Kurioserweise verschwieg Gisdol die Nachricht zuvor. Der unter den Fans beliebte Waldschmidt könnte Rotsünder Wood ersetzen.
Hamburg. Was für ein Schock für den HSV vor dem Duell gegen Borussia Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de). Momentan sind alle drei Torhüter verletzt und drohen für das Heimspiel im Volksparkstadion auszufallen. Weder Stammkeeper René Adler (Rücken) noch seine Vertreter Christian Mathenia (Magen-Darm) und Andreas Hirzel (Muskelfaserriss) konnten am Donnerstag mit der Mannschaft trainieren. Was wie eine Meldung der Satire-Zeitung "Der Postillon" klingt, droht Realität zu werden. Ob Adler oder Mathenia rechtzeitig bis zum Hit gegen den BVB fit werden, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.
Markus Gisdol bereitet sich schon auf den Ernstfall vor und zog Tom Mickel (27) und Morten Behrens (19) von der U21 hoch zu den Profis. Wenige Minuten vor der Einheit hatte der HSV-Trainer auf der offiziellen Pressekonferenz kein Wort über die verletzten Torhüter verloren – obwohl das Stichwort Personalsorgen fiel. Doch Gisdol berichtete lediglich, dass Defensiv-Allrounder Albin Ekdal einen Test im Training absolvieren soll und ein Einsatz von Innenverteidiger Emir Spahic „noch nicht absehbar“ sei. Beim Abschlusstraining konnten beide Akteure allerdings munter mitmischen und machten dabei einen fitten Eindruck.
Während Behrens letztes Jahr noch in der A-Jugend spielte und als Ersatzkeeper in der HSV-Reserve erst dreimal zum Einsatz kam, lief Mickel schon einmal für die Bundesliga-Mannschaft auf. Am 34. Spieltag der vergangenen Saison, als Adler und Hirzel verletzt fehlten und der inzwischen für Werder Bremen spielende Jaroslav Drobny seinen Einsatz verweigerte, kam Mickel unverhofft zu seinem Profi-Debüt. Die Hamburger gewannen 3:1 in Augsburg - es war zugleich der letzte Dreier in der Liga.
Ersetzt Waldschmidt Wood beim HSV?
Außerdem muss der Coach des Krisen-Dinos in Bobby Wood (Rotsperre) den einzigen Torschützen der laufenden Saison nach seiner Tätlichkeit in Köln (0:3) ersetzen. „Es gibt mehrere Möglichkeiten, ich habe mich noch nicht entschieden“, so der Coach. Möglicherweise bekommt Luca Waldschmidt eine Chance von Beginn an. Im Training testete Gisdol den Offensiv-Allrounder immer wieder im Wechsel mit Michel Gregoritsch hinter Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der den HSV in drei seiner letzten vier Spiele gegen den BVB zum Sieg schoss.
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Gisdol hofft auf den "Seeler-Effekt"
Zum 80. Geburtstag von Club-Ikone Uwe Seeler, der im Stadion sein wird, setzt HSV-Trainer Markus Gisdol auf den „Seeler-Effekt“. „Es ist für uns eine große Ehre, am Geburtstag einer so fantastischen Person wie Uwe Seeler ein Heimspiel austragen zu dürfen“, sagt der 47-Jährige: „Ich hoffe sehr, dass wir ihm mit einem guten Spiel und Ergebnis eine Freude bereiten können.“
Gisdol kündigte an, die „positive Energie“ des Seeler-Ehrentags für den stark kriselnden Bundesliga-Letzten nutzen zu wollen. „Er hat immer sein letztes Hemd gegeben und alles reingehauen. Das muss die große Überschrift auch über unsere Partie sein“, sagt Gisdol.
Baut der BVB den HSV wieder auf?
Der Lieblingsgegner aus Dortmund, bei dem Toptorjäger Pierre-Emerick Aubameyang nach seiner Suspendierung wieder spielen wird, kommt für die noch sieg- und seit 662 Minuten torlosen Hanseaten gerade richtig. Von den letzten zehn Heimspielen gegen den BVB ging nur eins verloren (5:1 am 22. Januar 2012) bei sieben Siegen. Gisdol hat diese Serie in der Mannschaft thematisiert, um positive Stimmung zu erzeugen. „In der Vergangenheit konnte der HSV die Spiele gegen den BVB nutzen, um sich aus schwierigen Lagen zu befreien. Wir wollen auch diesmal das Unmögliche möglich machen.“
Auch Gisdol, seit Ende September Cheftrainer in Hamburg, hat gute Erinnerungen an die Borussia. 2013 rettete sich Hoffenheim unter seinem damaligen Trainer Gisdol durch einen 2:1-Sieg am letzten Spieltag in Dortmund in die für nicht mehr für möglich gehaltene Relegation. „Natürlich erinnere ich mich daran gerne zurück“, gibt Gisdol zu.
Der Trainer hat auch schon einen Plan, wie er die in der Liga seit vier Spielen sieglosen Dortmunder erneut mit leeren Händen nach Hause schicken will. „Sie sind zwar taktisch sehr variabel und haben eine tolle Mannschaft, sind aber fehlerhafter als letztes Jahr", so Gisdol. "Wir müssen ihnen Fallen stellen, um sie im Umschaltspiel zu überlisten.“
Setzt Gisdol auf eine Fünferkette?
Nach zwei 0:3-Debakeln in Folge scheint Gisdols Fokus aber erst mal in der defensiven Stabilität zu liegen. Im Training testete Gisdol eine Fünferkette vor Torwart René Adler. Nach den letzten Eindrücken scheint es gut möglich, dass am Sonnabend Dennis Diekmeier, Cléber, Gideon Jung, Johan Djourou und Douglas Santos in einer Reihe verteidigen. Die Beton-Abwehr wäre eine endgültige Abkehr Gisdols von seiner anfänglichen Offensivtaktik. Wenn am Ende der erste Saisonsieg herausspringen sollte, dürfte diese Kehrtwende aber zur Nebensache werden.