Hamburg. In der ARD gibt der gebürtige Hamburger Mäzen Kühne, Vorstandsboss Beiersdorfer und auch Trainer Gisdol eine Teilschuld.
Im ARD-"Sportschau Club" nach dem Länderspiel Italien gegen Deutschland (0:0) konfrontierte Moderator Alexander Bommes am späten Donnerstagabend seinen Gast Stefan Effenberg mit der Krise des HSV. Ein Einspieler, in dem das "Miteinander" bei RB Leipzig dem "Durcheinander" in Hamburg entgegengestellt wurde, lieferte "Effe" dabei eine Steilvorlage für einen Rundumschlag.
"Der Unterschied bei beiden Vereinen ist, dass Mateschitz (RB-Boss, Anm.d.Red.) sich aus dem operativen Geschäft raushält und Kühne genau das Gegenteil macht", sagte Effenberg. Auf Wunsch des HSV-Mäzens seien Trainer und Sportdirektoren entlassen worden. "Das ist natürlich fatal für eine Führung", urteilte der 48-Jährige. Momentan gelte der HSV für ihn als "führungslos".
Effenberg keilt gegen Kühne und Beiersdorfer
"Du musst immer Ruhe im Umfeld haben", so Effenberg weiter. "Wenn du eben einen hast, der mitreden möchte oder - noch schlimmer - Entscheidungen trifft, wirst du früher oder später diese Probleme bekommen", analysierte Effenberg mit Blick auf Klaus-Michael Kühne angesichts der zugespitzten HSV-Krise.
Effenbergs HSV-Analyse (ab 6:10 Minuten)
Auch Dietmar Beiersdorfer sei an der Unruhe nicht unschuldig, indem er so lange mit der Suche nach einem Nachfolge von Peter Knäbel als Sportdirektor gewartet habe. Das Gesamtbild des HSV in der Öffentlichkeit nach den gescheiterten Verhandlungen mit Nico-Jan Hoogma, Horst Heldt und Christian Hochstätter bezeichnete Effenberg als "fatal".
"Mentales Problem fängt in der Führung an"
Durch die unklare Kompetenzlage an der Spitze herrsche auch in der Mannschaft "logischerweise eine totale Verunsicherung", findet der gebürtige Hamburger. "Es kann mir ja keiner erzählen, dass der HSV schlechter aufgestellt ist als etwa Darmstadt. Das ist ein mentales Problem, das fängt oben in der Führung an, geht dann runter und irgendwann spielen die Beine leider Gottes nicht mehr richtig mit."
Was eine Ärztin und ein Moderator dem HSV jetzt raten
"Wenn die Angst eine Rolle spielt bei einem Profi-Fußballer, dann kannst du noch nicht einmal mehr 80 Prozent deiner Leistung bringen. Angst kann lähmen, und das fängt in der Führung an", sagte Effenberg. Aus diesem Grund habe nicht zuletzt auch Kerem Demirbay in Hamburg seine Leistung nie abrufen können.
Zweifel über Gisdols Ansage
Auch über die Entlassung Bruno Labbadias äußerte Effenberg sein Unverständnis. Unter Labbadia habe er aufgrund einer Vertrauensbasis wenigstens "eine kleine Einheit" gesehen. Markus Gisdols Aufforderung an die Spieler, den Verein zu verlassen, falls ihnen etwas nicht passt, kann er dagegen kaum Gutes abgewinnen: "Ich weiß nicht, ob das die richtige Führung ist, um aus so einem Tal herauszukommen."
Einen Lösungsansatz für die Entscheidungsträger um Aufsichtsratschef Karl Gernandt, Beiersdorfer und Mäzen Kühne hatte Effenberg schließlich auch parat: "Der Schlüssel kann nur darin liegen, dass man dort mal eine Sprache spricht und sich nach außen stark präsentiert." So wie es in Leipzig oder kommenden HSV-Gegner Hoffenheim der Fall sei.