Der neue HSV-Coach kämpft weiterhin um den angeschlagenen Ekdal – und den fast schon traditionell ausbleibenden Trainereffekt.

Wird ein Fußballlehrer wegen Erfolgslosigkeit ersetzt, verspricht sich der scheidende Verein eine Trendwende. Der sogenannte Trainereffekt soll möglichst mit dem Einstand des neuen Coaches den Erfolg zurückbringen. Doch beim HSV blieb diese Wirkung zuletzt aus. Von den letzten sieben Übungsleitern konnte gerade mal einer sein Auftaktspiel siegreich bestreiten. Mirko Slomka war es, der den HSV am 22. April 2014 zu einem furiosen 3:0 gegen Borussia Dortmund coachte.

Alle weiteren Trainerwechsel brachten keinen kurzfristigen Erfolg. Bruno Labbadia verlor bei seinem zweiten Anlauf in Hamburg sein erstes Spiel 0:1 in Bremen, Peter Knäbel ging 0:4 in Leverkusen unter, Joe Zinnbauer erreichte ein respektables 0:0 gegen die Bayern, Bert van Marwijk erkämpfte ein 2:2 in Frankfurt, Rodolfo Esteban Cardoso konnte dem HSV in seiner Funktion als Interimstrainer keine Gegenwehr bei einer 0:2-Heimpleite gegen Bremen vermitteln und Thorsten Fink kam gegen Wolfsburg nicht über ein 1:1 hinaus.

Alle HSV-Trainer in der Bundesliga:

Alle HSV-Trainer in der Bundesliga

Markus Gisdol (seit 25. September 2016)
Markus Gisdol (seit 25. September 2016) © Witters
Bruno Labbadia (15. April 2015 bis 25. September 2016)
Bruno Labbadia (15. April 2015 bis 25. September 2016) © Witters
Peter Knäbel (22. März bis 14. April 2015)
Peter Knäbel (22. März bis 14. April 2015) © Witters
Josef
Josef "Joe" Zinnbauer (16. September 2014 bis 22. März 2015) © Witters
Rodolfo Cardoso (17. bis 24. September 2013)
Rodolfo Cardoso (17. bis 24. September 2013) © WItters
Torsten Fink (17. Oktober 2011 bis 16. September 2013)
Torsten Fink (17. Oktober 2011 bis 16. September 2013) © WITTERS/Witters Sport-Presse-Fotos | WITTERS
Michael Oenning (13. März bis 19. September 2011)
Michael Oenning (13. März bis 19. September 2011) © REUTERS | REUTERS
Armin Veh (1. Juli 2010 bis 13. März 2011)
Armin Veh (1. Juli 2010 bis 13. März 2011) © Getty | Bongarts/Getty Images
Ricardo Moniz (26. April bis 30. Juni 2010)
Ricardo Moniz (26. April bis 30. Juni 2010) © Bongarts/Getty Images/Getty | Bongarts/Getty Images
Bruno Labbadia (1. Juli 2009 bis 26. April 2010)
Bruno Labbadia (1. Juli 2009 bis 26. April 2010) © Bongarts/Getty Images/Getty | Bongarts/Getty Images
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Nun ist also Markus Gisdol am Sonnabend in Berlin (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) an der Reihe. Und es spricht vieles dafür, dass der neue HSV-Trainer den Trend seiner Vorgänger nahtlos bestätigt. In den vergangenen drei Duellen in der Hauptstadt gingen die Hanseaten sang- und klanglos mit insgesamt 0:7-Toren unter. Hertha-Torjäger Vedad Ibisevic, mit drei Treffern aktuell Sechster der Torjägerliste, traf sogar schon siebenmal gegen den HSV ins Schwarze.

Gisdol dämpft Offensiverwartungen ein

Doch alleine die Personalie Markus Gisdol macht Mut, dass es nicht erneut ein Debakel in Berlin geben wird. Der gebürtige Schwabe gewann nicht nur sein letztes Auswärtsspiel bei der Hertha mit 5:0 als damaliger Hoffenheim-Trainer, er feierte als Chefcoach bei seiner bislang einzigen Bundesligastation auch einen souveränen 3:0-Sieg gegen Düsseldorf zum Einstand. Auch die TSG stand damals – wie der HSV heute – auf dem 17. Tabellenplatz. „Hertha ist eine hohe Hürde zum Start, aber wir haben den Gegner gut analysiert“, so Gisdol.

Dürfen sich die HSV-Fans also bereits am Wochenende auf Gisdols berüchtigten Offensivfußball basierend auf bedingungslosem Pressing freuen? „Pressing spielt man nicht, indem man sagt, man will jetzt Pressing spielen. Man muss etwas in den Köpfen der Spieler verändern, vor allem nach Ballverlust“, räumt Gisdol ein, dass es wohl eher eine Lightversion seiner bevorzugten Spielweise zu sehen gibt. „Es ist ein Veränderungsprozess, der noch ein bisschen dauern wird.“ Dabei seien auch Fehler erlaubt. Für Gisdol sei es vor allem wichtig, die Mannschaft nicht gleich in seinen ersten Tagen zu überfordern. „Man überlegt permanent, was kann die Mannschaft schon vertragen und was ist vielleicht noch zu viel.“

Dennoch erhoffe sich der neue Coach nach den Chaoswochen und dem Rauswurf von Bruno Labbadia ein anderes Auftreten des HSV als zuletzt. „Wir müssen einen dicken Strich unter das Vergangene setzen, das habe ich auch der Mannschaft gesagt“, erklärt Gisdol. „Ich erwarte von den Spielern, dass man sieht, dass es ein Neustart ist.“

Gisdol kämpft um Ekdal

Ob Mittelfeldstratege Albin Ekdal beim ausgerufenen Neustart mitwirken kann, wird sich wohl erst kurz vor Spielbeginn entscheiden. „Wir müssen schauen, inwieweit er belastbar ist. Das kann ich heute noch nicht beurteilen“, sagt Gisdol. „Ansonsten habe ich keine personellen Sorgen. Wir müssten mit der besten Elf starten können.“ Wie genau diese aussieht, wollte der Taktik-Fuchs noch nicht verraten. „Natürlich entwickelt sich im Kopf schon eine grobe Vorstellung über die Aufstellung, aber wir werden die Spieler weiter beobachten.“

Sicher ist bereits, dass Fan-Liebling Alen Halilovic eine größere Chance auf einen Einsatz von Beginn an haben wird als unter Labbadia. Gisdol testet den 20-jährigen Kroaten im Training immer wieder hinter der Spitze, was auch die HSV-Bosse freuen wird, die die Rolle des quirligen Offensivspielers zuletzt kritisch beäugten. Gelingt jetzt auch noch ein Sieg in Berlin, dürften die Club-Verantwortlichen endgültig aufatmen.

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Kommentar: Marcus Scholz zu Markus Gisdol

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