München/Hamburg. Stammplatz Relegation: Nach dem historischen 0:8 bei Bayern ist HSV-Trainer Gisdol gefordert. Am Mittwoch kommt Gladbach im Pokal.

Die "Dusel-Bayern" können auch anders: Angeführt vom überragenden Dreifach-Torschützen Robert Lewandowski hat Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München seinem Lieblingsgegner Hamburger SV die fast schon obligatorische Packung verpasst. Der deutsche Rekordmeister demütigte den ehemaligen Rivalen nach einer eindrucksvollen Demonstration der Stärke mit 8:0 (3:0).

Die Hanseaten agierten wieder einmal desolat in der Allianz Arena. Der HSV verlor in der Bundesliga-Geschichte nur einmal zuvor mit acht Treffern Differenz: Ebenfalls in München, ebenfalls im Februar, allerdings vor zwei Jahren: Ebenfalls mit 0:8. Der HSV bleibt damit auf dem Relegationsplatz 16 und kann bei einem Sieg des FC Ingolstadt am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach noch auf einen direkten Abstiegsrang fallen.

Judith Rakers bei Twitter

HSV-Fan Judith Rakers musste die historische Pleite in der Tagesschau verkünden. In die Anmoderation des Bundesliga-Blocks hatte ihre Redaktion das Wort "Kantersieg" hereingeschrieben. Im Satz über die Höhe der HSV-Pleite machte Rakers eine kurze Zäsur vor "null zu acht". Die Bundesliga-Tabelle verlas die in Schwarz gewandete Rakers mit knappen Worten, "HSV" nahm sie nicht in den Mund, sondern sagte zu den letzten drei Mannschaften "Hamburg, Ingolstadt, Darmstadt". Kaum war die Tabelle ausgeblendet und sie wieder im Bild, sah man: Judith Rakers musste sich ein Lächeln verkneifen. Eines, das zeigt, dass HSV-Fans diese Klatsche mit Humor ertragen können.

Nach dem Debakel hat der HSV mit 45 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga und mit einer Tordifferenz von minus 24 ist nur der Tabellenletzte SV Darmstadt (-28) schlechter.

René Adler: "Unerträglich"

Nach der Partie stellte sich der bemitleidenswerte Rene Adler. Der HSV-Keeper, der mit zwei, drei starken Paraden eine höhere Niederlage noch verhinderten, fand fast keine Worte für die desolate Leistung des HSV: "Gefühlt haben wir in der zweiten Hälfte keinen Zweikampf gewonnen. Die Art und Weise, wie wir heute aufgetreten sind, ist unerträglich."

Auch Trainer Markus Gisdol war total gefrustet: "Das schmerzt - und es schmerzt zu Recht. Wir haben ein sehr deutliches Ergebnis zu verkraften, wir waren zu keinem Zeitpunkt ein angemessener Gegner für die Bayern. Wir haben zu ehrfürchtig agiert, der Gegner hat es extrem gut ausgenutzt. So schwer es fällt, wir müssen den Kopf schnell geradeziehen und einen dicken Strich unter dieses Spiel machen."

Die höchsten Niederlagen des HSV

2014/15 

 FC Bayern München - Hamburger SV 8:0

2016/17

FC Bayern München - Hamburger SV 8:0 

2012/13

FC Bayern München - Hamburger SV 9:2 

1963/64

TSV 1860 München - Hamburger SV 9:2 

1970/71

Rot-Weiß Oberhausen - Hamburger SV 8:1 

1966/67

Borussia Dortmund - Hamburger SV 7:0

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1000. Spiel von Carlo Ancelotti

Arturo Vidal (17.) brachte die Münchner im 1000. Trainer-Spiel von Carlo Ancelotti nach zögerlichem Beginn in Führung. Lewandowski entschied den Nord-Süd-Klassiker mit seinen Saisontoren Nummer 17 bis 19 (24./Foulelfmeter, 42., 54.). David Alaba (56.) erhöhte und ließ beim kopflosen HSV alle Dämme brechen. Der eingewechselte Kingsley Coman (65., 69.) und Arjen Robben (87.) vergrößerten die Not des HSV, der nach gutem Rückrundenstart nun wieder akute Abstiegssorgen hat.

Der Trainer der Bayern war mit der Leistung seiner Mannschaft natürlich zufrieden: "Es war ein perfektes Spiel für uns, wir haben richtig gut gespielt. Ich habe mir eine gute Leistung gewünscht zu meinem 1000. Spiel, aber das habe ich nicht erwartet. Thomas Müller war der beste Spieler auf dem Platz, auch wenn er kein Tor erzielt hat. Müller war der Schlüssel zu diesem Sieg."

