Hamburg. Corinna Kraus reagiert auf die Todesnachricht mit einem Appell. Obduktionsergebnis liegt jetzt vor. HSV zeigt sich tief betroffen.

Traurige Gewissheit im Fall Timo Kraus: Der in der Hamburger Elbe entdeckte Tote ist der vermisste HSV-Manager. Das bestätigte nun eine Untersuchung des Gebisses in der Rechtsmedizin. Er sei jetzt eindeutig identifiziert, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth zu einem entsprechenden Abendblatt-Bericht.

Auch die Todesursache sei nach nahezu geklärt. Die Obduktion des Leichnams bestätigte den Verdacht, dass Timo Kraus durch einen Unfall ums Leben kam. „Es gibt Anzeichen darauf, dass Timo Kraus ertrunken ist. Hinweise auf Fremdeinwirkung liegen nicht vor“, sagte ein Polizeisprecher. Der Todeszeitpunkt wurde noch nicht genau ermittelt. Über den Kurzmitteilungsdienst Twitter schrieb die Polizei: „Unser Beileid gilt seinen Angehörigen.“

Der HSV reagierte mit Betroffenheit auf den Tod des 44-Jährigen. "Wir sind zutiefst bestürzt. Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gelten Timos Familie, der wir weiterhin zur Seite stehen werden“, wurde HSV-Vorstandsmitglied Frank Wettstein am Freitag auf der Internetseite des Vereins zitiert.

Kraus' Ehefrau wendet sich an Öffentlichkeit

Auch Timo Kraus' hinterbliebene Ehefrau ließ über den Verein eine Reaktion auf den Leichenfund verbreiten. "Es gibt keine passenden Worte für den Schmerz, den wir empfinden. Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet", sagte Corinna Kraus laut Mitteilung. "Timo hinterlässt eine riesige Lücke in unserem Leben, und ich weiß noch nicht, wie es ohne ihn weitergehen soll."

Neben seiner Frau hinterlässt Timo Kraus auch zwei Söhne. Mit der offiziellen Feststellung des Todes hat die Familie nun Anspruch auf finanzielle Hilfe, etwa aus einer Lebensversicherung. "Wir werden weiterhin Zeit brauchen, um diese entsetzliche Geschichte zu verarbeiten. Dabei werden uns wie bisher unsere Familie, unsere Freunde und auch der HSV helfen", sagte Corinna Kraus.

"Ich möchte den Behörden, der Öffentlichkeit und den Medien danken, dass sie uns bei der Suche nach Timo so tatkräftig unterstützt haben." Nun bitte sie um den Schutz der Privatsphäre, um mit der Trauerarbeit im Kreise der engsten Vertrauten beginnen zu können: "Wir brauchen jetzt unsere Ruhe, das gilt insbesondere für unsere beiden Söhne."

Fährkapitän entdeckte die Leiche

Der Kapitän einer Hafenfähre hatte die Leiche am Donnerstag vor der "Cap San Diego“ entdeckt, Rettungskräfte zogen den Toten aus dem Wasser. Schon kurz darauf gab es nur noch wenig Zweifel, dass es sich bei dem Toten um Kraus handelt. Bei dem Leichnam wurde der Personalausweis des Merchandising-Chefs gefunden, auch die Kleidung stimmte laut Polizei mit der Beschreibung überein. Später konnte Timo Kraus anhand seines Zahnschemas identifiziert werden.

Viele Fragen bleiben offen

Kraus hatte Anfang Januar abends mit Kollegen und Freunden in einem Lokal an den Hamburger Landungsbrücken gefeiert. Der 44 Jahre alte Familienvater wollte dann mit einem Taxi in seinen Heimatort Buchholz in der Nordheide fahren. Dort kam er aber nie an, sondern kehrte zu den Landungsbrücken zurück. Auch ein Aufruf in der ZDF-Fernsehsendung "Akzenzeichen XY...ungelöst" Anfang Februar brachte die Ermittler seinerzeit nicht entscheidend voran.

Und auch nach dem Leichenfund bleiben viele Fragen offen. „Die Ermittlungen sind natürlich mitnichten abgeschlossen“, erklärte Abbenseth. Trotz der enormen Ermittlungsarbeit haben die Beamten noch immer kein stimmiges Bild von den Geschehnissen in der Nacht, als Timo Kraus verschwand.

Zeugen sahen, wie Timo Kraus vor Mitternacht an den Landungsbrücken in eines der wenigen Taxis stieg, die bei der Eisesglätte noch fuhren. Am Steuer der Mercedes B-Klasse soll ein Afrikaner gesessen haben. Die Beamten kontaktierten systematisch alle Taxiunternehmen und alle eingetragenen Halter einer B-Klasse. Ergebnislos.

Ist der Taxifahrer illegal in Hamburg?

In Polizeikreisen wird davon ausgegangen, dass der dunkelhäutige Fahrer keine Lizenz oder Aufenthaltserlaubnis hat und sich deshalb nicht bei der Polizei melden will. „Wir glauben, dass der Betroffene durch die große öffentliche Aufmerksamkeit definitiv von der Suche erfahren hat. Möglicherweise haben wir auch mit dem Richtigen schon gesprochen“, sagte ein Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Harburg.

Auch in den WhatsApp-Gruppen der Taxifahrer zirkulierten beide veröffentlichten Bilder des Vermissten – ohne jede Rückmeldung. Ein emotionaler Appell der Polizei an den Fahrer, sich zu melden, verhallte ebenfalls.

Warum ging Kraus zurück zum Schiffsanleger?

Ohne den wichtigsten Zeugen bleibt die zentrale Frage ungeklärt. Warum kam Timo Kraus nicht am Haus seiner Familie im südlichen Umland an, nachdem er ins Taxi gestiegen war? Die Polizei vermutete, dass die Fahrt nur etwa einen Kilometer weit in Richtung Osten führte, endgültig gesichert ist dies nicht. Möglich ist, dass der Taxifahrer Timo Kraus nicht weiter befördern wollte, der zum Zeitpunkt seines Verschwindens alkoholisiert war.

Der 44-Jährige könnte jedoch auch auf eigenen Wunsch ausgestiegen sein und aus unbekanntem Grund entschieden haben, zurück in Richtung des Block Bräu zu gehen. Dabei trug er laut einem Zeugen seine Jacke jedoch nicht mehr bei sich, sondern nur einen Pullover mit dem Emblem des HSV am Oberkörper.