Ist diese Entscheidung auf Djourous Taktik-Kritik an Gisdol nach der BVB-Pleite zurückzuführen? Die Hintergründe.

Hamburg. Paukenschlag beim HSV! Markus Gisdol setzt inmitten einer der schwersten sportlichen Krisen der Vereinsgeschichte ein Zeichen und ernennt Gotoku Sakai zum neuen Kapitän. Der bisherige Spielführer Johan Djourou muss die Binde abgeben. Im Mannschaftsrat wird der Schweizer allerdings bleiben.

Auf der Homepage des HSV begründete Gisdol seine Entscheidung mit dem Vorhaben, „eine neue Kultur in unsere Mannschaft bringen“ zu müssen. Auf Sakai sei die Wahl gefallen, da der Außenverteidiger ein „unermüdlicher Arbeiter“ sei, „der auf dem Platz bis zum Umfallen alles für seine Mannschaft“ gebe.

Hat Gisdol Djourou wegen Taktik-Kritik rasiert?

Djourou hatte in der Vergangenheit mehrfach entscheidend gepatzt, zuletzt bei der 2:5-Heimpleite gegen Borussia Dortmund. Gisdol reagiert mit seiner überraschenden Personalentscheidung wohl nicht nur auf die schwankenden sportlichen Leistungen des 29-Jährigen, sondern auch auf die Äußerungen des EM-Teilnehmers nach der besagten Niederlage gegen den BVB. Djourou hatte die taktische Umstellung Gisdols auf eine Dreierkette kritisiert: „Für viele war es neu, es fehlten die Automatismen.“

Laut Gisdol hat der Schritt indes nichts mit der Kritik zu tun. „Es ist mir wichtig zu betonen, dass es keine Entscheidung gegen Johan, sondern eine für Gotoku ist. Johan hat das Amt gut ausgefüllt“, sagte der Trainer.

Von Sakai, der als einziger Feldspieler in allen zwölf Pflichtspielen dieser Saison zum Einsatz kam, sind Widerworte nicht zu erwarten. Der 25-Jährige gilt als loyaler Teamplayer und ist einer der wenigen HSV-Profis, der auch in den vergangenen Monaten konstant seine Leistung abrufen konnte. Der japanische Nationalspieler freut sich bereits über seine neue Verantwortung. „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen“, sagte er. "Natürlich ist das Amt etwas Besonderes für mich." Als erstes Ziel im neuen Amt habe sich der Defensiv-Allrounder vorgenommen, „viel positive Stimmung ins Team reinzutragen.“

Kommentar: Kapitänswechsel ist ein Eingeständnis

Sein Vorgänger Djourou habe die Entscheidung laut Gisdol akzeptiert und werde sich „weiter voll in den Dienst der Mannschaft stellen“, so der Trainer. „Es ist für mich in Ordnung, dieses Amt an Gotoku zu übergeben. Manchmal setzen Veränderungen neue Kräfte frei, das gilt es nun zu nutzen“, wird Innenverteidiger Djourou auf der Club-Homepage zitiert. „Go wird das gut machen. In unserer schwierigen Phase ist nur eines wichtig: Alles dafür zu tun, damit wir als Mannschaft die Wende schaffen.“

HSV-Fans begrüßen Kapitänswechsel

Der HSV-Coach hatte zuletzt betont, vor Personalentscheidungen nicht zurückschrecken zu wollen. Erste Reaktionen in den sozialen Netzwerken lassen bereits darauf schließen, dass der Kapitänswechsel von den Fans begrüßt wird.

Fink entthronte einst Westermann

Es ist nicht das erste Mal, dass der HSV zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme greift und mitten in der Saison den Kapitän wechselt. Im April 2013 hatte der damalige Trainer Thorsten Fink Westermann die Binde entzogen und Rafael van der Vaart zum neuen Spielführer befördert. Die Maßnahme fruchtete prompt, die Hamburger konnten die darauffolgenden zwei Spiele siegreich bestreiten. Auf einen ähnlichen Effekt hofft nun auch Gisdol.

Sportlich weit erfolgreicher als der mit zwei Punkten abgeschlagene Tabellenletzte ist der neue Teammanager beim Krisenclub HSV. Diese Position übernimmt ab sofort Tobias Hauke, 2008 in Peking und 2012 in London Olympiasieger mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft.