Einsatz von René Adler steht auf der Kippe. Verletzungssorgen nehmen zu. Buchmacher geben HSV nicht auf, Wissenschaftler schon.

Vierte Absage in kurzer Zeit

Jetzt hat sich der HSV bei seiner Sportdirektoren-Suche offenbar auch bei Bayer Leverkusens Manager Jonas Boldt eine Absage eingehandelt. Laut "Express" galt der 34-Jährige sogar als Kandidat Nummer eins. "Trotz der aktuell schwierigen Lage gehört der HSV für mich immer noch zu den größten und spannendsten Clubs in Europa", sagte Boldt. "Ich habe mich aber bewusst für Bayer entschieden und sehe meinen Weg hier noch nicht am Ende. Dietmar Beiersdorfer weiß das auch, er wollte die geringe Chance nicht ungenutzt lassen, noch einmal bei mir nachzufragen."

Erst am Wochenende war beim HSV die Verpflichtung des Bochumer Sportdirektors Christian Hochstätter gescheitert. Davor waren bereits Verhandlungen mit dem früheren HSV-Profi Nico-Jan Hoogma (Sportchef bei Heracles Almelo) und dem ehemaligen Schalke-04-Manager Horst Heldt erfolglos gewesen.

Adler fraglich für Hoffenheim

Rückt Hamburgs Nummer drei Andreas Hirzel (hier im Training am Montag) für das Spiel in Hoffenheim in den Kader?
Rückt Hamburgs Nummer drei Andreas Hirzel (hier im Training am Montag) für das Spiel in Hoffenheim in den Kader? © Imago/Michael Schwarz

René Adler wackelt für das Spiel in Hoffenheim am Sonntag (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de). Am Mittwoch konnte der Torhüter wegen einer Schleimbeutelentzündung nicht trainieren. Nach HSV-Angaben ist der 31-Jährige letzte Woche auf seinen Ellbogen gefallen.

Für Adler könnte Ersatzkeeper Christian Mathenia, der im Sommer aus Darmstadt an die Elbe wechselte, zu seinem ersten Saisoneinsatz kommen. Andreas Hirzel wiederum würde in diesem Fall als Ersatzmann auf die Bank rücken.

Bereits vor der letzten Bundesligapartie gegen Dortmund hatte Adler länger auf der Kippe gestanden, hütete bei der 2:5-Niederlage aber schließlich trotz vorangegangener Rückenprobleme das Tor – und machte bei den ersten Gegentreffern eine eher unglückliche Figur.

Mäßige Länderspielbilanz für HSV-Profis

Heute wurden bis auf Bobby Wood alle HSV-Nationalspieler zurück in Hamburg erwartet – allerdings wohl mit eher langen Gesichtern. Denn die Länderspielbilanz liest sich äußerst dürftig: Vier Niederlagen stehen bei drei Unentschieden zwar immerhin noch drei Siege gegenüber. Diese dürften aber nur bedingt als Mutspritze für die HSV-Akteure taugen.

Schließlich musste Gotoku Sakai beim 2:1-Sieg Japans in der WM-Qualifikation gegen das von Ex-HSV-Coach Bert van Marwijk trainierte Saudi-Arabien 90 Minuten lang auf der Bank schmoren. Zuvor durfte Sakai gegen den Oman ran, der 4:0-Sieg war aber nur ein Testspiel. Auch der 2:0-Erfolg der Schweiz gegen die Färöer-Inseln war für Kapitän Johan Djourou nichts weiter als ein Pflichtsieg.

Richtig bitter endete die Länderspielreise für Michael Gregoritsch und Bobby Wood. Der in der Liga gesperrte Stürmer kassierte an seinem 24. Geburtstag eine herbe 0:4-Klatsche in Costa Rica und muss mit den US-Boys schon jetzt ernsthaft um das WM-Ticket zittern. Zuvor hatte Wood beim 1:2 gegen Mexiko immerhin noch einen Treffer erzielt.

Gregoritsch wiederum kam nach seinem Bankdasein beim 0:1 der A-Elf gegen Irland diesmal für Österreichs U21 zum Zug. Diese verpasste durch ein 0:0 gegen Spanien allerdings endgültig die Qualifikation zur EM im nächsten Jahr.

Ekdal, Spahic und Cléber drohen auszufallen

Eine Niederlage – und viel schlimmer: eine Verletzung brachte Albin Ekdal aus Paris mit nach Hamburg. Beim 1:2 in Frankreich handelte sich der Schwede Probleme am Sprunggelenk ein. Wann Ekdal wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist ungewiss. Damit droht nach Emir Spahic (Adduktorenprobleme) und Cléber (Knieschmerzen) ein dritter Defensivspieler für die Partie in Hoffenheim am Sonntag (15.30 Uhr) auszufallen.

Spahic musste bei Bosnien-Herzegowinas 1:1 in Griechenland ausgewechselt werden und soll an diesem Mittwoch genauer untersucht werden. Auch Filip Kostic musste bei seinem Länderspiel mit der serbischen Nationalmannschaft vorzeitig vom Platz - allerdings aus Leistungsgründen. Anschließend kam sein Team noch zu einem 1:1 in Wales.

Effenberg seziert den HSV

Im ARD-"Sportschau Club" nach dem Länderspiel Italien gegen Deutschland (0:0) hat der gebürtige Hamburger Stefan Effenberg kaum ein gutes Haar an den momentanen Entscheidern des HSV gelassen. Der Verein sei "führungslos", kritisierte der 48-Jährige unter anderem. Mehr zu Effenbergs Auftritt bei Moderator Alexander Bommes lesen Sie hier.

Hollerbach wünscht Mut zur Einsicht

Bernd Hollerbach feierte zuletzt einen Sieg gegen den FC St. Pauli
Bernd Hollerbach feierte zuletzt einen Sieg gegen den FC St. Pauli © foto2press

Auch Bernd Hollerbach hat eine Meinung über den HSV. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber komme "immer schnell Nervosität auf", sagte der Ex-Profi und heutige Trainer des Zweitligisten Würzburger Kickers dem Portal goal.com.

"Kontinuität ist das, was dem Verein wieder guttun würde", so Hollerbach weiter: "Vielleicht sollten sie mal sagen: 'So, wir sind nicht mehr da, wo wir mal waren, wir müssen wieder etwas zusammen aufbauen.' Und dabei sollten sie sich auch vernünftig Zeit geben. Dann kommt der HSV auch wieder dorthin, wo er hingehört. Da bin ich mir sicher."

Buchmacher gibt den HSV noch nicht auf

Das ist doch mal ein Mutmacher: Der Wettanbieter mybet sieht noch immer eine Fifty-Fifty-Chance auf den Klassenerhalt des HSV. Sowohl für den Abstieg als auch die Rettung liegt die Quote der neuen Spezialwette bei 1.90.

Damit beurteilen die Buchmacher die Chancen des HSV auf Klassenerhalt um einiges besser als so mancher Anhänger. Denn für die Pessimisten unter den HSV-Fans ist der Verein ja bereits jetzt unrettbar verloren.

Mathematiker errechnen HSV-Abstieg

Auch die Macher der Prognose-Plattform KickForm.de haben den HSV genauer unter die Lupe genommen. Die Wissenschaftler aus Münster beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Vorhersage von Fußballspielen und haben dafür einen eigenen Algorithmus entwickelt.

Das komplexe mathematische Modell beruht auf einem vom Physik-Professor Andreas Heuer entwickelten statistischen Verfahren, das sich in der Vergangenheit als besonders treffsicher herausgestellt hat und von KickForm laufend weiterentwickelt wird.

Das Problem für HSV-Fans: Für das Spiel in Hoffenheim haben die Tüftler eine 0:2-Niederlage ermittelt – und auch für die Gesamt-Saison sieht es düster aus. Demnach soll der HSV zwar am Ende noch auf 33 Punkte kommen, als 17. aber erstmals aus der Bundesliga absteigen.

