Hamburg. Fink, Slomka, Zinnbauer und Labbadia führten den HSV zu Siegen gegen Dortmund. Aber einen kostete eine Pleite gegen den BVB den Job.
„In einer langen Zeit als Fußballspieler bleibt es nicht aus, auch solche Scheißtage zu erleben.“ Jürgen Klopp war restlos bedient an jenem 9. Februar 2013. Während Artjoms Rudnevs seinen Teamgefährten Heung-min-Son (beide hatten zwei Tore erzielt) Huckepack nahm, war der haushohe Favorit am Boden zerstört. Mit 1:4 hatte der damalige Meister das Spiel gegen den HSV verloren.
Vergangenheit. Und doch aktuell. Denn am Sonnabend (15:30 Uhr, Liveticker bei abendblatt.de) heißt der Gegner des HSV wieder Dortmund. Und wenn beim Bundesliga-Dino derzeit nach einem völlig verkorksten Saisonbeginn noch irgendetwas für einen Hoffnungsschimmer sorgt, dann die Überraschungssiege in den vergangenen Jahren gegen die Mannschaft aus dem Revier.
Beim 4:1-Sieg in Dortmund geschah die Schlüsselszene in der 30. Minute: Nach einem Foul an Per Skjelbred und einem Handgemenge mit Rafael van der Vaart zeigte Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) Dortmunds Superstar Robert Lewandwoski die Rote Karte. Der Pole konnte es nicht fassen. Und HSV-Trainer Thorsten Fink kriegte sich vor lauter Jubel gar nicht mehr ein: „Heute ist wohl mein glücklichster Tag als HSV-Trainer. Dieses Spiel war etwas Besonderes, das wird keiner so schnell vergessen.“
Calhanoglu-Tor eines der schönsten der HSV-Historie
Nur ein Jahr später die gleichen Bilder, diesmal allerdings im heimischen Volkspark: Am 22. Februar 2014 feierte der HSV einen ebenso überraschenden 3:0-Sieg über die Klopp-Truppe. Damals hieß der Trainer Mirko Slomka – und die Torschützen Petr Jiracek, Pierre-Michel Lasogga und Hakan Calhanoglu, dessen Tor in der 90. Minute zu den schönsten Treffern der HSV-Historie zählt. Aus 40 Metern hämmerte er einen Freistoß ins Netz, überlistete Nationaltorwart Roman Weidenfeller. „Von so weit weg habe ich noch nie getroffen“, jubelte Calhanoglu.
Acht Monate später schaute Jürgen Klopp am 4. Oktober 2014 nach einem Spiel gegen den HSV schon wieder bedröppelt drein. Diesmal war der Tatort wieder der Signal-Iduna-Park. Vor 80.700 Zuschauern überwand Pierre-Michel Lasogga den Dortmunds Keeper Weidenfeller mit seinem Tor zum 1:0-Sieg. „Meine Spieler hatten Feuer in den Augen, das habe ich gesehen“, freute sich der damalige HSV-Trainer Jo Zinnbauer.
Es gab auch bittere HSV-Pleiten gegen Dortmund
Eine gute Zeit später war es Bruno Labbadia, der als zurückgekehrter HSV-Trainer gegen Dortmund feiern durfte. Am 20. November 2015 brachten Lasogga, Holtby und Hummels (Eigentor) den HSV beim 3:1 auf die Siegerstraße. „Die erste Halbzeit war ein dramatischer Unterschied zu unserem Anspruch, zu unserer Körpersprache und unserem Verständnis, wie wir auftreten wollen. Deshalb sind wir zu Recht abgestraft worden. Wir haben inhaltlich sehr schlecht gespielt, das habe ich nicht kommen sehen. Es war viel zu wenig, um ein Freitagabendspiel der Bundesliga zu bestreiten“, tobte BVB-Trainer Thomas Tuchel nach dem Abpfiff.
Vier großartige Siege, die Hoffnung spenden. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der HSV gegen Dortmund auch bitteren Pleiten kassierte – allen voran das 2:6 im September 2013, das Thorsten Fink damals den Job kostete. Aber: Dortmund ist in der Bundesliga seit Wochen nicht mehr in der Spur, gegen Leverkusen, Hertha, Ingolstadt und Schalke blieb die Borussia zuletzt vier Spiele in Folge ohne Sieg – ein Novum in der Ära von Thomas Tuchel. Dies liegt vor allem an der Nutzung von Großchancen. Laut „Kicker“ braucht Dortmund inzwischen 14,5 Torschüsse für einen Treffer, vorher waren es nur 5,1.
Eine Bilanz, die zumindest etwas Hoffnung macht. An Uwe Seelers Ehrentag. Am Sonnabend wird der größte Fußballer der Hamburger Geschichte seinen 80. Geburtstag im Volkspark verbringen.
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