitere Aufgaben.

Michael Gregoritsch schmorte hingegen bei Österreichs 2:0-Sieg in der WM-Qualifikation gegen Moldawien 90 Minuten auf der Bank. Filip Kostic wurde bei Serbiens 3:1-Erfolg in Georgien nach 81 Minuten ausgewechselt.

Djourou klagt über Gisdol

Johan Djourou hat auch mit mehr als vier Monaten Abstand kein Verständnis für seine Absetzung als Kapitän des HSV durch Markus Gisdol. "Wenn ein Trainer denkt, ein Wechsel sei aus bestimmten Gründen nötig, dann habe ich Verständnis dafür. Kein Verständnis habe ich, wenn es um Dinge geht, die jemand – also in diesem Fall ich – gemacht haben soll", sagte der Schweizer in einem Interview mit der "Aargauer Zeitung". Grund für seine Degradierung sei demnach gewesen, dass ihm eine Aussage nach der 2:5-Heimniederlage gegen Dortmund als Kritik am Trainer ausgelegt wurde. Djourou: "Wir sahen nicht gut aus, danach fragten die Medien: Was war das für eine Entscheidung des Trainers? Ich sagte: 'Wir haben die Dreierkette nur zwei Tage trainiert, also fehlen die Automatismen. Aber wir sind groß genug und alle Profis, dass wir das umsetzen können sollten.'"

Johan Djourou (r.) wurde von Markus Gisdol im November als Kapitän abgesetzt
Johan Djourou (r.) wurde von Markus Gisdol im November als Kapitän abgesetzt © picture alliance / nordphoto | Fabisch

Sein Eindruck sei, dass Gisdol die Entscheidung auch benutzt habe, um von anderen Problemen abzulenken: "Es war in einer Zeit, in der die Debatten begannen, ob der Trainer wegmuss", sagte Djourou. "Es machte den Eindruck, dass der Trainer das Problem an einen anderen Ort zu verschieben versuchte. Damit die Leute über ein Thema zu reden hatten – also den Captain-Wechsel." Das Team habe ihn als Kapitän gewählt.

Unzufrieden ist Djourou auch darüber, dass er von Gisdol zuletzt nicht mehr berücksichtigt wurde. Er habe den HSV im Januar verlassen wollen, nachdem zwei neue Innenverteidiger verpflichtet wurden. "Ich hatte Angebote. Sie sagten dann aber: 'Nein, wir brauchen dich. Du bist so wichtig!' Und dann spiele ich trotzdem nicht." Es habe konkrete Angebote unter anderem vom Londoner Premier-League-Club Crystal Palace sowie aus der Türkei gegeben. Djourous Vertrag läuft am Saisonende aus.

Gisdol will Familie zusammenführen

Nach seiner Vertragsverlängerung will Markus Gisdol seine Familie im Sommer nach Hamburg holen. Das kündigte der Trainer an. Bislang war der Schwabe zwischen seinem Heimatort Bad Überkingen, wo seine Frau Sylvia und die beiden Kinder leben, und der Hansestadt gependelt.

Gisdol (47) hatte am Mittwoch seinen Vertrag mit dem HSV bis 2019 verlängert. Unter ihm hatte der Club in den letzten 15 Spielen 25 Punkte geholt.

Kein öffentliches Training

Beim HSV wird am Freitag im Verborgenen gearbeitet: Die Spieler absolvieren ein individuelles Programm im Kraftraum. Das Wochenende ist dann frei, bevor am Montag die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln am 1. April (15.30 Uhr, Volksparkstadion) beginnt.

Hunt droht auszufallen

Der HSV muss gegen Köln wohl auf Aaron Hunt verzichten. Der Mittelfeldspieler hat sich beim 0:0 in Frankfurt am vergangenen Sonnabend das Schienbeinköpfchen angebrochen und dürfte laut Trainer Markus Gisdol zwei bis drei Wochen ausfallen.

HSV spricht Kraus' Familie Mitgefühl aus

Gewissheit im Fall Timo Kraus: Der in der Hamburger Elbe entdeckte Tote ist der vermisste HSV-Manager. Das bestätigte eine Untersuchung des Gebisses in der Rechtsmedizin. „Er ist jetzt identifiziert“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag und bestätigte damit einen Abendblatt-Bericht. Die Todesursache sei aber bislang nicht geklärt. „Diese Untersuchung dauert noch an.“

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Trauer um Timo Kraus in Hamburg

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    Den HSV erreichte die Bestätigung am Freitagmorgen. Der Club setzte seine Flaggen an der Arena auf halbmast und drückte der Familie seines toten Merchandising-Chefs sein Mitgefühl aus. "Wir sind zutiefst bestürzt. Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gelten Timos Familie, der wir weiterhin zur Seite stehen werden", sagt HSV-Vorstand Frank Wettstein.

    Auch die Fanorganisation HSV Supporters Club kondolierte: "Unsere Gedanken sind in dieser Zeit bei seiner Familie, allen Angehörigen und Freunden. Ruhe in Frieden, Timo!"

    Corinna Kraus bittet um Ruhe

    Kraus' Witwe Corinna dankte allen Behörden, Medien und Privatpersonen, die sich an der öffentlichen Suche ihres verstorbenen Ehemanns beteiligt hatten, bat aber auch darum, nun die Privatsphäre der Familie zu respektieren: "Wir brauchen jetzt unsere Ruhe, das gilt insbesondere für unsere beiden Söhne", heißt es in einer Erklärung, die der HSV verbreitete. Es gebe keine passenden Worte, um dem Schmerz Ausdruck zu verleihen, den die Familie empfinde. "Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Timo hinterlässt eine riesige Lücke in unserem Leben, und ich weiß noch nicht, wie es ohne ihn weitergehen soll. Wir werden weiterhin Zeit brauchen, um diese entsetzliche Geschichte zu verarbeiten. Dabei werden uns wie bisher unsere Familie, unsere Freunde und auch der HSV helfen."

    Ein Kapitän hatte Kraus' Leiche am Donnerstag entdeckt. Rettungskräfte zogen den Toten aus dem Wasser. Kraus hatte Anfang Januar abends mit Kollegen und Freunden in einem Lokal an den Hamburger Landungsbrücken gefeiert. Der 44-jährige Familienvater wollte dann mit einem Taxi in seinen Heimatort Buchholz in der Nordheide fahren. Dort kam er aber nie an. Viele Fragen sind noch offen.

    Wasserleiche im Bereich der "Cap San Diego" gefunden