Ex-Chef Klein: "Didi ist nicht dumm"

Ex-Präsident Wolfgang Klein ist gegen eine Demission von Dietmar Beiersdorfer. "Ich würde anstelle des Rates alles dafür tun, Didi zu stärken“, rät Klein via "Hamburger Morgenpost" dem Aufsichtsrat. Der 75-Jährige, der dem HSV von 1979 bis 1987 vorstand, nannte als Grund "die Notwendigkeit der Kontinuität“ auch in schwierigen Zeiten.

"Man muss klar sagen: Didi hat Fehler gemacht. Aber er ist nicht dumm. Er hat ja Ahnung vom Fußball und dem Geschäft.“ Die Probleme des HSV würden in der Struktur liegen, glaubt dKlein. "Und in der Abhängigkeit von einem einzelnen Investor. Wir können Herrn Kühne wirklich dankbar dafür sein, dass er den HSV gerettet hat. Aber eine Abhängigkeit im Bereich von Spielertransfers kann keine Lösung sein“, betonte Klein. Und ergänzte: "Der HSV darf nicht abhängig von ihm sein. Es ist die wichtigste Aufgabe, sich davon zu lösen.“ Die gegenwärtige Konstellation schwäche die Position Beiersdorfers.

Klein forderte zugleich, der HSV solle sein Konzept mehrerer gleichberechtigter Gesellschafter umsetzen. Dafür müsse sich auch Jens Meier, der Präsident des HSV e.V., im Aufsichtsrat stark machen.

Der ehemalige Präsident, unter dessen Ägide der HSV Europapokalsieger der Landesmeister, DFB-Pokalsieger und zweimal deutscher Meister geworden war, sieht den HSV nicht als Absteiger in dieser Saison. "...mit frischen Kräften in der Winterpause sollte noch einiges möglich sein“, meinte Klein. Jetzt sei es Beiersdorfers Aufgabe, Verhandlungen mit Spielern und Beratern zu führen.

Hoyzer zeigt späte Reue

Hoyzer sprach gegen HSV-Stürmer Emile Mpenza einen umstrittenen Platzverweis aus
Hoyzer sprach gegen HSV-Stürmer Emile Mpenza einen umstrittenen Platzverweis aus © Witters

Mehr als zwölf Jahre nach dem verpfiffenen DFB-Pokalspiel des HSV beim damaligen Drittligisten SC Paderborn (2:4) hat sich Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer selbstkritisch gezeigt. "Am Ende des Tages ist man immer für sich selbst verantwortlich und muss dafür geradestehen, was man tut. Diese Verantwortung kann ich nicht wegschieben", sagte Hoyzer im Interview mit der "Magdeburger Volksstimme". Es sei sicher nicht allein Verführung gewesen: "Ich war damals 23 Jahre, habe vieles sicherlich unterschätzt und mich überschätzt, was ich heute mit 37 nicht mehr machen würde." Wegen des Wettskandals wurde Hoyzer lebenslang gesperrt.

Noch immer habe er 50 Medienanfragen im Jahr, die er jedoch in der Regel "vollständig ablehne". Darunter sei auch eine Anfrage vom "Dschungelcamp" gewesen. Auch ein Buch sei beispielsweise nicht geplant: "Es wird von mir keine Überraschungen und Fortsetzungen geben. Ich habe null Ambitionen, mich mit dem Thema zu profilieren oder irgendwas zurechtzubiegen." Genauso wenig habe er seit dem Skandal auch nur eine einzige Sportwette abgegeben.

HSV hat einen echten Rauten-Fan

Luisa-Raute Dallmann-Graf (knapp zwei Monate) ist mit dem HSV für immer eng verbunden. Das am 20. September geborene Mädchen wurde von ihren Eltern nach dem Wappen des Dinos benannt. Wäre die Kleine ein Junge geworden, hätte sie wohl Uwe oder Horst nach den Vereins-Idolen Seeler oder Hrubesch geheißen. Ihren HSV-Mitgliedsantrag, den die "Bild"-Zeitung abdruckte, faxte ihr Papa noch aus der Wochenbettstation in den Volkspark.