Hamburg. Der frühere HSV-Torwart „Starsky“ erklärt den Aufwärtstrend und schwärmt von der neuen Stärke des HSV. Todt gibt sich demütig.
Drei Siege in Folge ohne dabei ein Gegentor kassiert zu haben: Nach einer perfekten Woche verlässt der HSV erstmals seit dem 2. Spieltag wieder die Abstiegszone. Plötzlich werden sogar Top-Mannschaften wie Champions-League-Achtelfinalist Bayer Leverkusen (1:0) sowie der Bundesliga-Siebte Köln im Pokal (2:0) und der Tabellenzweite RB Leipzig (3:0) geschlagen – und das auch noch verdient. Doch wie ist der sportliche Aufwärtstrend zu erklären?
Der Schlüssel für den derzeitigen Erfolg ist das neue Bollwerk im Defensivzentrum, analysierte Jürgen Stars bei „Matz ab live“. Damit pries der frühere HSV-Torwart nicht nur die beiden Innenverteidiger Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos, sondern auch die defensiven Mittelfeldspieler Gideon Jung und Walace. „Das sind jetzt vier Spieler, die im Zentrum stehen, wo man erstmal durchkommen muss“, stellte der 68-Jährige in der Talkrunde anerkennend fest.
Ein Extralob verdiene sich einer, der trotz seiner tadellosen Leistungen bei dem momentanen Hype um seinen Nebenmann Papadopoulos fast untergehe. „An Mavraj kann man sich aufrichten. Er spielt nicht spektakulär, aber an ihm führt kein Weg vorbei. Er macht kaum einen Fehler“, lobte „Starsky“. „Dadurch, dass die zwei da hinten so gut funktionieren, haben es auch die beiden Sechser Jung und Walace leichter. Sie haben viele Räume dichtgemacht.“
HSV-Transfers schlagen voll ein
Dass drei der vier von Stars ausgemachten Eckpfeiler im HSV-Spiel im Winter verpflichtet wurden, ist kein Zufall. Trainer Markus Gisdol, dessen in vier Monaten auslaufender Vertrag verlängert werden soll, hat die optimalen Verstärkungen für sein System erhalten. Auf der Basis einer kompakten Defensive, die nicht mehr zu vergleichen ist mit der Wackel-Abwehr aus der Hinrunde, holt sich die Mannschaft die nötige Sicherheit für das unter Gisdol praktizierte Umschaltspiel. So gelang Torhüter René Adler in Leipzig Historisches, denn erstmals seit Oktober 2008 steht bei den Hamburgern wieder dreimal in Folge hinten die Null. Umso bemerkenswerter ist es, dass Adler nicht viel dazu beitragen musste, weil er kaum geprüft wurde.
Kommentar: Hamburg darf nicht entspannen
„Wir kontern gut und schalten schnell um“, so Stars, der eine Entwicklung in der Mannschaft ausgemacht hat. „Die herausgespielten Chancen sind Szenen, die wir hier jahrelang beim HSV nicht gesehen haben. Man sieht eine Handschrift, die monatelang fehlte.“ Durch die neue Stärke des HSV werde der Verein auch wieder anders wahrgenommen. „Es ist positiv, dass die Gegner jetzt auch mal auf uns achten müssen“, sagte Stars.
Todt lobt Vorgänger Beiersdorfer
Mit seinen Aussagen bestätigt der Ex-Profi den momentanen Eindruck: Dem HSV ist es durch seine Winter-Transfers gelungen, seine größte Schwachstelle im Defensiv-Zentrum zu beheben. Mavraj, Papadopoulos und Walace scheinen die richtigen Ergänzungen des im Sommer unzureichend zusammengestellten Kaders zu sein. Dennoch wird Sportchef Jens Todt nicht müde, den Anteil seines Vorgängers Dietmar Beiersdorfer, der den Kader zu Saisonbeginn zu verantworten hatte, bei der Verpflichtung der Neuzugänge zu unterstreichen. „Er hat tolle Vorarbeit geleistet“, sagte Todt am Sonntagabend im „NDR Sportclub“.
HSV siegt sensationell mit 3:0 bei RB Leipzig
„Es sieht so aus, als wenn wir uns hier erheblich verstärkt hätten“, legte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nach. Eine endgültige Beurteilung könne aber erst nach einem halben Jahr erfolgen. Denn beim HSV präsentiert man sich trotz des sichtbaren Aufschwungs demütig. „Wir müssen es absolut nüchtern betrachten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir bis zum Schluss zittern müssen“, sagte Todt im TV zur Situation im Abstiegskampf. „Wir planen weiter zweigleisig.“
Bescheidenheit trotz Euphorie – Hamburg lernt dieser Tage einen neuen HSV kennen.