Die besten Bilder von Bayern gegen HSV

Das nackte Ergebnis: Bayern 8, der HSV 0. Unglaublich
Das nackte Ergebnis: Bayern 8, der HSV 0. Unglaublich © Reuters
Torschütze Robert Lewandowski und Arturo Vidal (r) von München freuen sich über das Tor zum 2:0
Torschütze Robert Lewandowski und Arturo Vidal (r) von München freuen sich über das Tor zum 2:0 © dpa
Unfassbar: Die HSV-Spieler nach dem Schlusspfiff
Unfassbar: Die HSV-Spieler nach dem Schlusspfiff © Witters
Mit Wucht setzt sich Bayerns Arturo Vidal gegen Hamburgs Kapitän Gotoku Sakai durch
Mit Wucht setzt sich Bayerns Arturo Vidal gegen Hamburgs Kapitän Gotoku Sakai durch © Witters
Enttäuscht: HSV-Verteidiger Mergim Mavraj
Enttäuscht: HSV-Verteidiger Mergim Mavraj © Imago
Klare Sache: Mergim Mavraj foult Thomas Müller. Den anschließenden Strafstoß verwandelte Robert Lewandowksi zum 2:0
Klare Sache: Mergim Mavraj foult Thomas Müller. Den anschließenden Strafstoß verwandelte Robert Lewandowksi zum 2:0 © Getty Images
Torschützen unter sich: David Alaba (li.) und Robert Lewandowski
Torschützen unter sich: David Alaba (li.) und Robert Lewandowski © Imago
Mit 1:0 von Arturo Vidal begann der Münchener Torreigen
Mit 1:0 von Arturo Vidal begann der Münchener Torreigen © Getty Images
Unermüdlich: Philipp Lahm (li.) im Duell mit HSV-Linksverteidiger Douglas Santos)
Unermüdlich: Philipp Lahm (li.) im Duell mit HSV-Linksverteidiger Douglas Santos) © Getty Images
Trainer Carlo Ancelotti (r) von München erhält zum 1000. Spiel als Trainer einen Blumenstrauß vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge
Trainer Carlo Ancelotti (r) von München erhält zum 1000. Spiel als Trainer einen Blumenstrauß vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge © dpa
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HSV-Trainer Gisdol ohne Mut

0:5, 0:8, 1:3, 2:9, 0:5, 0:6 - die jüngsten Auftritte der Hamburger bei den Bayern verhießen nichts Gutes für die Fans des Bundesliga-Dinos. Doch der HSV begann mit dem von Trainer Markus Gisdol versprochenen Mut und versuchte, den Favoriten früh zu stören. So brauchte der FC Bayern eine gute Viertelstunde, um in Fahrt zu kommen - dann aber war zeigte sich deren totale Dominanz.

Vidal traf nach Vorarbeit des äußerst auffälligen Thomas Müller per Flachschuss zum 1:0. Wenige Sekunden später scheiterte Lewandowski an der Latte (18.). Kurz darauf war der Pole sicherer, als er den von Müller gegen Mergim Mavraj herausgeholten Elfer nach verzögertem Anlauf kühl verwandelte. "Nur noch acht!", skandierten die Bayern-Fans da.

Und ihre Lieblinge schienen sie zu erhören. Jetzt rollte Angriff um Angriff auf den bedauernswerten René Adler im HSV-Tor zu, die Bayern hatte Chancen im Minutentakt. Lewandowski nutzte die letzte vor der Pause, als ihn Gideon Jung nicht attackierte, zum 3:0.

Statistik: Bayern - HSV

Aufstellung: Bayern München

Neuer - Lahm (67. Rafinha), Martinez, Hummels, Alaba - Vidal, Thiago (60. Coman) - Robben, Müller, Costa - Lewandowski (57. Sanches)

Aufstellung: HSV

Adler - Sakai, Djourou, Mavraj, Douglas Santos - Walace, Jung - Müller (62. Hunt), Holtby, Kostic - Gregoritsch (60. Ekdal)

Schiedsrichter:

Bastian Dankert (Rostock)

Zuschauer:

 75.000 (ausverkauft)

Tore:

1:0 Vidal (17.), 2:0 Lewandowski (FE/24.), 3:0 Lewandowski (42.), 4:0 Lewandowski (54.), 5:0 Alaba (56.), 6:0 Coman (65.), 7:0 Coman (69.), 8:0 Robben (87.)

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44 Gegentore in sieben Gastauftritten

Vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena zeigte Hamburg in der zweiten Halbzeit auch nur zu Beginn Gegenwehr. Michael Gregoritsch (50.) prüfte Weltmeister Manuel Neuer mit einem schönen Freistoß, danach waren wieder die in allen Belangen überlegenen Münchner an der Reihe. Robben legte Lewandowski das 4:0 auf, das 5:0 von Alaba bereitete erneut Müller vor, der sein bestes Saisonspiel zeigte.

Dann durfte der starke Lewandowski unter warmem Applaus vorzeitig vom Feld (57.), doch die Bayern-Gala ging auch ohne ihn nahtlos weiter.

In den letzten sieben Partien in München kassierten die Hamburger unglaubliche 44 Gegentore.